Essen. Essens Sterneköchin Erika Bergheim zählt zu den besten im Land. In Kettwig hat sie aus einem Traditionslokal ein neues Edel-Restaurant gemacht.
Wenn es stimmt, dass es für einen guten ersten Eindruck keine zweite Chance gibt, haben sie in der neuen „Pierburg - Erika Bergheim“ alles richtig gemacht. Bei Anbruch der Dunkelheit verbreitet allein schon das direkt am Restaurant-Eingang flackernde Kaminfeuer auf Anhieb eine wohlige Atmosphäre. „Das hat mit der alten Pierburg nichts mehr zu tun“, frohlockt ein Gast am Abend vor der offiziellen Neueröffnung am Martinstag.
Monatelang haben Architekten und Handwerker, Designer und Dekorateure das Haus komplett saniert und aufpoliert. Seinen immer noch klangvollen Markennamen hat das mehr als hundert Jahre alte Ausflugslokal im Essener Süden beibehalten, aber entstanden ist ein Edel-Restaurant, auf dessen Eröffnung Feinschmecker weit über Essen hinaus mit großem Appetit gewartet haben dürften. Die zahlreichen Tischreservierungen – sehr viele schon weit vor dem Eröffnungstermin getätigt – belegen dies.
Erika Bergheim ist Köchin des Jahres 2019 und Genussbotschafterin des Ruhrgebiets
Es ist vor allem der Name der Chefin, der der Pierburg 2.0 immense Strahlkraft verleiht: In der von Männern dominierten Welt der Spitzenköche hat sich die lange im Schloss Hugenpoet wirkende Essener Sterneköchin fest etabliert – zuerst mit dem Michelin-Stern im „Nero“, zuletzt dann im „Laurushaus“. Der Schlemmer-Atlas kürte sie zur „Köchin des Jahres 2019“, außerdem ist sie „Genussbotschafterin des Ruhrgebiets“. Nun schlägt die freundliche, bescheidene, aber stets leidenschaftliche Kochkünstlerin an der Schmachtenbergstraße in Kettwig ein neues Kapitel auf.
Erika Bergheim eröffnet die neue Pierburg in Essen-Kettwig
Schmuckstück des mit 80 Plätzen großzügig angelegten Gourmet-Domizils ist neben dem Lounge-Bereich am Eingang und dem separaten Weinzimmer fraglos der große Saal. Einst fanden hier – abgetrennt vom Restaurant – bevorzugt Hochzeiten und sonstige Familienfeiern statt. Die abgehängte Decke haben sie rausgerissen und den Blick freigelegt auf die uralte rustikale Dachvertäfelung. Die eichenen Landhausdielen und eichene Deko-Elemente, dazu überhaupt die dörfliche Lage, erzeugen ein angenehmes Klima der Naturverbundenheit. Was sich übrigens mit dem kulinarischen Anspruch der Küchenchefin deckt: nämlich eine gehobene Landhausküche anzubieten aus frischen und gerne auch regionalen und saisonalen Zutaten.
Pierburg-Einrichtung: modern, dezent, warm und viel Landhaus-Charme
Die Einrichtung selbst ist reduziert und modern, warm und elegant, gediegen und gepflegt: Die mit curryfarbenem Velours bezogenen hohen Sitzbänke wirken wie Raumteiler und die schicken, dimmbaren Leuchten heben exakt das hervor, worauf es dem Gast hier zu allererst ankommt: die Bergheimschen Genuss-Kreationen zu sehen und zu schmecken.
Groß ist die Vielfalt an Vorspeisen und Zwischengängen, die auf die Teller im Pottery-Style kommt – von Kürbis vegetarisch (Kräuterseitlinge/Buchweizencreme/Pilzerde - 15 Euro) über Oktopus (Zitronencreme/Kartoffelragout/Queller - 18 Euro) und Fischsüppchen (Rochen/Miesmuscheln/Safanaioli - 12,50 Euro) bis hin zu Ravioli mit Kalbsleber (Thymianbutter/Birne/geschmorte Zwiebel – 15 Euro) und Knusprigem Schweinebauch (Grünkohl/Sesam/Paprika/Limette – 16 Euro). Die Hauptgerichte (Fisch & Fleisch) kombinieren Klassisches, Modernes und Saisonales. Ein herzhafter Winter-Traum ist der Entenbraten mit Orangen-Rosmarinjus, Gewürzrotkohl und Semmelknödel (38 Euro). Süße Schlusspunkte setzen Köstlichkeiten wie der Arme Ritter (Pflaumenragout mit Pflaumenwein und Marzipaneis - 12 Euro) oder die Kaffee-Schokotarte mit Orange/Mandarinensorbet (12 Euro).
Feinschmecker urteilt: „Eine Top-Adresse für Menschen, die gerne gut essen wollen“
Es ist eine illustre Runde, die Erika Bergheim beim Pre-Opening zu Tisch gebeten hat: Weinhändler und Hotelchefs sind gekommen, gute Nachbarn und alte Freunde, Architekten und Getränke-Lieferanten. An Erika Bergheims Erfolg in der neuen Pierburg zweifelt niemand von ihnen. „Dies wird eine Top-Adresse für Menschen, die gerne und gut essen wollen“, sagt ein Feinschmecker, dessen Urteil Gewicht hat: Der Mann, seit seiner Kindheit ein Liebhaber der französischen Gourmet-Küche, war lange Jahre tätig als Michelin-Inspekteur fürs Benelux.
Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag
Die neue „Pierburg – Erika Bergheim“ hat von Mittwoch bis Sonntag geöffnet.
Die täglichen Öffnungszeiten: 12 bis 14.30 Uhr (Küchenzeit bis 14 Uhr); Kaffee und Kuchen 15 bis 18 Uhr; 18.30 bis 24 Uhr: Abendservice Küchenzeit.
In der warmen Jahreszeit wird die Pierburg ihre ebenfalls neu gestaltete Terrasse öffnen.
Im Ausschank gibt’s Stauder Pils und Starnberger Hell vom Fass. Das Mineralwasser ist in Essen abgefüllt, es stammt von der Schloss Quelle in Borbeck.
Internet: pierburg-essen.com
Im Laufe des Abends verbreiten sich in der Pierburg die wohligen Düfte, die aus der offenen Küche herüberdringen. Diese optische und aromatische Transparenz ist beabsichtigt. Das ganze Küchenteam – mittendrin die Bergheim selbst – will dem interessierten Gast anschaulich vormachen, dass anspruchsvolle Küche beides ist: solides und auf Präzision bedachtes Handwerk, aber auch kreatives Schaffen mit Tellern wie Leinwände – Kochkunst eben.