Essen-Holsterhausen. Die Elterninitiative krebskranker Kinder hat große Sorge. Das Spendenaufkommen ist stark zurückgegangen. Welche Folgen das hat.
- Seit Corona ist die Zahl von Veranstaltungen und Feiern drastisch zurückgegangen. Der Elterninitiative krebskranker Kinder bieten sich weniger Anlässe, Spenden zu sammeln.
- Da der Rückgang anhält, drohen dem Verein finanzielle Engpässe. Er unterhält ein Haus für betroffene Familie, deren erkrankte Kinder in der Uni-Klinik behandelt werden, und beschäftigt elf Mitarbeiter.
- Das Elternhaus bietet Platz für 35 Familien und wird überwiegend von Familien in Anspruch genommen, die eine weite Anreise nach haben.
Die Essener Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder ist in Sorge. Ihr brechen Spendeneinnahmen weg. Der Verein unterhält ein Haus für 35 Familien, deren schwer kranke Kinder in der Uni-Klinik behandelt werden. Eine gute Nachricht kommt jetzt aus Überruhr.
Schwieriges Fahrwasser für die Elterninitiative krebskranker Kinder
Die Probleme begannen bereits mit dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr. Von jetzt auf gleich lag nicht nur das öffentliche Leben brach, es waren auch keine private Feiern waren möglich. Wenn aber keine Veranstaltungen und Feste mehr stattfinden, dann habe der Verein zum einen keine Gelegenheit mehr, sich vorzustellen und für sich zu werben, erläutert Lara Krieger, Sprecherin der Elterninitiative. Zum anderen würden auch Orte und Anlässe fehlen, um Spenden zu sammeln oder Benefizaktionen zu organisieren. Nun sei die Initiative aber im Wesentlichen auf Spenden angewiesen. Da gerate man schnell in schwieriges Fahrwasser.
Hoffnung kam wohl zunächst im Frühjahr auf, als die Corona-Regeln wieder gelockert wurden und die Inzidenzwerte sanken. Doch schon bald sollte sich zeigen, dass Normalität nicht so schnell zurückkehrt. „Sicherlich gibt es wieder eine Reihe von Großveranstaltungen und Messen, auf denen wir auch vor Corona präsent waren“, erläutert Krieger. Aber es handele sich längst nicht um die sonst übliche Anzahl. Hinzu kommen noch Bedenken, ob den ehrenamtlichen Helfern, die zwar geimpft, aber schon älter seien, auch wirklich zuzumuten sei, an Infoständen mitten im Publikumsverkehr zu stehen. „Denn Corona ist nun mal noch nicht vorbei“, sagt Krieger.
Da noch immer Unsicherheit herrsche, wie es mit den Regeln und Einschränkungen weitergehe, wären auch schon geplante Spendenaktionen wieder abgesagt worden wie beispielsweise eine Tour durch die Region von Motorradfahrern, die an den Zwischenstationen für die Initiative sammeln wollten. Ein Weihnachtsmarkt des Vereins auf dem Gelände der Uniklinik, der sonst eine feste Geldquelle darstellte, fällt nun coronabedingt zum zweiten Mal aus.
Freude über Spende der kfd-Ortsgruppe aus Überruhr
Eine Spende aus Überruhr gab es indes, wie schon in den vergangenen 28 Jahren. Dort organisiert Ellen Menne mit den Frauen der kfd-Ortsgruppe ebenso lange den Bücherbasar. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Büchern und Kuchen gehen an den Holsterhauser Verein. Immer schon. So kamen im Laufe der Jahrzehnte bereits 60.000 zusammen.
„Wir können in diesem Jahr 6250 Euro an die Elterninitiative weitergeben“, sagt Ellen Menne zum diesjährigen Ergebnis. Die Summe stammt nun aus dem Bücherverkauf, der Cafeteria, aber auch Barspenden. So fand zeitgleich im Stadtteil das Fest „Überruhrer September“ statt und die beiden Drehorgelspielerinnen spendeten zudem kurzerhand ihr Trinkgeld (33,35 Euro), von den Ehrenamtlichen des Weltladens Kupferdreh kam der Überschuss aus dem Kaffeeverkauf: 75 Euro. Einige Hundert Euro kamen von der Überruhrer Bürgerschaft und von Geschäftsleuten.
Nach dem coronabedingten Ausfall des Basars im Vorjahr (die Ehrenamtlichen verkauften die Bücher dann vor dem Saal kistenweise) fand der Verkauf nun wieder statt. Ellen Menne ist glücklich darüber, die Elterninitiative weiterhin unterstützen zu können. Wohlwissend, dass diese nun umso mehr auf Spenden angewiesen ist, da viele wegbrachen.
Vereine, die vor allem auf Präsenz angewiesen sind, um Spenden zu erhalten, sind seit Corona durchaus im Nachteil, bestätigt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DIZ). Das habe auch eine Umfrage unter Vereinen und Stiftungen ergeben. Rückgänge melden diejenigen, die auf einen direkten Kontakt zu den Unterstützern angewiesen sind.
Verein kommt für Gebäude auf und beschäftigt elf Mitarbeiter
Das Spendenaufkommen hat seit Juli dann einen weiteren Dämpfer erlitten, so die Sprecherin. Die Flutkatastrophe habe eine große Bereitschaft geweckt, den Opfern in den Überschwemmungsgebieten zu helfen. Die Menschen dort brauchen natürlich angesichts der dramatischen Folgen jedwede Unterstützung, sei es finanziell oder materiell, unterstreicht Krieger. Für die Elterninitiative muss sie allerdings feststellen, dass seither erheblich weniger Spenden eingetroffen sind, das Minus liege bei 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wo schon ein ähnlicher Rückgang im Verhältnis zu sonstigen Jahren zu verzeichnen war.
Die monatlichen Ausgaben der Elterninitiative betragen rund 50.000 Euro. Darin sind die Betriebskosten für das Elternhaus enthalten als auch die Löhne für das Personal. Die Initiative beschäftigt elf Mitarbeiter, von denen sich der überwiegende Teil um psycho-soziale Betreuung von Eltern und Kindern kümmert. Die Krankenkassen kommen nur dann für eine Unterkunft im Elternhaus auf, wenn das Kind auch stationär in der Klinik verbleibt. Allerdings sei mit den 22,50 Euro pro Nacht auch nur die Hälfte der entstehenden Kosten gedeckt, berichtet Krieger.
Oftmals würden die Kinder ohnehin ambulant behandelt und das über einen längeren Zeitraum. Für Eltern, die von weiter her oder aus dem Ausland anreisen, sei es kaum machbar, zwischenzeitlich immer wieder nach Hause zu fahren. Wenn sie an der Kaulbachstraße ein Zimmer haben, liegt der Preis eigentlich auch bei 22,50 Euro, man schaue aber immer sehr genau hin, ob die Familien auch finanziell in der Lage sind, diesen Satz zu zahlen. Ansonsten springe der Verein in die Bresche.
Um über die Runden zu kommen, hatte die Elterninitiative einige Beschäftigte vorübergehend in Kurzarbeit geschickt. Doch es zeigte sich schnell, dass gerade die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Eltern pädagogisch und psychologisch zur Seite stehen, unverzichtbares Engagement leisten.