Essen/Lagos. Rhena und Viktor Lissy aus Essen sind nach Portugal ausgewandert. Welche Hindernisse es beim Start in ihr neues „Vanlife“ gibt.
Rhena und Viktor Lissy sind angekommen in ihrer neuen Wahlheimat: Den kühlen Herbst im Ruhrgebiet tauscht das Paar aus Essen gegen milde Temperaturen in Portugal. Von nun an wohnen die beiden im umgebauten Transporter, mitsamt Hund und zwei Katern. Der Start ins „Vanlife“ war mit gemischten Gefühlen verbunden.
„Natürlich sind auch Tränen geflossen“, schreiben die beiden über den Abschied von Familie und Freundeskreis in Essen. Doch nach mehreren Jahren der Planung seien sie vor allem froh gewesen, dass es endlich losgeht. Die Mietwohnung haben Rhena und Viktor Lissy gekündigt, viele Möbel und Hausrat verkauft, nach Feierabend am Ausbau des Transporters gearbeitet. Etwa 23.500 Euro und unzählige Arbeitsstunden haben sie investiert. Mit Hund Chappy und den Katern Walter und Jesse an Bord ging es Anfang Oktober los in Richtung Algarve.
Paar aus Essen wandert im Van nach Portugal aus
Über Belgien, Frankreich und Spanien sind es rund 2500 Kilometer bis nach Lagos. Die portugiesische Stadt ist der erste Anlaufpunkt für die Essener, dort haben sie sich angemeldet und Steuernummern beantragt. Nun fahren sie die Westküste entlang Richtung Lissabon und gewöhnen sich an ihr neues Leben. „Es ist definitiv anders als zuhause, wo man aufsteht, sich frisch macht, die Tiere füttert, einen Tee kocht und sofort loslegen kann“, schreibt Rhena Lissy. „Im Van ist alles etwas umständlicher.“ Der Platz ist begrenzt, Fahrten und Erledigungen müssen gut geplant sein.
Camping in Europa – Länder haben unterschiedliche Regeln
- Wer im Wohnmobil oder Bulli in Europa unterwegs ist, sollte sich genau über die Regelungen im jeweiligen Land informieren.
- Frei in der Landschaft zu stehen ist in vielen Ländern untersagt.
- Auch in Portugal müssen Camper offizielle Stellplätze nutzen.
„Wenn man sich dann entschieden hat weiterzufahren, muss erst mal der gesamte Van wieder fahrbereit gemacht werden. Alles was rumliegt, rumsteht, oder rumhängt muss eingepackt werden und sicher verstaut werden, sodass während der Fahrt nichts rumfliegen kann.“ Am nächsten Standort angekommen heißt es für die 28-Jährige und ihren 31-jährigen Mann erst einmal arbeiten.
Die virtuelle Assistentin kann ihre Social-Media-Dienstleistungen auch aus dem Süden anbieten – sofern die Internetverbindung stabil ist. Viktor Lissy bildet sich im Programmieren fort, um ebenfalls ortsunabhängig Geld verdienen zu können. „Wenn man am Nachmittag oder Abend dann noch Zeit hat für einen Feierabend-Spaziergang am Strand, dann weiß man, wofür man das alles hier macht“, sind sich die beiden einig.
Tiere haben sich im mobilen Zuhause schnell eingelebt
Die Kater Walter und Jesse haben sich schneller eingelebt, als das Paar es erwartet hatte. „Sie schlafen bei der Fahrt immer seelenruhig hinten auf dem Bett oder in ihren Höhlen und wenn wir an einem Stellplatz sind spazieren sie entweder draußen an der Langlaufleine herum, entspannen sich in der Sonne, oder sie liegen bei uns“, berichten die Lissys. Zum Glück haben sie auch das eingebaute Katzenklo direkt genutzt.
An anderen Stellen hingegen gibt es im Transporter noch Verbesserungsbedarf. Die Hängeschränke zum Beispiel sind zu dicht über dem Bett, so dass die Nächte bisher noch nicht rundum bequem waren. Die Schubladen sind trotz Magneten während der Fahrt aufgegangen, für sie muss noch eine bessere Befestigung her. Die Seitentür hat einen Wackelkontakt und auch die Dusche ist noch nicht fertig. Zusätzlich zum regulären Job sind also weiter handwerkliche Einsätze angesagt für die Auswanderer.
„Abgesehen davon finden wir es aber super schön und bereuen nichts“, schreiben Rhena und Viktor Lissy per Mail. „Wir sind jeden Tag dankbar an so schönen Orten leben zu dürfen, bei Meeresrauschen aufzuwachen und unser Zuhause immer bei uns zu haben.“ Sie fahren jetzt in den Norden Portugals, im Winter wollen sie aber wieder möglichst weit im Süden halten.