Essen. Am St. Josef Krankenhaus in Kupferdreh hat ein Arzt am Arbeitsplatz seinen Impfstatus zur Schau gestellt – aus Protest. Wie die Klinik reagiert.

Impfgegner gibt es überall, aber gerade in den medizinischen Abteilungen der Krankenhäuser ist diese Haltung aus naheliegenden Gründen besonders heikel. Groß war daher das Aufsehen, als am Freitag (12.11.) ein Mediziner am St. Josef-Krankenhaus in Kupferdreh mit einer selbst gebastelten gelben Armbinde zum Dienst erschien, auf der in großen schwarzen Lettern „Ungeimpft“ stand, garniert mit dem kritisch zu verstehenden Hinweis, dass er regelmäßig einen PCR-Test vorlegen müsse. Eine Provokation, mit der der Oberarzt offensichtlich Protest gegen die Regelung und indirekt gegen seinen Arbeitgeber einlegen wollte.

In den Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel, die zum Krankenhaus-Unternehmen Contilia gehören, war man begreiflicherweise nicht erfreut, als der Vorgang ruchbar wurde. „Wir bedauern den Vorfall sehr“, betonte Krankenhaus-Sprecherin Corinna Bach auf Anfrage in einer Mitteilung. Mutmaßlich ist der Klinikleitung bewusst, dass dieser Fall nach außen und innen eine andere Signalwirkung hat, als wenn beispielsweise ein Pfleger sich verweigert.

Die freie Meinung werde respektiert, nicht jedoch der Ort des Protestes, heißt es

„Natürlich respektieren wir die freie Meinung eines jeden, daher ist das subjektive Empfinden des Mitarbeiters auch zu respektieren“, heißt es in der Mitteilung. „Allerdings ist der Ort, seinen Protest zu äußern, nicht akzeptabel und wird auch von Seiten der Krankenhausleitung nicht toleriert.“ Der Mitarbeiter habe seine Binde rasch wieder abgenommen. Da es keine Impfpflicht gibt, „seien die wenigen ungeimpften Mitarbeitenden aufgerufen, sich engmaschig testen zu lassen“, so Corinna Bach. Das gilt selbstverständlich auch für die Ärzte.

Ungeachtet des spektakulären Einzelfalls, ist das St. Josef-Krankenhaus keineswegs die einzige Essener Klinik, die Probleme mit ungeimpften Mitarbeitern hat. Sogar am Uniklinikum – wenn man so will: der hohen Schule der Schulmedizin – gibt es Angestellte, die sich verweigern. Zwar seien nach Angaben eines Sprechers mittlerweile 88 Prozent der Klinikum-Beschäftigten geimpft und damit deutlich mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt, doch auch hier sind vereinzelt sogar Ärzte unter den bewusst Ungeimpften.

Selbst das Uniklinikum hat Probleme mit einzelnen ungeimpften Ärzten

Es gebe Gespräche auf allen Ebenen, doch dürfe man sich nicht vormachen: „Wer jetzt noch ungeimpft ist, ist nur sehr schwer zu überzeugen“, so der Sprecher. Dass man die Impfquote nennenswert weiter steigen könne, sei nicht zu erwarten. Das Uniklinikum setzt daher an anderer Stelle an: Bei Neueinstellungen ist die Impfung künftig Voraussetzung.