Essen-Rüttenscheid. Wegen Kritik an der Trinkerszene hat die Stadt Essen einige Ruhe-Bänke in Rüttenscheid abgebaut. Nun sorgt das Thema wieder für Diskussionen.
Da waren sich Bezirkspolitiker über Parteigrenzen hinweg einig: Noch eine weitere Sitzbank in Rüttenscheid abzubauen, sei nicht akzeptabel. Anwohner hatten die Forderung erhoben, eine Bank an der Wittekindstraße zu entfernen. Erst im Frühjahr hatte die Stadt Sitzmöbel am Rüttenscheider Stern entfernt und damit eine kontroverse Debatte losgetreten, die zwar abgeebbt, aber nicht aus der Welt ist.
Anwohner in Essen-Rüttenscheid beschwerten sich über Lärm und Müll
Das, was Anlieger im Fall der Wittekindstraße monieren, klingt ähnlich wie die Argumente, die wohl auch am Stern entscheidend waren. Eine „Vielzahl von unterschiedlichen Personen“, heißt es in ihrem Brief, nutze diese Bank, die in Nähe zur Herthastraße steht, als Treffpunkt, um Alkohol zu konsumieren. Der angrenzende Grünstreifen diene dann gleich mehreren Zwecken, nämlich als Toilette, Aschenbecher und zur Entsorgung der leeren Flaschen und Dosen. Zudem würde auch die Lautstärke mit zunehmenden Alkoholkonsum steigen.
Die Seniorenbeauftragte im Bezirk II, Barbara Hofmann, hielt in der Sitzung der Bezirksvertretung den Argumenten entgegen, dass Rüttenscheid, wie auch andere Stadtteile, eher mehr als weniger Bänke brauche. Als sie im vergangenen Jahr ihr Amt antrat, hatte sie auch darauf gepocht, die Zahl der Sitzgelegenheiten an Straßen und auf öffentlichen Plätzen müsse steigen. Denn es wachse die Anzahl älterer Menschen und damit auch die Zahl der Leute, die auf ihren Wegen zwischenzeitlich mal eine Pause einlegen möchten. Zudem gewinne ein Stadtteil wie Rüttenscheid mit einer attraktiven Einkaufsmeile auf diese Weise auch an Aufenthaltsqualität.
Besucher des Stadtteils wünschen die Bänke am Rüttenscheider Stern zurück
Trotz allem müsse man aber den Ärger und den Unmut der Anwohner an der Herthastraße sehr ernst nehmen, erklärte auch Grünen-Bezirksvertreterin Elke Zeeb. Denn die Bürger hätten nun mal viel Lärm und Müll zu erdulden. Erforderlich sei allerdings, auf die eigentlichen Ursachen zu schauen, Sozialarbeiter einzubinden und mehr Angebote für junge Menschen zu schaffen und damit mehr Alternativen für die Freizeitgestaltung.
Forderung nach Konzept für soziale Arbeit
In der Bezirksvertretung kam die Forderung auf, ein Gesamtkonzept für soziale Arbeit im Stadtteil zu entwickeln und sich auch mit der Ausstattung an Bänken zu verfassen.So sehr die Sitzgelegenheiten vor allem auch von Senioren gefordert werden, würden sie aber auch von Müttern mit ihren Kindern in Anspruch genommen, die auf Einkaufstouren eine Pause einlegen.
Auch das Verhalten der Obdachlosen- und Trinkerszene am Stern als ein soziales Problem zu verstehen, hatten Kritiker gefordert, die sich gegen den Abbau der Bänke wandten. Die Stadt hatte sie im Mai einkassiert, nachdem sich Anwohner, Passanten und insbesondere Geschäftsleiten über das Verhalten der Szene massiv beschwert hatten. Ständig würden Scherben herumliegen, Fußgänger angebettelt mitunter auch angepöbelt. Trotz verstärkter Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes war es aber der Stadt nicht gelungen, die Lage zu entspannen.
- Mehr zu dem Abbau der Bänke lesen Sie hier: Stadt hat Bänke nach Klagen entfernt
Im Moment gibt es nach Auskunft von Stadtsprecherin Silke Lenz noch keinen Zeitplan, wann die Bänke dort wieder aufgestellt werden. Mit der Vakanz zeigen sich Geschäftsleute sehr zufrieden, sei es doch deutlich ruhiger. Es melden sich aber auch immer wieder Leute, die die Bänke sehr vermissen. Zu ihnen gehören Wolfgang und Kerstin Müller aus Bredeney. Sie halten sich eigentlich gerne in Rüttenscheid auf, doch inzwischen werde ihnen so mancher Besuch verleidet. Denn es fehle an Sitzgelegenheiten im Stadtteil. Die Trinkerszene habe sich auch nur verlagert und halte sich nach wie vor in Rüttenscheid auf. Daher gehört das Paar zu denen, die eine Rückkehr der Bänke fordern.
Bei der Stadt haben sich auch bereits Leute gemeldet, berichtet Lenz, die den Umgang der Stadt mit den Obdachlosen als „diskriminierend“ verurteilen.