Essen. Die Ärztekammer Nordrhein hat schon ein Böllerverbot an Silvester wegen Corona gefordert. Das sagen die Stadt Essen und ein Feuerwerksverkäufer.

Je dramatischer die Pandemie-Lage, desto lauter wird insbesondere in der Ärzteschaft der Ruf nach einem Böllerverbot an Silvester. Die Stadt Essen hat sich noch nicht festgelegt. „Wir sind in Gesprächen mit der Polizei, dabei spielt das Thema Böllerverbot auch eine Rolle“, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg.

Zum Instrumentenkasten für einen möglichst friedlichen und reibungslosen Jahreswechsel könnte auch die Einrichtung von Verbotszonen innerhalb des Stadtgebiets gehören. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr sorgte die Silvester-Randale in Altenessen überregional für Schlagzeilen. Jugendliche Randalierer hatten eine Bushaltestelle der Ruhrbahn zertrümmert, eine gläserne Werbetafel zerstört, Mülleimer auf dem Marktplatz angezündet und Busfahrer massiv bedroht. Anschließend veröffentlichten die überwiegend jugendlichen Randalierer Videos ihrer Zerstörungswut. Ähnliche Videos entstanden in Huttrop nahe dem Wasserturm.

Altenessen: Randalierer zerlegen 2020 Haltestelle, legen Feuer und feiern sich in Video

Wäre es also denkbar, das Areal beispielsweise nahe Altenessener Markt und Allee-Center zu solch einer Böllerverbotszone zu erklären? Der Ordnungsdezernent schließt solche Schritte nicht grundsätzlich aus, meldet aber zugleich Bedenken an: „Was man verbietet, muss man auch durchsetzen können.“ So müsse die Frage geklärt werden, welche Ressourcen in der Silvesternacht in Essen zur Verfügung stehen und was die Einsatzkräfte zu leisten vermögen.

Aus Sicht der Böllerverkäufer stellt sich die Lage anders dar. Der Essener Thomas Schiemann betreibt seit langer Zeit den großen Feuerwerksverkauf in der Essener Eissporthalle und zeichnet ein düsteres Bild: „Bei allem Verständnis für die Sorgen der Krankenhäuser: Wenn das Silvester-Feuerwerk ein weiteres Mal abgesagt wird, ist die pyrotechnische Branche platt.“

Ein Großteil des Silvesterfeuerwerks 2021 sei bereits im Sommer des vergangenen Jahres ausgeliefert worden und lagere nun in Bunkern und speziellen Lagern. „Ich habe meine Ware auf mehrere Standorte verteilt“, sagt Schiemann. Anders als führende Discounter und Großhändler wie etwa Metro würde ein erneuter Ausfall des Silvester-Feuerwerks vor allem kleinere Händler wie ihn treffen, argumentiert Schiemann. Er selbst befürchtet einen finanziellen Schaden im fünfstelligen Bereich, wenn der Verkauf von Silvesterraketen, Chinaböllern und Feuerwerksbatterien erneut abgesagt würde.

Feuerwerksverkäufer: „Der Schwarzmarkt für Polenböller ist riesig – auch in Essen“

Schiemann befürchtet obendrein, dass ein Feuerwerksverbot erneut den illegalen Verkauf so genannter Polenböller befeuern könnte. „Der Schwarzmarkt für Polenböller ist riesig.“

Schon im vergangenen Jahr habe es auch in Essen trotz des allgemeinen Verkaufsverbotes von Silvesterfeuerwerk einen schwunghaften Handel mit Polenböllern gegeben. Die Nachfrage in Essen sei groß gewesen. „Polenböller enthalten die fünffache Menge an Schwarzpulver und sind absolut gefährlich.“ Angesichts der offenen Binnengrenzen in der EU sei es aber nahezu unmöglich, den Import dieses illegalen Feuerwerks zu stoppen. Bei Marken-Feuerwerken, wie er sie verkaufe, seien Unfälle und Verletzungen die absolute Ausnahme. „Wer bei Polenböllern nicht aufpasst, verliert sofort ein paar Finger“, so Schiemann.

Die Ärztekammer und die Krankenhausgesellschaft befürchten, dass die Intensivstationen an Silvester überlastet sein könnten mit Covid-19-Patienten. Zusätzliche Verletzte durch Böller könne man sich daher nicht leisten, so ihr Argument.