Essen-Katernberg. . Seit zehn Jahren ist das Bürgerzentrum Kontakt in Essen-Katernberg eine wichtige Anlaufstelle im Stadtteil. Warum das Projekt funktioniert.
Wohnzimmer, Beratungsstelle, Zufluchtsort – die Beschreibungsmöglichkeiten des Bürgerzentrums Kontakt sind vielfältig. Rund 500 Menschen suchen es wöchentlich auf – ein Spitzenwert. Dass der Treffpunkt im Herzen Katernbergs nun bereits seit zehn Jahren besteht, feierten die Verantwortlichen zusammen mit den Bewohnern des Stadtteils am Wochenende auf dem Katernberger Markt.
Zwar ist das Bürgerzentrum heute Dreh- und Angelpunkt des „Stadtteilprojektes Katernberg“ – die Idee einer zentralisierten Stadtteil-Sozialarbeit ist jedoch schon älter. Thomas Rüth von der Awo erklärt: „Die Idee eines Stadtteilprojektes in Katernberg ist bereits vor rund 30 Jahren entstanden, als die letzten Kumpels auf Zollverein einfuhren und man befürchtete, dass der Stadtteil kippen könnte, wenn ein Großteil der Bewohner arbeitslos würde. Dies ist glücklicherweise verhindert worden.“
Zunächst war man dezentral im Stadtteil tätig, unterhielt zwei kleinere Standorte. Das Bürgerzentrum in seiner heutigen Form geht vor allem auf die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde zurück, der das Gebäude im Schatten des Bergmannsdoms gehört. Zu weiteren wichtigen finanziellen und strukturellen Partnern wurden neben der Jugendhilfe die Stadt Essen, die Awo und die Uni Duisburg-Essen, die Sozialarbeiter beim Stadtteilprojekt ausbilden lässt.
Fördermittel von Land und Bund
„Dass wir durch die Unterstützung dieser Institutionen und auch durch großzügige Fördermittel von Land und Bund in der Lage waren, mit dem Kontakt eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, war entscheidend für den Erfolg des Projektes“, erklärt Rüth. Denn: „Identifikation mit dem eigenen Stadtteil braucht einen Raum!“
Das sei in Katernberg hervorragend gelungen. Paul Hendricks, Koordinator des Stadtteilprojektes, berichtet: „Die Menschen nehmen das Angebot des Bürgerzentrums an, sagen, ‚das ist für uns‘.“ Thomas Rüth pflichtet dem bei: „Sicher ist genau das der Schlüssel zum Erfolg des Projektes. Wenn man keine Identifikation schaffen kann, verliert man die Leute. Katernberg ist sicherlich nicht frei von Problemen, aber wir haben eine geringe Durchwanderungsrate. Der Katernberger lebt insgesamt gerne hier.“
Identifikation ist ein wichtiges Schlüsselwort
Gerade in einem multikulturellen Stadtteil ist Identifikation ein wichtiges Schlüsselwort. Dass in Katernberg Integration gelebt wird, werden die Verantwortlichen nicht müde zu betonen. Rüth: „Das Bürgerzentrum ist auch ein Ort, an dem Unterschiedlichkeit möglich ist, der Treff der Kulturen ist kein konfliktfreier Prozess, aber einer im respektvollen Austausch.“
Identifikation und Integration als Kitt, der einen sozial teils schwierigen Stadtteil zusammenhält – dieses Modell stieß auch außerhalb Essens auf Interesse. „In Berlin-Neukölln beispielsweise hat man unser Projekt adoptiert“, berichtet Paul Hendricks nicht ohne Stolz.
Für einen weiteren wichtigen Faktor – die Kontinuität – sind durch das zehnjährige Bestehen wohl beste Voraussetzungen vorhanden. Oder wie Paul Hendricks es selbst formuliert: „Wo ich uns in zehn Jahren sehe? Na, in erster Linie am Katernberger Markt!“