Essen-Bergeborbeck. Ein Essener Rolladen-Betrieb hat ein Lastenrad in der Fahrzeugflotte. Der Chef erklärt, wann der Einsatz sinnvoll ist und wo er an Grenzen stößt.

  • Lastenräder werden in Essen immer beliebter.
  • Ein Handwerker aus Essen nutzt das Transportrad für Termine in der Umgebung
  • Bei vielen Kundenterminen und langen Strecken zeigen sich die Grenzen der Möglichkeiten

Lastenräder werden mittlerweile gerne von Familien genutzt, auch Lieferdienste wie Pottsalat, Postdienstleister wie UPS und selbst Amazon-Fahrer sind auf den Cargobikes in Essen unterwegs. Benedikt Siebrecht zeigt, dass dieses Verkehrsmittel auch für Handwerker eine Alternative darstellen kann. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer eines Rolladen-Betriebs in Bergeborbeck und hat ein Lastenrad in seiner Fahrzeugflotte.

Handwerker auf Lastenrad wird oft angesprochen

Das Paradebeispiel ist ein Kunde, der nicht allzu weit entfernt wohnt und ein Aufmaß braucht. „Wenn dann noch das Wetter gut ist, fahre ich mit dem Lastenrad dorthin“, erklärt Siebrecht, der gerne einräumt, dass er Schönwetter-Radfahrer ist. Messgeräte, Prospekte und ein paar Aktenordner legt er vorne in die Kiste seines Zweirads und fährt los. Auch Werkzeug für kleine Reparaturen passt gut hinein, bei einer Leiter wird es schon komplizierter, aber auch das würde gehen.

Das Cargobike fährt er bereits seit rund fünf Jahren - damals war er damit noch ein Exot auf Essens Straßen. Und auch heute werde der gelernte Elektriker fast an jeder Ampel darauf angesprochen. „Man erreicht die Leute ganz anders“, erklärt Siebrecht, der die Kiste mit Werbung seines Unternehmens beklebt hat. Die Reaktionen seien durchweg positiv.

Lastenrad-Händler in Essen hat zur Hälfte Geschäfts-Kunden

Gerd Lemken, Geschäftsführer von Puntavelo - einem Lastenrad-Händler in Essen, erklärt: „Die Hälfte meiner Kunden sind Firmen, die andere Hälfte Privatleute.“ Seine Kundschaft verteilt sich jedoch über die Grenzen Essens hinaus. Lemken: „In Essen selbst ist man noch nicht ganz soweit.“ Man müsse den Radverkehr komplett vom Autoverkehr lösen - Radwege entlang von Straßen seien ungünstig. Doch er hat Hoffnung: „Kopenhagen war vor 15 Jahren auch noch komplett autoversifft.“ Mittlerweile ist die Stadt von Fahrrädern dominiert.

Für Benedikt Siebrecht haben zwei Aspekte den Ausschlag zum Kauf des Lastenrads gegeben: Sport und Umweltschutz. Er hatte auch mal zwei E-Autos in seiner Fahrzeugflotte, die aus sieben Autos plus dem Lastenrad besteht. Die hätten aber nicht allzu lange gehalten und die Anschaffungspreise seien ihm zu hoch, also fiel die Entscheidungs aufs Lastenrad.

Grenzen des Lastenrad-Einsatzes im Handwerksbetrieb

Beim sportlichen Aspekt werden jedoch die Grenzen des Lastenrad-Einsatzes im Handwerksbetrieb deutlich. Siebrecht erklärt, dass er sich bei der Terminplanung nach den Kunden richten müsse - der Kunde sei schließlich König. So könne es sein, dass er morgens einen Termin in Werden habe, mittags in Stoppenberg und nachmittags wieder in Werden - weil die Kunden anders keine Zeit haben. „Das ist dann mit dem Fahrrad nicht mehr wirtschaftlich“, so Siebrecht. Auf der langen Strecke sei man mit dem Auto dann doch schneller - trotz viel Verkehr. Zudem müssten die Kollegen und Kolleginnen entsprechend sportlich sein, denn trotz Akku bedarf es Muskelkraft und Ausdauer.

Der Rolladenbetrieb Pagallies in Essen-Bergeborbeck hat auch ein Lastenrad in der Fahrzeugflotte.
Der Rolladenbetrieb Pagallies in Essen-Bergeborbeck hat auch ein Lastenrad in der Fahrzeugflotte. © FUNKE Foto Services | Kira Alex

Hinzu komme die Akkuleistung: Je nach Zuladung und Steigungen braucht man nach 60 bis 80 Kilometern eine Steckdose und entsprechende Zeit, um nachzutanken - oder einen Ersatzakku, den sich Siebrecht mittlerweile tatsächlich besorgt hat. Vom Firmensitz in Bergeborbeck bis Werden sind es schon 20 Kilometer.

20 Prozent der Termine mit dem Lastenrad

„Würde man alle Termin mit dem Rad machen, bräuchte man einen kleineren Radius und müsste wahrscheinlich auf Kunden verzichten“, glaubt Benedikt Siebrecht, dessen Mitarbeiter derzeit rund zehn Kunden oder Kundinnen täglich ansteuern - mit dem Auto. Er selbst erledigt rund 20 Prozent seiner Termine mit dem Lastenrad und hofft, dass er den Betrieb langfristig noch weiter in diese Richtung umorganisieren kann: „Eigentlich würde ich gerne alle mit dem Lastenrad losschicken.“