Essen. Wegen Corona musste ein Essener Gymnasium seine Klassenreise abbrechen. Schulleiter erklären, warum sie trotzdem an geplanten Fahrten festhalten.
Nach dem coronabedingten Abbruch der Klassenfahrt eines Essener Gymnasiums halten die meisten Schulen in der Stadt offenbar an ihren geplanten Reisen fest. „Wir sind ruhig, aber nicht entspannt“, formuliert Berthold Urch, Leiter der Alfred-Krupp-Schule und Sprecher der Essener Gymnasien.
Dass die Lage schwierig sei und die Planung einer Klassenfahrt in Pandemiezeiten besonders viel Umsicht erfordere, sei den Schulen auch zuvor bewusst gewesen. Andererseits hätten Klassenfahrten nach den Lockdowns und Distanzunterricht einen besonderen Stellenwert: „Für den sozialen Zusammenhalt und die Klassengemeinschaft sind solche Reisen sehr wichtig“, sagt Urch. Auch seine Schule halte daher an den vorgesehenen Reisen fest, die allerdings erst später im Schuljahr starten.
Die Leiter der Gymnasien hätten schon vor einiger Zeit besprochen, die neue Freiheit mit Bedacht zu nutzen und möglichst innerhalb Deutschlands zu verreisen. Daran hatte sich auch das Borbecker Don-Bosco-Gymnasium gehalten: Eine achte Klasse war sogar nur innerhalb NRWs unterwegs und hatte zurückreisen müssen, nachdem vier Coronatests positiv ausgefallen waren – vor der Abreise hatten alle Jugendlichen einen negativen Test. „Ich glaube nicht, dass deswegen andere Schulen jetzt Klassenfahrten absagen“, sagt Urch.
Von Absagen hat am Donnerstag (9.9.) auch Olaf Kehlert noch nichts gehört, der die Geschwister-Scholl-Realschule in Borbeck leitet und für Essens Realschulen spricht. „Aber wir haben das Thema in einer Runde der Realschulleiter nächste Woche auf der Tagesordnung.“ Bisher beobachtet Kehlert, dass Schulen ihre Reisen in abgespeckter Form planen. „Laut Schulministerium wären jetzt ja sogar Reisen ins Ausland möglich, aber wir planen eher kleinere Fahrten in Schulnähe.“ So sei notfalls eine rasche Rückkehr möglich – und eine notwendige Absage der Reise nicht so teuer: „Das Land übernimmt coronabedingte Stornierungskosten nicht mehr. Das müssten jetzt die Eltern tragen.“ Und ein Restrisiko gebe es ja trotz aller Sicherheitsvorkehrungen: Aktuell seien zum Beispiel 25 seiner 640 Schüler in Quarantäne.
Das Altenessener Leibniz-Gymnasium profitiert aktuell vom eigenen, nahen Schullandheim in Rhade, einem Stadtteil von Dorsten. Dort genießt seit Montag (6.9.) eine neunte Klasse den Spätsommer. Die Schüler und Schülerinnen, die vor der Abfahrt und während des Aufenthaltes getestet würden, seien in dem Heim fast geschützter als Zuhause, meint Schulleiter Martin Tenhaven. „Hier wissen wir ja nicht, was sie nachmittags machen, wen sie treffen. Das Schullandheim haben unsere Schüler und Lehrer für sich allein: Das ist quasi Quarantäne in schön.“
Noch sei kein Test positiv ausgefallen, sagt Tenhaven am Donnerstag (9.9.); er hoffe, dass das bis zur Rückfahrt am Freitag so bleibe. Während der Pandemie habe man das Heim renoviert, nun freue er sich, dass man es wieder nutzen könne: „Wir müssen die Sicherheit gegen den Nutzen abwägen. Fest steht jedoch, dass solche Fahrten ein wichtiger Baustein der pädagogischen Arbeit sind.“
Das findet auch Schulleiterin Esther Liers von der Grundschule Überruhr: Zum Glück habe es bei den Lolli-Tests noch kein positives Ergebnis gegeben. Zwar seien fünf der 300 Kinder in Quarantäne, das sei aber durch familiäre Krankheitsfälle bedingt. Nun hofft Liers, dass die für das zweite Halbjahr geplanten Klassenfahrten stattfinden können: „Die Kinder freuen sich darauf, und wir wollen ihnen so viel Normalität wie möglich geben.“