Essen. Im Essener Briefzentrum sortiert eine neue Anlage jetzt auch Päckchen. Welchen Weg die Weihnachtspost dort nimmt – ein Blick hinter die Kulissen.

Im Essener Briefzentrum werden jeden Tag auch tausende Päckchen sortiert – das soll den Standort langfristig sichern. Die Pandemie hat einen Trend verstärkt, den die Deutsche Post schon seit Längerem beobachtet: Die Zahl der Briefsendungen geht zurück, die der Pakete steigt. Deshalb reagierte die Post und lässt kleinere Päckchen bis zu zwei Kilogramm auch im Briefzentrum sortieren. Eine neue Anlage steigert die Kapazitäten jetzt zusätzlich.

  • Mit Unterstützung der neuen Anlage werden im Essener Briefzentrum pro Tag rund zwei Millionen Sendungen sortiert.
  • Die Zahl der tariflich beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt bei rund 550 und soll nach Angaben der Deutschen Post auch nicht verringert werden.
  • Die neue Anlage sortiert pro Stunde bis zu 10.000 Päckchen.
  • Wenn die Kapazität erweitert werden muss, wird zusätzlich per Hand sortiert, wie es bislang üblich war.

Vor allem vor Weihnachten, wenn besonders viele Sendungen unterwegs sind, soll sich die neue Anlage beweisen. Viele kleinere Geschenke, die aus oder nach Essen verschickt werden, laufen in diesem Jahr über die neuen Fließbänder, um pünktlich unterm richtigen Tannenbaum zu landen. Packt ein Kind aus Essen zum Beispiel ein Päckchen mit Keksen und Wunschzettel an das Christkind, adressiert es an das Weihnachtspostamt in 51777 Engelskirchen und gibt es in einer Essener Postfiliale ab, dann beginnt die Reise.

So werden die Päckchen im Briefzentrum Essen sortiert

Zunächst wird das Päckchen zusammen mit anderen in einen Lkw verladen und abends zum Briefzentrum ins Gewerbegebiet nach Essen-Vogelheim transportiert. In einer großen Halle werden die Sendungen schon erwartet, hier beginnt am frühen Abend Schritt eins im Briefzentrum: die sogenannte Kommissionierung. Insgesamt 60 Ladetore hat das Briefzentrum. „Die Lkw docken hier an und werden ausgeladen“, erklärt Thomas Feldhege. Der Gelsenkirchener leitet das Essener Briefzentrum, das eines von 83 in Deutschland ist.

Thomas Feldhege ist Leiter des Essener Briefzentrums. Mit der neuen Technik sei kein Abbau von Arbeitsplätzen verbunden, betont er.
Thomas Feldhege ist Leiter des Essener Briefzentrums. Mit der neuen Technik sei kein Abbau von Arbeitsplätzen verbunden, betont er. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In der Kommissionierungshalle ist schon das Rattern der vielen Fließbänder zu hören. Wer hier unterwegs ist, sollte entweder eine dicke Jacke tragen oder sich warm arbeiten – durch die geöffneten Tore wird es schnell frisch. Pflicht ist auch eine knallige Warnweste, Gabelstapler fahren durch die Hallen und die Techniker flitzen auf Tretrollern von einem Einsatzort zum Nächsten. In einem der sogenannten Briefbehälterwagen – im Briefzentrum gibt es lauter solcher Schlangenwörter – liegt auch das Päckchen ans Christkind in Engelskirchen.

Auf einem Fließband werden die Pakete und Päckchen bis zwei Kilogramm in die Sortieranlage transportiert. Oben drehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie mit der richtigen Seite nach oben.
Auf einem Fließband werden die Pakete und Päckchen bis zwei Kilogramm in die Sortieranlage transportiert. Oben drehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie mit der richtigen Seite nach oben. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Ein Mitarbeiter fährt den Wagen in die Nebenhalle, in der die neue Sortieranlage steht. Er fährt den Wagen an ein Fließband heran und lässt ihn per Knopfdruck auf eines der Fließbänder entleeren. Damit das Christkind wohlgestimmt bleibt und keine Keksbrösel geliefert bekommt, öffnet sich der Wagen voller Päckchen erst kurz über dem Fließband, so dass sie möglichst sanft landen.

Päckchen sollen am Folgetag zugestellt werden

Jetzt kann Schritt zwei beginnen, das Sortieren. Die Päckchen werden in die Anlage transportiert, wo sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit stehen, um sie so zu drehen, dass die Adresse nach oben zeigt. Dieser Schritt ist immer noch Handarbeit, danach übernimmt die Automatik wieder. Der Aufkleber auf dem Päckchen wird jetzt gescannt: Die Maschine erkennt, dass es nach Engelskirchen gehen soll, merkt sich die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl und das Fach, in dem das Päckchen auf dem Band liegt.

Sind die Rollwagen voll, werden sie für die Weiterfahrt per Lkw ins Briefzentrum des Zielorts bereitgestellt.
Sind die Rollwagen voll, werden sie für die Weiterfahrt per Lkw ins Briefzentrum des Zielorts bereitgestellt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Fahrt geht weiter, bis sich die Klappe des Fachs über genau dem Rollwagen öffnet, der für das Briefzentrum bestimmt ist, das Sendungen mit 51er-Postleitzahlen entgegennimmt. Die verschiedenen Rollwagen stehen in einer langen Reihe, über ihnen leuchten grüne Lampen. Schalten sie um auf Rot, dann ist es Zeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den Wagen zu entnehmen und gegen einen leeren auszutauschen. Der volle Wagen mit lauter Päckchen in Richtung Postleitzahlengebiet 51 wird jetzt wieder in die Kommissionierungshalle gebracht und nachts in einen Lkw verladen. Am folgenden Tag wird das Päckchen dann das Weihnachtspostamt des Christkinds erreichen.