Essen. So oft rückt die Essener Feuerwehr aus, hier sind Standorte von Rettungsfahrzeugen, so lange brauchen die Kräfte zum Einsatzort. Eine Übersicht.

Wer den Notruf 112 wählt, hat oft keine Zeit zu verlieren. Gleichzeitig steigt die Zahl der Einsätze im Rettungsdienst unaufhörlich. Feuer, Unfälle, medizinische Notfälle sowie eine zunehmende Zahl von Menschen, die beim kleinsten Zipperlein die „112“ wählen, eine älter werdende Bevölkerung und immer mehr Krankentransporte von einer Klinik zur anderen in einer Stadt, deren Krankenhäuser sich immer stärker spezialisieren: Im vergangenen Jahr rückten Feuerwehr und Rettungsdienst insgesamt 156.149 Mal aus – das ist im Durchschnitt alle dreieinhalb Minuten.

Wie viele der Einsätze sind tatsächliche Rettungseinsätze?

Nach Angaben der Feuerwehr ist fast die Hälfte aller Einsätze zeitkritisch ist, weil es sich um eine Notfallrettung handelt – dann rücken Notarzt und Rettungswagen aus, die hochmodern mit entsprechenden Geräten ausgestattet sind. Rund 50 Prozent entfallen auf den besser planbaren Krankentransport, während Intensivtransporte oder Verlegungen nur rund ein Prozent des Gesamtaufkommens ausmachen. Ein Großteil der Kranken- und Intensivtransporte wird von den Hilfsorganisationen – Deutsches Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter und Arbeiter-Samariter-Bund – mit ihren Fahrzeugen übernommen. Die Feuerwehr hat für diese Einsätze klassische Krankenwagen.

Wie viele Fahrzeuge stehen insgesamt zur Verfügung?

Nur die Feuerwehr Essen verfügt über 28 Rettungswagen und sieben Notarzteinsatzfahrzeuge. Hinzu kommen die Krankenwagen und die Krankentransportwagen der Hilfsorganisationen.

Nach welcher Zeit müssen Rettungskräfte bei einem Notfall am Einsatzort sein?

Im Rettungsdienstgesetz NRW steht, dass prinzipiell eine Hilfsfrist von acht Minuten im Einsatzkernbereich („Stadtgebiet“) und im Einsatzaußenbereich („ländliches Gebiet“) eine Hilfsfrist von 12 Minuten in jeweils 90 Prozent der Fälle eingehalten werden soll. Es handelt sich nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums hierbei um keine gesetzlich bindende Regelung, sondern um eine Empfehlung. Die Träger des Rettungsdienstes sind jedoch gesetzlich zur flächendeckenden Versorgung mit rettungsdienstlichen Leistungen verpflichtet.

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© funkegrafik nrw | Pascal Behning

Was umfasst die Hilfsfrist?

Als sogenannte Hilfsfrist ist der Zeitraum definiert, der zwischen dem Eingang der Notfallmeldung in der Leitstelle und dem Eintreffen „des ersten qualifizierten Rettungsmittels am Notfallort“ vergeht. Feuerwehrsprecher Christoph Riße erklärt das Prozedere: „Die Leitstelle nimmt den Anruf entgegen und muss dann blitzschnell mithilfe eines Fragenkatalogs entscheiden, welche Art von Einsatz vorliegt.“ Der Computer helfe dabei zu erkennen, welche Fahrzeuge dem Einsatzort am nächsten sind. Die Einsatzkräfte werden losgeschickt und sollen dann wenige Minuten später vor Ort sein. Bei der Minutenvorgabe zähle bei einem Einsatz in einem Haus die Ankunft auf der Straße und nicht beim Patienten selbst.

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Kann die Feuerwehr oder die Leitstelle etwas für den Patienten tun, während die Rettungskräfte unterwegs sind?

In Essen sind 467 mobile Retter im Einsatz. Die „Mobile Retter“-App alarmiert Freiwillige, die ausgebildet sind in Erster Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen können, bei einem Notfall, der sich etwa 500 Meter von ihnen abspielt. Der ,Mobile Retter soll in maximal sechs Gehminuten am Schauplatz sein und Ersthelfer beim Patienten unterstützen, bis die Rettungskräfte der Feuerwehr eintreffen. In dem Fall der Frau aus Altenessen wurden sie kontaktiert, es sei aber laut Christoph Riße niemand einsatzbereit beziehungsweise in unmittelbarer Nähe gewesen. In kritischen Situation – wie etwa einer Reanimation – betreut die Leitstelle die Ersthelfer bei Bedarf durchgehend am Telefon, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Schaffen es die Rettungskräfte in der Regel in der vorgegebenen Zeit am Einsatzort zu sein?

Ziel der Feuerwehr ist, dass in 90 Prozent aller Fälle jeder Notfallort spätestens acht Minuten nach einem Alarm erreicht wird. Jedes Jahr werden die Einsätze ausgewertet. Wird das Ziel nicht erreicht, muss nachgesteuert werden – entweder durch mehr Fahrzeuge oder durch mehr Standorte. Riße: Wir können im Straßenverkehr aber auch nicht durch Baustellen fliegen.

Wie oft kommt es vor, dass Rettungswagen aus andere Stadtteilen zum Einsatzort kommen?

Häufig. Es wird nach Angaben von Christoph Riße immer das Fahrzeug alarmiert, was am nächsten zum Einsatzort ist. Entweder es startet von der Rettungswache im selben Stadtteil – falls es dort eine gibt – oder es ist gerade von einem Einsatz auf dem Rückweg und ist dem Notfall am nächsten. Es könne beispielsweise sein, dass ein Rettungswagen von der Wache in Altenessen zu einem Notfall in Altenessen startet und den Patienten dann ins Uniklinikum fährt. Wenn dann ein Notruf aus Rüttenscheid eingeht, fährt der Rettungswagen direkt dorthin, weil er am nächsten dran ist. Laut Riße endet der Einsatzbereich auch nicht zwangsläufig an der Stadtgrenze, sondern die angrenzenden Städte helfen sich gegenseitig aus.