Essen. Regisseur Ondřej Havelka mag Mozart und die Marx Brothers: Am Essener Aalto-Theater feiert er mit „La finta giardiniera“ sein Deutschland-Debüt.

Ondřej Havelka ist ein Mann mit vielen Talenten. In seiner Heimat Tschechien kennt man in als Musiker und Filmschauspieler, als Swing-Sänger, Bandleader und Opernregisseur. In letzterer Funktion feiert der Tausendsassa am Essener Aalto-Theater nun Premiere. Für seine erste Regiearbeit auf deutschen Bühnen hat Havelka mit „La finta giardiniera“ (Die Gärtnerin aus Liebe) ein Frühwerk Mozarts gewählt. Geschrieben hat es der Komponist als 18-Jähriger, und zwar für den Münchner Fasching. Viel Maskerade und viel Verstellung, viel Sein und Schein sind denn auch Bestandteile der turbulenten Rokoko-Komödie, die eine Festgesellschaft an den Rand der Verzweiflung bringt. Am Samstag, 2. Oktober, wird das Liebeskarussell am Aalto-Theater in Gang gesetzt.

Regisseur Ondřej Havelka in dem Bühnenbild von „La finta giardiniera“ im Essener Aalto-Theater.
Regisseur Ondřej Havelka in dem Bühnenbild von „La finta giardiniera“ im Essener Aalto-Theater. © Uwe Möller

Große Gefühle und große Verwirrung: In seinem Frühwerk hat Mozart ein munteres Gefühlschaos angerichtet, das in seiner Verquickung von heiteren Opera buffa-Szenen mit tragischen Momenten schon die spätere Meisterschaft des Komponisten durchscheinen lässt. Handlungsort des turbulenten Verwirrspiels ist der Hof des reichen Don Anchise, der sich in die schöne Gärtnerin verguckt, aber eigentlich von seiner Zofe umworben wird. Dazu kommt unter anderem ein eifersüchtiger Graf, der sich irrtümlich für den Mörder seiner Geliebten hält, eine betrogene Gräfin, die sich zum Schein als Bedienstete ausgibt, und weitere Figuren, die hinter all ihren Posen und Attitüden die echten Gefühle doch irgendwann nicht mehr verbergen können.

Regisseur Ondřej Havelka mag auch Charlie Chaplin und die Marx Brothers

Havelka hat sich bei der Inszenierung der Geschichte mit ihren burlesken Verwechslungsszenen nicht nur von den Einflüssen der zur Entstehungszeit von „La finta giardiniera“ so beliebten Commedia dell’arte leiten lassen. Auch von anderen Großmeistern des Humors lässt sich der Vielseitigkeitskünstler in puncto Timing gern inspirieren. „Ich liebe Charlie Chaplin, Laurel und Hardy, die Marx Brothers, das sind meine Lehrmeister“, sagt Havelka.

Der Begriff Unterhaltung hat kein Geschmäckle für jemanden, der sich in seiner tschechischen Heimat auch als Regisseur von Opern-Verfilmungen einen Namen gemacht hat, aber ebenso erfolgreich mit seiner Swing-Band „Melody Makers“ durch die Lande tourt. 2004 machte er als Regisseur der schlagzeilenträchtigen Oper „Nagano, Hockey in Opera“ von sich reden, einem Werk über den Sieg der tschechischen Eishockeyauswahl bei den olympischen Spielen in Nagano 1998.

Im Essener Aalto-Theater wird Mozart auf einer Drehbühne gespielt

Tickets und Termine

Die Premiere von „La finta giardiniera“ ist am Samstag, 2. Oktober, 19 Uhr, im Aalto-Theater.

Weitere Termine: 7., 17., 21., 31. Oktober; 13., 21. November; 1., 22. Dezember.

Karten (11 bis 48 Euro) sind erhältlich im Ticket-Center der TuP, II. Hagen 2, an der Aalto-Kasse, Opernplatz 10, unter Tel. 02 01 81 22-200 sowie online unter www.theater-essen.de.

Seither hat Havelka verschiedene Opern von Rossini und Puccini oder auch „Les Contes d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach inszeniert. Mit „La finta giardiniera“ kommt nun die erste Mozart-Oper dazu. Auf der von Frank Philipp Schlößmann entworfenen Drehbühne bringt das erlesene Aalto-Ensemble die verworrene Handlung in Fahrt, darunter Dmitry Ivanchey als „etwas degenerierter Aristokrat“ Belfiore und die Neuentdeckung Giulia Montanari als gärtnernde Gräfin Sandrina.

Wer am Ende zu wem gehör, löst sich erst am Ende des dreiaktigen „Dramma giocoso“ auf. Was Havelka dem Publikum auf jeden Fall verspricht, ist eine „positive Katharsis“. Der Abend werde nicht ohne Liebe und Hoffnung enden, auch wenn sich aus sieben Personen nun mal nicht lauter glückliche Paare bilden lassen.