Essen-Bredeney. Die Nationalbank stiftet eine Flügel-Skulptur des Künstlers Stephan Balkenhol. Die Politik entscheidet. Welche Bedenken die Bürger haben.
Die Skulptur „Duett“ des Künstlers Stephan Balkenhol in Form eines riesigen Konzertflügels soll auf einer Grünfläche am Bredeneyer Kreuz in Essen aufgestellt werden. Die Nationalbank will das Projekt anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens komplett finanzieren und der Stadt zur Verfügung stellen. Vorher sind noch einige Fragen zu klären.
Zweimal stand das Thema bereits auf der Tagesordnung der zuständigen Bezirksvertretung, jedes Mal wurde es vertagt. Erst sollten sich die Bürgerinnen und Bürger dazu äußern. Dazu hatten sie jetzt auf Einladung der CDU Bredeney Gelegenheit, die allerdings nur zwölf Bürger nutzten. Ihnen stellte Thomas Lange, Vorstand der Nationalbank, das Projekt vor, das generell Zustimmung bei den Teilnehmern fand.
Die Anwesenden begrüßten die geplante Aufwertung der Kreuzung, hatten allerdings auch Fragen, zum Beispiel zur Verkehrssicherheit. „Ein so großes Kunstwerk zieht natürlich die Blicke auf sich, könnte die Autofahrer ablenken, die auf der B224 unterwegs sind“, so der Einwand.
Modell des Kunstwerks für Essen-Bredeney durfte nicht fotografiert werden
Bankvorstand Thomas Lange hatte ein Modell des Kunstwerks mitgebracht, das die Anwesenden kurz betrachten durften, das aber aus urheberrechtlichen Gründen nicht fotografiert werden durfte – auch nicht von dieser Redaktion. In der Vorlage für die Bezirksvertretung hatte es allerdings bereits eine Abbildung zum Projekt gegeben.
Die Bank habe das Kunstwerk noch nicht komplett erworben, da es noch keine Entscheidung über die Aufstellung in Essen gebe, so Lange. „Wenn die Stadt kein Interesse hat, wäre das schade, weil hier der Sitz unserer Bank ist, aber dann würden wir es anderen Städten anbieten.“ Die letzte Rate zahle man bei der Aufstellung des Werks, die aber voraussichtlich nicht vor Februar 2022, also ein Jahr nach dem 100. Geburtstag der Bank, erfolge.
Werke des Künstlers stehen in vielen Städten
Der 1957 in Hessen geborene Künstler Stephan Balkenhol gehört laut Nationalbank-Vorstand Thomas Lange zu den drei wichtigsten zeitgenössischen bildenden Künstlern.Werke des Künstlers stehen unter anderem in Leipzig, Berlin, Frankfurt, München, Bonn und Kleve. Allein sechs Skulpturen sind in Hamburg zu sehen.
Die Bronzeskulptur von Stephan Balkenhol soll nach der bisherigen Planung auf der Grünfläche an der Meisenburgstraße/Zeunerstraße (B224) platziert werden. Das Werk erinnert an das Klavierfestival Ruhr, das im Rahmen der gleichnamigen Stiftung von der Nationalbank gesponsert wird. Die Skulptur ist 4,30 Meter lang und 1,30 Meter hoch. Sie zeigt einen Steinway-Barenboim-Flügel, dazu einen Musiker, der bäuchlings darauf liegt und in die Tasten greift, sowie eine stehende Sängerin.
Die Figuren sind lebensgroß, das Gesamtwerk soll auf einem Sockel stehen. „Wie hoch der sein wird, entscheidet die Stadt. Da geht es ja um öffentliche Sicherheit“, so Lange. Abends soll das Werk dezent beleuchtet werden. Der Künstler habe sich für die Farben Schwarz, Weiß und Rot entschieden – laut Thomas Lange ohne zu wissen, dass das die Farben des Klavierfestivals Ruhr sind. „Aber das passt natürlich perfekt.“
Die Skulptur auf der Grünfläche soll für Harmonie stehen
Die Skulptur symbolisiere Gleichklang und Harmonie. „Wir werden die Verantwortung für das Kunstwerk und die Folgekosten komplett übernehmen. Da ist es sinnvoll, dass wir die Skulptur von unserem Gebäude aus am Bredeneyer Kreuz im Blick haben, um sofort einschreiten zu können, wenn es Probleme gibt“, erklärt der Vorstand. Er sei aber optimistisch, dass das Werk nicht besprüht werde. „Auch die Uranos-Skulptur vor unserer Hauptstelle am Theaterplatz in der Innenstadt ist bisher nicht beschmutzt worden“, so Lange.
Damit der Flügel richtig wirken kann, sollen die auf der Grünfläche platzierten Abfallcontainer sowie die dortige Bushaltestelle einen neuen Platz erhalten, für die Buslinie 194 soll ein neuer Weg gesucht werden. „Das hatte die Stadt sowieso geplant, das hat nichts mit dem Kunstwerk zu tun“, so Lange. Wie schon bei der Uranos-Skulptur soll auch der Schaffensprozess des „Duetts“ im Rahmen eines Buchs dokumentiert werden, das in einer Erstauflage von 10.000 Stück erscheinen soll und bereits in Vorbereitung sei.
Die Bezirksvertretung IV (u.a. Bredeney, Kettwig, Werden) wird im November über die Aufstellung des Kunstwerks entscheiden. Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt (CDU) begrüßt es, dass die Bürger jetzt Gelegenheit hatten, sich zum Thema zu äußern – auch wenn nur wenige davon Gebrauch machten. Sie hat sich bereits eine Meinung gebildet: „Ein solches Kunstwerk im öffentlichen Raum ist eine Bereicherung für jeden Stadtteil.“