Essen. Das Fachgeschäft „Conrad Electronic“ soll im März 2022 schließen. Über die offiziellen Gründe wird wenig bekannt, aber Kunden haben Erklärungen.
Das Fachgeschäft „Conrad Electronic“ wird voraussichtlich Ende März 2022 geschlossen. Das bestätigte die Firmenzentrale im bayerischen Hirschau gegenüber unserer Redaktion am Freitag. Zuvor hatte Radio Essen berichtet.
„Conrad Electronic“ sitzt seit Mai 2003 an der Altendorfer Straße gegenüber von Ikea, war vorher jahrzehntelang an der Viehofer Straße zu Hause. Bereits im Februar 2020 hatte „Conrad Electronic“ seine Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt aufgegeben. Nach der Schließung der Filiale in Essen bleiben ab April nur noch übrig: im Ruhrgebiet die Filiale Dortmund, in ganz NRW außerdem die Läden in Hürth (bei Köln) und Bonn.
Auch „Saturn“ in Essen-Steele wird Ende September dichtmachen
Mit „Conrad Electronic“ wird ein weiterer Elektro-Markt aus dem Essener Stadtgebiet verschwinden, nachdem die Firma „Saturn“ angekündigt hatte, ihre Filiale im Steeler Globus Center Ende September aufzugeben. Auch in Gelsenkirchen-Buer und Düsseldorf-Flingern schließen „Saturn“-Filialen.
„Conrad Electronic“ begründet die Schließung der Filiale mit „wirtschaftlichen Erwägungen und standortbedingten Besonderheiten“. Genau so hatte man schon vor anderthalb Jahren die Aufgabe der Düsseldorfer Filiale begründet. Offenkundig ist, dass die Anzahl der Kunden an der Altendorfer Straße nicht stimmt, Corona sowie das Online-Geschäft die stationären Fachmärkte massiv unter Druck setzen.
Die Schließungs-Absichten werden am Freitagnachmittag noch nicht in der Filiale verkündet – keinerlei Hinweis an der Altendorfer Straße, dass der Laden nur noch etwas mehr als sechs Monate geöffnet haben wird. Doch ein Verkäufer sagt schulterzuckend: „Das kommt, wenn alle nur noch online kaufen.“
„Conrad Electronic“ verkauft selbst im Internet – mit angeblich oft günstigeren Preisen
Dabei hat „Conrad Electronic“ selbst eine große Präsenz im Internet. Dort würden viele Produkte regelmäßig günstiger angeboten als in den lokalen „Conrad“-Geschäften, monieren Kunden im Netzwerk Facebook. „Selbst, wenn man online bestellte und im Laden abholte, war das oft günstiger – was für eine Logik“, beschwert sich jemand.
Dabei ist „Conrad Electronic“ nicht nur Fachmarkt für Elektro-Produkte wie Computer und Kühlschränke. Es geht auch um Löttechnik aller Art und Elektrobau-Kleinteile, die fein sortiert in Schubladen-Wänden lagern: Platinen in mannigfaltiger Größe, Kabelschuhe, Stecker, Schalter, Dioden – und wo, bitteschön, werden sonst, wenn nicht hier, „Spannungswandler“ verkauft in vielfachen Variationen? Messgeräte wie Multimeter? Elektrische Insektenvertreiber?
Viele Nutzer bedauern: „Conrad Electronic“ ist der letzte Laden in Essen für Modellbau
Entsprechend groß ist auch das Bedauern von Internet-Nutzern, die auf die Schließungsmeldung aufmerksam wurden: Wo sonst solle man künftig, heißt es mit Recht, Modellbau-Teile erwerben? Stimmt, denn bei „Conrad“ gibt und gab es auch Bausätze für elektronisches Erwachsenen-Spielzeug: Fernlenkbare Drohnen, Flugzeuge, Autos, Motorboote.
Wie viele Mitarbeiter von der Schließung betroffen sein werden, lässt die Firmenzentrale noch im Dunklen. Man verweist lapidar auf das Online-Angebot, das sämtlichen Nutzern weiter zur Verfügung stehen werde. Bis Ende März, wenn die geplante Schließung erfolgen soll, laufe der Betrieb des Geschäftes weiter ganz normal.
Das vierstöckige Gebäude an der Altendorfer Straße ist Teil der von rund 20 Jahren konzipierten „Weststadt“, einem ehemaligen Krupp-Quartier. Im Mai 2013 zog die Fachschaft Mathematik der Uni Duisburg-Essen in die oberen Stockwerke des Hauses ein.