Essen. Über 3.000 Menschen feiern beim Rü-Oktoberfest zusammen – ohne Maske und Abstand. Es gilt die 2G-Regel. So war die Stimmung - mit Fotostrecke.

Das Rü-Oktoberfest ist das erste große Event in Essen, das unter der 2G-Regel stattfindet. Nur Geimpfte und Genesene dürfen auf die Wiesn-Gaudi, Negativ-Getestete nicht. Am Freitag startete die mehrwöchige Veranstaltung am Flughafen Essen-Mülheim – nach der Corona-Pause. Was Gäste und Veranstalter zu der Zugangsbeschränkung sagen.

Rü-Oktoberfest zu 70 Prozent ausgelastet

Ein Shuttlebus nach dem nächsten fährt am Wochenende zum Flugplatz. Zum achten Mal findet die Hütten-Gaudi in Essen statt. Beim Auftakt am Freitag sind 3.200 Gäste da. 3.500 hätten Platz gehabt. Die Partys sind bisher nicht ausverkauft. „Wir sind zu 70 Prozent ausgelastet. Tickets gibt es noch für fast alle Tage“, erzählt Veranstalter Ted Terdisch.

Während am Abend die Sonne untergeht, kommt Stimmung auf dem Rü-Oktoberfest auf. Am Eingang zeigen zunächst alle Gäste den Impf- oder Genesenennachweis samt Ausweis vor. Dann betreten sie das weiße Festzelt, das von innen in pink erstrahlt. Niemand trägt eine Maske, keiner muss Abstand halten. Instinktiv tun dies am Anfang trotzdem ein paar Besucher. „Es ist ungewohnt. Man muss sich erst daran gewöhnen, mit so vielen Leuten in einem Raum zu stehen“, sagt Besucherin Rebecca Lensing, die erstmal nur am Rand steht und das Treiben beobachtet.

Feiernde tanzen bei Rü-Oktoberfest auf den Bänken

Ganz nach bayrischer Tradition haben die Mädels ihre schönsten Dirndl aus dem Keller gekramt. Manche sind im traditionell karierten Rot-Weiß-Look, manche funkeln mit den Discokugeln um die Wette. Die Decke des Festzeltes ist mit weißen Leinen abgehangen, dazwischen leuchten Lichterketten und Scheinwerfer. Zwei Jungs stehen im Außenbereich. Sie sind große Oktoberfest-Fans, haben bisher keine Veranstaltung verpasst und sich zwei Jahre lang auf diesen Tag gefreut. „Die Stimmung ist noch etwas gedämpft, aber es fühlt sich erstaunlich normal an“, sagt der 22-jährige David Rimpler aus Mülheim.

Menschen feiern in Lederhosen und Dirndl feierten im Oktoberfestzelt am Flughafen Essen-Mülheim das Rü-Oktoberfest.
Menschen feiern in Lederhosen und Dirndl feierten im Oktoberfestzelt am Flughafen Essen-Mülheim das Rü-Oktoberfest. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nach ein paar Stunden ist die Stimmung am Höhepunkt angekommen. „Eine Straße, viele Bäume, ja, das ist eine Allee“, grölen die Besucher. Die Gläser klatschen und der Refrain vom nächsten Lied wird angestimmt: „Ein Prosit, ein Prosit“. Schnell wird der Maßkrug angesetzt, um sich einen großen Schluck zu genehmigen. In der Mitte des Zeltes tanzen die Gäste auf den Bänken, ungefähr auf Augenhöhe der Band, die ihre Wiesn-Hits auf einer großen Bühne zum Besten gibt. Es gibt auch einen überdachten Biergarten und einen Außenbereich mit Stehtischen und Leinwänden, auf denen das Spektakel im Festzelt live übertragen wird.

„Man merkt, dass die Leute danach gedurstet haben. Es wurde nie so viel geherzt, geküsst und gedrückt wie in diesem Jahr“, sagt der Veranstalter mit Blick auf die tobende Masse. Auch die Musiker hätten sich gefreut, endlich wieder vor Publikum auftreten zu können. Mit dabei: DJ Patric und die Original Rüttenscheider, die die Gäste mit einem Mix aus Wiesn-Hits, Charts und Partysongs aus den 70er- und 80er-Jahren zum Schunkeln bringen.

Beim Rü-Oktoberfest gilt die 2G-Regel: Dabei sein kann nur, wer geimpft oder genesen ist.
Beim Rü-Oktoberfest gilt die 2G-Regel: Dabei sein kann nur, wer geimpft oder genesen ist. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im Großen und Ganzen halten die Gäste die 2G-Regel für angemessen. „Schließlich ermöglicht sie das Feiern unter normalen Umständen“, so Besucher Alexander Michalik. Er findet es richtig, dass nur Geimpfte und Genesene Zutritt haben. Sein Kollege Felix Neubner sieht das genauso: „Es ist zwar weniger los, aber es ist etwas Besonderes, rauszugehen und die Leute ohne Maske zu sehen.“ Trotz 2G-Regel war sich ein Ehepaar aus Mülheim zuvor nicht einig, ob sie zum Rü-Oktoberfest kommen. „Wir haben Angst, unsere Kinder anzustecken, die noch nicht geimpft sind“, sagt Christian Gosedaph. Die Essenerin Janina Gluch hätte es ebenfalls besser gefunden, wenn zusätzlich noch jeder getestet gewesen wäre. Gar nicht zufrieden ist Besucherin Nicole Schwarzer: „Viele Freunde konnten wegen der 2G-Regel nicht mitkommen.“

2G sei einzige Option für Rü-Oktoberfest gewesen

„Mir tut das leid für die Leute, die nicht geimpft oder genesen sind. Aber ich muss auch wirtschaftlich denken“, sagt Ted Terdisch. Fast zwei Jahre lang habe er keinerlei Einnahmen durch solche Partys gehabt. Als Veranstalter hätte man Planungssicherheit haben und sich entscheiden müssen. Früh genug mussten Musiker, Catering und Shuttleservice gebucht werden. „2G war die einzige Option, um auf jeden Fall so zu feiern wie früher“, so Terdisch. Andernfalls hätte man sich nach dem Inzidenzwert richten müssen. Das hätte im Zweifelsfall bedeutet, dass die Veranstaltung mit wesentlich weniger Besuchern stattgefunden hätte.

Es gibt noch Karten für die nächsten Veranstaltungen

Das Rü-Oktoberfest gibt es seit 2013. Zweimal hatte es in Rüttenscheid auf dem Messeparkplatz stattgefunden, bis sich Anwohner über den Lärm beschwert hatten. Seit 2015 gastiert die Party am Flughafen Essen-Mülheim.

Buchungen für die Partys an den drei folgenden Wochenenden sind noch möglich. Die Tische (jeweils acht Personen) sind in Kategorien zu haben: 252, 272 und 292 Euro. In den Preisen ist neben Eintritts- und Reservierungskosten jeweils ein Freiverzehr (80 Euro) und ein Brot- und Käseteller (36 Euro) enthalten. Für Spontanentschlossene gibt es auch Laufkarten an der Abendkasse zum Preis von 19 Euro, Beginn ab 16 Uhr. Tickets und Informationen gibt es unter rue-oktoberfest.de

Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg hatte dieses Vorgehen für rechtens erklärt. Der Veranstalter habe Hausrecht. „Es ist ein Schritt in die Normalität und ich finde, das ist nach der ganzen Zeit ein Muss“, sagt Besucherin Lydia Gogolek.