Essen. Schwerkranke Patienten dürften nicht durch Klinikpersonal gefährdet werden, sagt Essens Uniklinikchef. Bei der Impfpflicht sei der Bund am Zug.
In der Debatte um eine Impfpflicht für die Beschäftigten in Krankenhäusern sieht der Direktor der Essener Uniklinik, Prof. Dr. Jochen A. Werner, die Bundespolitik am Zug. „Ich fordere von der Politik, eine rasche bundesweite Regelung zu dieser Frage zu treffen, in dem vollen Bewusstsein, dass wir als Universitätsklinik in der Verantwortung für unsere schwerstkranken Patientinnen und Patienten stehen, die lebensgefährlich an Krebs erkrankt sind, deren Immunsystem vor Knochenmarktransplantation ausgeschaltet wurde oder denen sterbenskrank eine Leber, ein Herz oder eine Lunge transplantiert wurde.“
Werner rückt damit jene Patienten in den Fokus, für die Corona lebensgefährlich sein könnte – und die nicht ausgerechnet durch Krankenhauspersonal gefährdet werden sollen. „Hier geht es um allerschwerste Schicksale von Menschen, denen kein weiteres Leid zugemutet werden kann, das vermeidbar wäre. In diese krankenhausspezifische Situation muss sich die Politik hineindenken.“
Der Chef der Uniklinik hatte jüngst vor einer „Welle der Ungeimpften“ gewarnt, die sich auf den gesamten Klinikbetrieb auswirken werde. Am Sonntag (12.9.) wurden in der Uniklinik 23 Corona-Erkrankte auf der Intensivstation behandelt, weitere 20 auf Normalstationen. Rechnerisch hatte die Uniklinik am Sonntag vier freie Intensivbetten. Die Kapazität könnte kurzfristig erhöht werden, indem man geplante Eingriffe absage.
Die Uniklinik behandelt die meisten Corona-Patienten in NRW. Die anderen Essener Krankenhaus-Verbünde haben zusammen aktuell sieben Intensivpatienten mit Covid-19.