Essen. Anfang Juli herrschte viel Euphorie in der Essener Nord-City: Die erste Markthalle der Stadt öffnete ihre Pforten. Nun gibt es massive Probleme.
Es sollte das Herzstück der ersten Essener Markthalle sein. Doch gerade einmal drei Monate nach der Eröffnung schließt das „Café Klee“ bereits seine Pforten. „Das Café hat schon am alten Standort in der Viehofer Straße nicht funktioniert“, begründet der Inhaber der Markthalle, Reinhard Wiesemann, die überraschende Schließung. Der Unternehmer sucht jetzt nicht nur nach einem Nachfolger fürs Café, auch konzeptionell will er die Markthalle auf neue Beine stellen.
Nicht nur das vegetarisch ausgerichtete „Klee“ („Internationale Küche mit dem gewissen Etwas“) litt unter mangelndem Kundeninteresse, auch der bereits geschlossene Obststand ist auf Äpfeln und Birnen sitzengeblieben. „Einige Sachen in der Markthalle klappen einfach nicht“, räumt Wiesemann ein, und fügt hinzu: „Obst beispielsweise wird nicht gekauft.“
Jetzt werden Markthändler aus verschiedenen Kulturen gesucht
Nach zwei Jahren Planung war es Anfang Juli in der Markthalle Rottstraße im Herzen der nördlichen Innenstadt losgegangen: mit dem „Café Klee“ und zunächst 28 Verkaufsständen – von Schmuck über Gewürze und Antipasti bis hin zu Textilien und Parfüm. Und mit sehr viel Euphorie. Doch nach nur drei Monaten steht fest: Bei dem ursprünglichen Branchenmix soll es nicht bleiben. „Einige Stände werden ausgetauscht“, kündigt der Inhaber an.
Schon die Aufmachung der Webseite macht den bisherigen Schwerpunkt deutlich: Wiesemanns Eröffnungsrede („Wir mischen Rüttenscheid und Syrien“) wird demonstrativ in deutscher und arabischer Sprache wiedergegeben. Die Markthalle, so die explizite Botschaft, stehe für einen Markt, der Orient und Okzident verbinde. Die 2,50 Meter breiten Stände, an denen die Händler ihre Waren feilbieten, erinnern bewusst an einen Basar.
Doch nun deutet sich an, dass der anfänglich orientalische Markthallen-Schwerpunkt einem bunteren Konzept weichen wird. Soll heißen: mehr Vielfalt sei künftig angesagt. Oder wie es der Inhaber formuliert: „Gesucht werden Markthändler aus verschiedenen Kulturen, die qualitativ hochwertige Produkte anbieten.“
Für das geschlossene Café sucht die Markthalle nun einen Pächter
Aktuell macht die Markthalle alles andere als einen lebhaften Eindruck. Im vorderen Bereich halten sich am frühen Nachmittag überwiegend Männer auf, die sich dort zu einem Schwätzchen eingefunden haben. Nur wenige sprechen Deutsch. Einige Stände haben geöffnet, bei anderen sind die Pforten verschlossen. Einer der Männer deutet auf den Kiosk an der Ecke und rät, sich die Tasse Kaffee von dort an den Tisch zu holen.
Keinesfalls will der Immobilien-Besitzer und Investor Wiesemann aus seiner Markthalle in der Nordcity eine Schicki-Micki-Veranstaltung machen, wie es beispielsweise in Berliner Markthallen der Fall ist. „Mir schwebt ein Mittelweg zwischen einfach und edel vor.“ Doch der sei nicht einfach zu finden.
Das geschlossene Café will der Inhaber künftig nicht mehr selbst betreiben, sondern verpachten. Er erinnert daran, dass der Vorgänger des „Klee“, das Café Konsumreform in der Viehofer Straße (“Generationen-Kult-Haus“), bereits nicht wirtschaftlich betrieben worden sei. „Ich bin jetzt mit mehreren Pacht-Interessenten im Gespräch.“
Von einem vermurksten Start der Markthalle will der Inhaber trotz allem nicht sprechen. Das Konzept werde überarbeitet und weiterentwickelt, demnächst soll die neue „Version 1“ aufgelegt werden. Wiesemann, der Unternehmer und Förderer der Nord-City, bleibt optimistisch: „Die Markthalle wird konsolidiert und wieder richtig gut.“