Essen. Der Rollstuhlfahrer in Essen-Katernberg, der in der Nacht auf Dienstag in Flammen geriet, schwebt noch in Lebensgefahr. Ermittlungen dauern an.

  • 62-Jähriger Rollstuhlfahrer schwebt nach Feuer weiter in Lebensgefahr
  • Auf einem Aldi-Parkplatz in Essen-Katernberg war der Mann in Brand geraten
  • Unfall, Verbrechen oder Suizidversuch? Die Diskussionen halten an, die Polizei ermittelt

Der Rollstuhlfahrer (62), der in der Nacht auf Dienstag in Flammen geriet, schwebt wegen seiner schweren Brandverletzungen noch in Lebensgefahr. Das berichtet die Polizei auf Anfrage am Mittwochmorgen. Der Mann war unter bislang nicht geklärten Umständen Opfer eines Brandes geworden. Schauplatz ist der Aldi-Parkplatz an der Katernberger Straße, unweit des Katernberger Marktes. Dort und im weiteren Umfeld ist der Rollstuhlfahrer zuletzt häufig gesehen worden. Unterdessen diskutieren viele Bürgerinnen und Bürger die Umstände, die zu dem Unglück geführt haben – und ob es überhaupt ein Unglück war. Oder nicht doch ein Verbrechen?

Die Polizei Essen ermittelt weiter – auch, ob es sich um versuchten Totschlag handelt. Denn der Nachbar, der eigenen Angaben zufolge den Rollstuhlfahrer, der keine Beine hat, mit einem Kasten Wasser gelöscht hat, berichtet: Das Opfer habe mehrfach gesagt, er sei von Fremden angezündet worden.

Viele haben den Rollstuhlfahrer hier häufig gesehen

Die Polizei weiß das – und hat aber auch andere Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass es sich um ein Unglück gehandelt hat. Von hochprozentigem Alkohol ist die Rede, der in der Vergangenheit schon mal danebenging, und von herunterfallenden Zigaretten.

Die Polizei sucht weiter Zeugen, auch wenn es im direkten Umfeld des Schauplatzes viele Menschen gibt, die den Rollstuhlfahrer zuletzt häufig gesehen haben: „Auf dem Parkplatz hielt er sich öfter auf“, weiß Markus Schmidt, der direkt nebenan Bratwurst und Pommes aus „Schnappers Grillkasten" heraus verkauft. Zeugen erzählten nach dem Vorfall, dass sie gesehen hätten, wie sich der Mann, der keine Beine hat, an einem Feuer versucht hatte zu wärmen.

Immer wieder Hilfe angeboten

Im Bürgerzentrum Kontakt, das schräg gegenüber am Katernberger Markt liegt, ist der Vorfall am Dienstag das Hauptgesprächsthema. Matthias Rochel, Leiter der Einrichtung, erklärt, dass dem Rollstuhlfahrer in der Vergangenheit immer wieder Hilfe angeboten wurde – vom Team des Bürgerzentrums, vom Team der Kirchengemeinde, von der Obdachlosenhilfe und auch immer wieder von Polizei und Rettungskräften. „Er wollte keine Hilfe annehmen und auch nicht im Krankenwagen mitfahren“, weiß Rochel. Auch in der zuständigen Bezirksvertretung war das Thema auf der Tagesordnung.

 Das Bürgerzentrum Kontakt in Essen-Katernberg: Hier kannten viele den Rollstuhlfahrer, der auf dem Aldi-Parkplatz Feuer fing.
 Das Bürgerzentrum Kontakt in Essen-Katernberg: Hier kannten viele den Rollstuhlfahrer, der auf dem Aldi-Parkplatz Feuer fing. © Unbekannt | Iris Müller

Der Mann sei immer alleine unterwegs gewesen, die Hosenbeine hingen am Rollstuhl herunter. Grundsätzlich sei der Rollstuhlfahrer friedlich und ansprechbar gewesen, hätte aber auch immer eine Flasche Wodka bei sich gehabt. Im Sommer habe er tagelang auf der Treppe der Kirche gesessen, Katernberger und Katernbergerinnen hätten ihm ab und an Suppe und Brötchen gebracht. Ein Besucher des Bürgerzentrums weiß zu berichten, dass der Rollstuhlfahrer außerdem geraucht habe und oft in eine Decke aus Polyester eingewickelt war, das sei unter Umständen eine brandgefährliche Kombination.

Fester Wohnsitz in Essen

Fest steht, dass es sich nicht um keinen Obdachlosen handelt, denn der 62-Jährige hat nach Angaben der Polizei einen festen Wohnsitz in einem Heim im Süden von Essen. Dort war er aber wohl nicht allzu oft. „Der hat immer in seinem Rollstuhl geschlafen“, erzählt Markus Schmidt in seiner Bratwurstbude. Mal im Häuschen der Bushaltestelle, mal auf dem Aldi-Parkplatz und auch manchmal hinter seinem Grillwagen. „So einer muss betreut werden“, findet Matthias Rochel. Wie man jemanden betreut, der das absolut nicht will, ist ihm jedoch auch unklar.

Die Polizei bittet Zeugen, die verdächtige Beobachtungen in dem Zeitraum gemacht haben, sich unter 0201/829-0 zu melden.