Essen. Essener Publikum feiert Auftritt der Dresdner Staatskapelle mit Pultstar Christian Thielmann. Warum das Gastspiel aber überraschend kurz geriet.
Es war ein überraschend kurzes Gastspiel, das die Sächsische Staatskapelle Dresden unter ihrem Noch-Chefdirigenten Christian Thielemann in Essen ablieferte. Nicht eine Zugabe konnte das begeistert applaudierende Publikum dem traditionsreichen Spitzenorchester abringen.
Bereitwilliger zeigte sich da der Solist des Abends. Denis Matsuev entzückte nach dem herausfordernden Klavierkonzert von Edvard Grieg mit der niedlichen, reizend angeleuchteten „Spieldose“ von Anatoli Ljadow als Gruß aus der russischen Heimat. Eine intelligente Wahl zudem, schuf doch das mechanisch anmutende Kleinod den Bezug zu Beethovens achter Sinfonie und ihrer Hommage an den Metronom-Erfinder J. N. Mälzel.
Pianist Denis Matsuev in Essen: ein reifer Gestalter, kein Draufgänger
Pianistisch ist Denis Matsuev über jeden Zweifel erhaben und darüber hinaus ein souveräner, reifer Gestalter – nicht der Draufgänger, der bei aller schäumenden chromatischen Gischt des Klavierparts die Bravourfetzen fliegen ließe. Poesie und Spannung, expressive Aufschwünge und warme Anschlagskultur gingen hier harmonisch miteinander.
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In seinem maßvollen Pulsieren traf er sich mit Thielemann, der gern noch etwas weiter abbremste, um den schmelzenden Schönklang der Dresdner und ihren legendär seidenen Streicherglanz zu zelebrieren. Im romantischen Geist nahm Thielemann dann freilich auch die Achte, die heiter gestimmte „kleine Große“ zwischen den monumentalen Nachbarsinfonien Beethovens.
Christian Thielemanns Vorliebe für breite Tempi und eigenwillige Akzente
Thielemanns Vorliebe für breite Tempi, eigenwillige Akzente und ausgeprägte Ritardandi führte zusammen mit einem üppig besetzten Orchesterapparat zu einem recht schweren Gesamtbild, dem man besonders im Kopfsatz einen geschmeidigeren, leichteren Duktus gewünscht hätte. Graziös in sich ruhend indes geriet das Allegretto zu Ehren des Wiener Erfinders.