Essen. Die Zahl der Teststationen für Corona-Schnelltests in Essen nimmt wieder zu. Stellenweise hat sich der Andrang verdoppelt und verdreifacht.

Je kritischer die Pandemie-Lage, desto größer der Andrang bei den aktuell 286 Schnelltest-Zentren in Essen. Dass die Tests seit gut einer Woche obendrein wieder kostenfrei sind, verstärkt den Ansturm. „Die Zahl der Testungen hat sich seitdem verdoppelt bis verdreifacht“, schätzt der Essener Apotheker Peter Ricken, der an drei Stellen in der Innenstadt Corona-Schnelltests durchführt.

Das Gesundheitsamt der Stadt Essen bestätigt das stellenweise sprunghaft gestiegene Interesse an kostenlosen Schnelltests. „Seit die Bürgertestungen wieder kostenlos sind, hat das Gesundheitsamt neue Anträge zur Einrichtung von Teststellen erhalten“, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Die Gesundheitsbehörde gehe davon aus, dass die Anzahl der Teststellen wieder steigen wird.

Am 8. Oktober gab es noch 331 Teststellen in Essen, aktuell sind es 286

Seit Wiedereinführung der Gratis-Tests seien dem Gesundheitsamt 27.470 Testungen (Stand Donnerstag, 18. November) gemeldet worden. 183 Tests davon waren positiv. Die vorläufig höchste Zahl an Teststellen zwischen Karnap und Kettwig hat es am 8. Oktober mit insgesamt 331 Standorten gegeben, am 5. November seien es noch 289 gewesen.

Peter Ricken gehörte zu den ersten, die in Essen ein Testzentrum aufbauten: im Foyer der Grugahalle. Später folgte eine weitere Teststation in der Lichtburg. Inzwischen betreibt Ricken eine Teststation im ehemaligen Ladenlokal von Karstadt Sport im Einkaufszentrum Limbecker Platz, ferner testet er in seinen Apotheken Rathaus Galerie und Hauptbahnhof.

In den ersten Tagen nach Wiedereinführung der Gratis-Schnelltests sei die Resonanz noch „mittelmäßig“ gewesen. „Anscheinend war noch nicht bei allen angekommen, dass die Tests wieder kostenfrei sind“, vermutet der Apotheker. Inzwischen würden die Testzentren wieder gut angenommen. Die 3G-Regel am Arbeitsplatz werde den Testzentren weiteren Zulauf bescheren, schätzt Ricken. Schließlich biete längst nicht jeder Arbeitgeber solche Tests im eigenen Betrieb an.

Teststellen-Betriebsleiterin diagnostiziert ein krasses Süd-Nord-Gefälle

Familie Amin betreibt seit diesem Frühjahr zwei Testzentren in Essen: ein Testzelt auf dem Parkplatz Media Markt an der Gladbecker Straße in Altenessen und einen Drive-in an der Laupendahler Landstraße in Werden (früher Werdener Autohof). Auffällig ist für Betriebsleiterin Wahiba Amin das ihrer Ansicht nach krasse Süd-Nord-Gefälle. Während sie am Samstag am Media Markt zwischen 8 und 20 Uhr lediglich 103 Schnelltest registrierte, zählte sie in Werden in derselben Zeit 614 Tests: exakt das Sechsfache. Dieselbe Diskrepanz gab’s schon am Freitag: nur 96 Tests am Media Markt, aber 384 in Werden.

Mehr als 280 Teststellen in Essen

Bürgertestungen sind seit dem 13. November wieder kostenlos. Negative Testnachweise dürfen höchstens 24 Stunden alt sein.

Die Stadt Essen veröffentlicht auf ihrer Webseite essen.de unter dem Menüpunkt Coronavirus in Essen eine aktualisierte Übersicht über die annähernd 300 Teststellen im Stadtgebiet.

Die ersten Testzentren in Essen öffneten Ende 2020.

Bei den Menschen im Essener Süden diagnostiziert Wahiba Amin einen auffälligen Trend zu „mehr Eigenverantwortung und Rücksichtnahme“, bei den Menschen im Norden hingegen eher Gleichgültigkeit. Selbst in den fünf Wochen zwischen dem 11. Oktober und 12. November, als die Schnelltests vorübergehend kostenpflichtig waren, hätten sich im Werdener Drive-in viele Kunden trotz Zweitimpfung freiwillig schnelltesten lassen.

Ein weiterer Trend, der zur allgemeinen Pandemie-Lage passe, ist nach Wahiba Amins Beobachtung die steigende Zahl positiver Test-Ergebnisse. Alarmierend sei inzwischen auch die Situation in den beiden Laboren, mit denen sie in Sachen PCR-Tests zusammenarbeite. Beide seien komplett ausgelastet. „Bis die Ergebnisse vorliegen, können statt 24 nun 48 Stunden vergehen.“