Essen. „Essen stellt sich quer“ kritisiert das neue Musikvideo von Xavier Naidoo. So erklären Essener Rocker ihr Mitwirken in dem Anti-Impf-Song.

Der umstrittene und politisch zusehends nach rechts driftende Sänger Xavier Naidoo hat zusammen mit dem Frontsänger der rechtsextremen Hooligan-Band „Kategorie C“ einen Anti-Impf-Song aufgenommen. Interessant daran ist der Bezug zu Essen: Im Hintergrund des Musikvideos wirken nämlich Rocker aus Essen mit, darunter Chris Willing, der den inzwischen verbotenen „Bandidos“ im Essener Osten vorsteht und zu den führenden Köpfen der „Steeler Jungs“ zählt. Essen kommt in dem Musikvideo offenbar auch als Drehort vor.

Die Essener Initiative „Essen stellt sich quer“ (Essq) hat sich am Sonntag (19. September) kritisch zur Unterstützung des Ex-DSDS-Jurors Xavier Naidoo durch die Essener Rocker und die Steeler Jungs geäußert. Letztere standen zeitweilig unter Beobachtung des NRW-Verfassungsschutzes, weil die Gruppierung bürgerwehrähnliche Strukturen aufweise.

Der Anti-Impf-Song, den Xavier Naidoo zusammen mit Kategorie-C-Sänger Hannes Ostendorf im Frühsommer aufgenommen hat, trägt den Titel „Deutschland krempelt die Ärmel“ hoch. Er ist eine Anspielung auf die gleichlautende Werbekampagne der Bundesregierung für die Corona-Schutzimpfung. Sie wird maßgeblich von Prominenten unterstützt.

Essener Initiative: „Das Musikvideo transportiert nationalistische und rechtsradikale Muster“

Der Naidoo-Song greift in Titel und Refrain zwar denselben Slogan auf, er hat jedoch exakt die gegenteilige Botschaft: Er will die Menschen vom Impfen abhalten, indem auf die Argumente radikaler Impfgegner und Verschwörungstheoretiker zurückgegriffen wird.

Allein schon die Bildsprache des martialisch aufgemachten Musikvideos, so Essq-Sprecher Christian Baumann, transportiere „geschickt nationalistische und rechtsradikale Muster“. Immer wieder sind die Rocker zu sehen – mit geballten Fäusten, Tätowierungen, bloßen Oberkörpern und „Deutschland“ skandierend.

Seinen Angaben zufolge sei Essen neben Bremen auch Drehort für das Musikvideo gewesen. Zu sehen sei ein Gelände auf der Alleestraße in Essen-Freisenbruch, das auch von der Rockergruppe „Highway Riders MC“ genutzt werde. In einer Szene umarmen sich Chris Willing und der Kategorie-C-Frontmann, in einer anderen tauche der Verschwörungsideologe Sebastian Verboket alias „Der Typ“ auf. Baumann erinnert daran, dass die Band „Kategorie C“ im Jahr 2019 in der „Sportsbar 300“ in Essen-Steele aufgetreten sei. Das Lokal wird dem Vernehmen nach von Chris Willings Frau betrieben.

Die Bremer Polizei hat am 5. Juni bei einem Video-Dreh ein Treffen von etwa 70 Personen gestoppt. „Einige Teilnehmer waren der rechtsextremen Szene zuzuordnen. Die Einsatzkräfte stellten Motorräder, Baseballschläger, zwei CDs mit dem Bild von Adolf Hitler und Pyrotechnik sicher“, hieß es damals im Polizeibericht. Auf dem Kanal Youtube ist das Xavier-Naidoo-Musikvideo seit wenigen Wochen zu sehen.

Wie weiter verlautet, soll sich die rechtsextreme Band Kategorie C über den Messenger-Dienst Telegram so geäußert haben: „Ein besonderer Dank für die starke Unterstützung geht nach Bremen, Berlin und Essen.“

So erklärt der Essener Rocker seine Motivation, in dem Video mitzumachen

Willing selbst macht gegenüber dieser Zeitung aus seinem Mitwirken in dem Naidoo-Musikvideo kein Hehl. „Meine Motivation ist ganz klar, andere Menschen wachzurütteln.“ Gleichzeitig wolle er Menschen unterstützen, die sich gegen die „Corona-Impfpolitik“ zur Wehr setzten. Willing bezeichnet die Impfpolitik, so wörtlich, als „menschenverachtend“. Seiner Meinung nach seien Kinder die „größten Leidtragenden dieser Politik“.

Für Christian Baumann von „Essen stellt sich quer“ ist das Musikvideo „ein Lehrstück in der Vernetzung der rechtsradikalen und verschwörungsideologischen Szene“. Weiter sagt er: „Naidoo und Ostendorf suchen nicht nur den Schulterschluss zwischen Verschwörungsideologie und Hooliganismus, sondern auch den mit der organisierten Rocker-Kriminalität.“