Essen-Steele. Frühere Geschäfte, inhabergeführte Läden, die ehemalige Tankstelle oder das Baden in der Ruhr: Der Steeler Kalender weckt noch mehr Erinnerungen.
- Der neue Steeler Kalender zeigt 13 Ansichten des Stadtteils
- Viele der abgebildeten Gebäude sind inzwischen abgerissen
- Die Fotos haben großen Erinnerungswert, da sie aus den 1960er und 70er Jahren stammen
Einkaufsstraßen voller Leben, inhabergeführte Geschäfte und längst abgerissene Bauten: Alte Bilder aus den Stadtteilen und frühere Ansichten von Vierteln wecken bei den Essenern Erinnerungen an die Kindheit oder Erlebnisse. Genau das ist das Ziel des Steeler Archivs: Die Mitglieder haben 13 Motive für den Kalender 2022 ausgewählt. Das Interesse an dem Blick zurück ist groß.
So gibt es heute in dem Lokal, in dem die Kunden einst Brot und Brötchen in der Bäckerei Ruhrmann kauften, inzwischen Kleider. „Der alte Ofen steht noch dort“, weiß Arnd Hepprich vom Steeler Archiv zu dem Foto zu berichten, das er für den Monat Juni ausgesucht hat. Zu sehen ist auch die Eisdiele Fabris, die später an den Kaiser-Otto-Platz gezogen ist, wo sie sich heute noch befindet.
Viele Gebäude sind inzwischen in Essen-Steele verschwunden
Von der Kurt-Schumacher-Brücke fällt der Blick Richtung Steele, wo es viel zu entdecken gibt: eine Tankstelle oder die Schranke des Bahnhofs Steele-Süd etwa. „Alles weg, außer der Kirche“, sagt Hepprich wohlwissend, dass die Essener bei den Ansichten ins Gespräch kommen. Daher sind die Archiv-Mitglieder auch beim fünften Kalender, den sie eigenständig herausgeben (seit den 1970ern machte das federführend die CDU), ihrem Motto treu geblieben: Bilder mit großem Erinnerungswert auszuwählen. Also weniger Motive aus den 1920er oder 30ern, sondern eher einige Jahrzehnte später.
„Das Bild mit den spielenden Kindern vor dem City-Center mag auf den ersten Blick vielleicht öde erscheinen“, glaubt Arnd Hepprich, doch die Kinder werden heute vielleicht um die 50 Jahre alt sein. Und nicht nur sie werden an die Zeit zurückdenken, in der sich im City-Center fast 40 Einzelhändler angesiedelt hatten, dazu Kino und Kneipe. Der Spielplatz ist weg, viele Geschäfte auch. Wo die Menschen aber früher eingekauft haben, daran werden sie möglicherweise denken.
Damals war schon viel los in den Einkaufsstraßen von Essen-Steele
Was auf den Bildern auffällt: „Die Straßen sind trubelig und, wer auf die Straße ging, machte sich fein für den Einkaufsbummel“, beschreibt Hepprich eine typische Situation, die auf dem April-Bild zu sehen ist, als noch Autos durch die heutige Fußgängerzone fuhren.
Geschäfte gibt es auch im September, bei Möbel Kröger dürften viele noch ihr Schlafzimmer oder das Wohnzimmersofa gekauft haben, als der Fachhandel sich noch mitten in Steele befand. Daneben Uhren Brandhoff oder Junge Mode Kristic. Auch die Tankstelle (Oktober) dürften viele noch kennen.
Baden in der Ruhr war vor wenigen Jahren Thema in Essen-Steele
Und die vielen Badenden in der Ruhr etwa seien nicht nur eine selige Erinnerung an die Zeit, in der das Schwimmen in dem Fluss erlaubt gewesen ist: „Es ist auch ein Thema, das vor wenigen Jahren noch aktuell gewesen ist und in Vergessenheit geriet“, sagt Arnd Hepprich. Denn am Steeler Ruhrufer sei eine Möglichkeit, um das Schwimmen hier wieder möglich zu machen, durchaus diskutiert worden.
Wo der Kalender erhältlich ist
Der Steeler Kalender 2022 erscheint in einer Auflage von 1000 Stück und kostet 4 Euro.
Erhältlich ist der Kalender im Steeler Archiv, Hünninghausenweg 96, Mo 16 bis 19 Uhr, Do und Sa 10 bis 13 Uhr; in der Buchhandlung Goll, Bochumer Straße 7; im Whisky-Fass, Grendplatz 6 und in der Buchhandlung Platzer, Paßstraße 32.
Das Steeler Archiv beteiligt sich auch wieder am Steeler Weihnachtsmarkt, 4. November bis 30. Dezember, und bietet etwa in einer Hütte Kalender, Broschüren und Bücher an sowie mit einer Modellbauhütte.
Die nächste Ausstellung „Tschüß Kumpel“ wird am Mittwoch, 20. Oktober, im Laurentiusstift, Laurentiusweg 49, eröffnet.
Diskutiert wurde seinerzeit vielleicht auch die Steele-Werbung, die auf den alten Bussen klebte und aus Ausrufen wie „So ah wie nah“ oder „So pretty wie City“ bestand, erinnert sich Arnd Hepprich. Aber auch allein die alten Fahrzeuge dürften für viele den erhofften Erinnerungswert haben. Da es aber so ganz ohne historische Bilder nicht geht, gibt es doch einzelne - „auch diese Ansichten haben ihren Charme“.