Essen. Rund 900 freiwillige Helfer säuberten am Wochenende Uferbereiche der Ruhr in Essen. Wie groß die Müllberge waren, die sie einsammelten.
- Auf eine große Resonanz stieß der Aufruf zu einer Aufräumaktion an den Ruhrufern.
- Vereine, Firmen und Privatleute beteiligten sich und sammelten massenweise Müll ein.
- Ärger über Abfall, der nach Grillen an der Ruhr zurückbleibt.
Als am Wochenende rund 900 fleißige Helfer in Essen mit Handschuhen und Zangen losmarschieren, haben sie ein Ziel: die Uferbereiche der Ruhr von Dreck und Unrat befreien. Am Ende reihen sich Tausende von Müllsäcken aneinander. Die Freiwilligen haben ihren Beitrag zur Aufräumaktion „Ruhr Clean Up“ geleistet.
Helfer finden bei Aufräumaktion an der Ruhr in Essen Zahnbürsten und Elektroscooter
An drei Tage waren Helfer unterwegs. Zahlreiche Leute hatten sich privat aufgemacht, aber auch Vereine und Firmen nahmen sich die Uferbereiche zwischen Horst und Kettwig vor. Manche Gruppen durchkämmten in Heisingen den Wald, andere stapften in Werden über die Brehminsel. Sie befreiten das Gestrüpp von Plastiktüten oder pickten fein säuberlich jede Menge Unrat auf: Kaffeebecher, Zigaretten und Masken.
Verantwortungsvoller Umgang mit den Flüssen
Die Helfer waren in folgenden Stadtteilen im Einsatz: Kupferdreh, Werden, Fischlaken, Heisingen, Bredeney, Überruhr, Steele, Kettwig, Horst, Byfang und Burgaltendorf.
Insgesamt waren es über 100 Gruppen, die sich am Wochenende auf den Weg machten, um die Ruhrufer zu säubern.
Entlang der gesamten Ruhr machen in diesem Jahr rund 10.000 Ehrenamtliche mit.
Mit der Aktion soll ein Zeichen für mehr Sauberkeit und einen verantwortungsvollen Umgang mit Flüssen und Seen gesetzt werden.
Erstaunt zeigt sich Alexander Oliver Schmidt vom Lions Club Essen, wie viel Abfall oftmals neben aufgestellten Mülleimern landet. Verwundert waren die Helfer, auf was sie so alles stießen, gehörten doch eine Unterhose, eine zerfledderte Zahnbürste und ein alter Gartenschlauch zu den Fundstücken. Aber auch Elektro-Scooter, Gartenstühle und sonstiger Sperrmüll haben aus der Ruhr und den Böschungen geborgen. „Wir sind über Zäune zum Ufer geklettert und bis in die hinterste Ecke vom Busch gekrochen“, erzählt Annika Karl, die sich extra einen langen Regenmantel angezogen hat.
Nach Grillaktionen an der Ruhr hinterlassen Besucher sehr viel Unrat
„Hätten wir die Aktion vor vier Monaten gemacht, wäre sicher noch mehr gefunden worden“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Kufen als Schirmherr des „Ruhr Clean Ups“. In den vergangenen Wochen waren schon viele Ecken in Essen gesäubert worden, nachdem das Hochwasser im Juli tonnenweise Müll angespült hatte. Schwer getroffen war unter anderem das Freibad in Steele, wo die Flut Berge an Unrat zurückgelassen hatte. Jetzt freute sich Hannelore Rottmann, Vorsitzende des zuständigen Schwimmvereins, dass so eine große Schar von Helfer unterwegs war. Denn es seien doch viele Leute, die die Natur an der Ruhr nutzen, um zu grillen oder zu feiern. Gerade in der Corona-Zeit mit ihren Einschränkungen sei der Zuspruch groß. Die Schattenseite sind die Hinterlassenschaften der Besucher. „Die Mülltonnen quellen dann über und vieles bleibt liegen“, bestätigt auch der Steeler Ruder-Verein.
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Die Entsorgungsbetriebe Essen sorgten dafür, dass die proppenvollen Müllsäcke zeitnah abgeholt und abtransportiert wurden. Mit den Helfern war vereinbart, dass sie die Säcke an den städtischen Mülleimern entlang des Ruhrufers ablegen sollten.
Plastikmüll landet schließlich in den Weltmeeren
Mit der Aufräumaktion hatte sich Essen zum zweiten Mal dem „Rhine Clean Up“ angeschlossen. Die Bewegung macht sich seit 2018 für saubere Gewässer in Europa stark. Zehntausende Freiwillige haben am Wochenende den Rhein von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung in den Niederlanden saubergemacht. „Vieles, das einfach achtlos hier weggeworfen wird, landet in den Meeren. Vor allem Plastikmüll. Das wollen wir verhindern“, erklärt Ingo Lentz, der den „Rhine Clean Up“ mitgegründet hat. Nun kam auch die Ufer der Ruhr dazu. „Die Hilfsbereitschaft in Essen ist riesig“, freut sich Lentz. Die Organisatoren wollen die jährliche Aufräumaktion als festen Bestandteil an immer mehr Orten etablieren.