Essen-Rüttenscheid. Für einen Schulstandort in Essen-Rüttenscheid soll Spielplatzfläche wegfallen. Das führt zu Bedenken. Warum der Stadt das Gebäude wichtig ist.

Der geplante Schulbau in Rüttenscheid ist als Dauerlösung geplant und nicht nur für eine kurze Übergangszeit gedacht, betonte Schuldezernent Muchtar Al Ghusain in der Bezirksvertretung II. Das Stadtteilparlament brachte dem Elf-Millionen-Projekt zwar viel Wohlwollen entgegen, es gab aber auch Kritik und einen eindringlichen Appell angesichts verloren gehender Spielplätze.

Grundschulen in Essen-Rüttenscheid mit Schadstoffen belastet

Der neue Trakt soll an der Ecke Rosastraße/Von-Einem-Straße entstehen und in Holzbauweise errichtet werden. Der Vorteil liegt laut Angaben der Stadt darin, dass dazu Fertigteile verwendet werden können und das Gebäude deutlich schneller erstellt werden kann als es möglich wäre, wenn man Stein auf Stein setzen würde. Von Containern hatte die Stadt Abstand genommen, weil ihre Nutzungsdauer meist nur auf zehn Jahre begrenzt ist.

Eile tut Not: Für den dringenden Ausbau von Stern- und Andreasschule aufgrund steigender Schülerzahlen ist ein Ausweichquartier erforderlich. Aufgrund von hoher Schadstoffbelastung durch PCB und Asbest können während der Bauarbeiten viele Klassenräume nicht genutzt werden.

Für das Dach ist Photovoltaik geplant

Für die Sanierung folgender Gebäude ist der geplante Trakt als Ausweichquartier vorgesehen: Helmholtz-Gymnasium, Maria-Wächtler-Gymnasium, Sport- und Tanzinternat Essen, Schule Am Lönsberg, Gesamtschule Holsterhausen, Ruhrlandschule, Villa Rü, Albert-Einstein-Realschule.

Auf dem Dach soll eine Photovoltaikanlage ihren Platz finden, zudem ist auch ein Gründachaufbau vorgesehen. Der Eingang zu dem Gebäude soll über die Rosastraße erfolgen.

Für das Erdgeschoss ist eine Mensa mit angrenzender Küche geplant. Des Weiteren sind Büroräume, Technik und Verwaltung in der Parterre vorgesehen.

Kritik an der Vorgehensweise der Stadt äußerte der Grünen-Sprecher in der BV II, Malte Lantin: „Zahlreiche Anwohner fühlen sich übergangen“, monierte er. Die Anlieger seien über die Pläne, die der Rat bereits abgesegnet habe, nicht informiert worden. Das habe nach ihm vorliegenden Rückmeldungen für reichlich Unmut gesorgt. Bei einem Vorhaben in der Größe sei es angeraten gewesen, sich mit den Nachbarn vorab in Verbindung zu setzen.

Appell an die Stadt, bei den Spielplätzen möglichst zeitnah für Ersatz zu sorgen

Dreigeschossig soll das Ausweichquartier sein, das auf dem Spielplatz Rosastraße/Von-Einem-Straße geplant ist.
Dreigeschossig soll das Ausweichquartier sein, das auf dem Spielplatz Rosastraße/Von-Einem-Straße geplant ist. © THIRD / sehw architektur GmbH

Drei Stockwerke umfasst der Bau, der ab dem Schuljahr 2023/24 zur Verfügung stehen soll und zur Folge hat, dass von dem jetzt bestehenden Spielplatz mit 4.100 Quadratmeter nur etwas mehr als ein Drittel (1520 Quadratmeter) übrig bleibt. Ersatz schaffen will die Stadt durch eine Spielfläche auf dem Gelände des Helmholtz-Gymnasiums (1625 Quadratmeter) sowie durch Grundstücke (895 Quadratmeter), die Grün und Gruga bereit stellen soll. Markus Panofen, CDU-Fraktionschef in der BV II, appellierte an die Verwaltung, dass die Umsetzung der Pläne „zeitnah geschehen“ soll. Rüttenscheid habe laut Gutachten jetzt schon viel zu wenig Spielplätze, ein weiterer Verlust sollte möglichst vermieden werden.

Der Modulbau, so unterstrich der Schuldezernent, biete dauerhaft zusätzliche Kapazitäten, auf die man bei der anstehenden Sanierung nicht nur der Stern- und Andreasschule zurückgreifen könne. Der Komplex stünde dann auch noch als Ausweichstandort für weitere Sanierungsprojekte in den nächsten Jahren zur Verfügung. Unter anderem sind Instandsetzungen für das Helmholtz- und das Maria-Wächtler-Gymnasium und die Gesamtschule Holsterhausen vorgesehen. Darüber hinaus schaffe der Bau für die Stadt auch die Möglichkeit, flexibel auf Spitzen bei den Schülerzahlen reagieren zu können. Ferner habe man so Räume, falls die umliegenden Gymnasien durch die Rückkehr zu einer Schulzeit von acht zu neun Jahren (G9 statt G8) vor Platzprobleme gestellt werden.

Verwaltung auf der Suche nach Standort für eine weitere Grundschule in Rüttenscheid

Der Dezernent betonte allerdings auch, dass das Gebäude keineswegs als weiterer Grundschulstandort für Rüttenscheid gedacht sei. Dafür müsse man noch einen Standort suchen. Im Schulentwicklungsplan wird die Forderung nach einer vierten Grundschule für Rüttenscheid erhoben und ein Ort nahe der Stadtteilgrenze zu Holsterhausen empfohlen, um auch dortige Engpässe zu beseitigen. Wahrscheinlich werde es auf eine Drei- oder Vierzügigkeit hinauslaufen, so Al Ghusain.

Das Gebäude der Andreasschule ist stark schadstoffbelastet.
Das Gebäude der Andreasschule ist stark schadstoffbelastet. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Der Ausbau von Stern- und Andreasschule soll voraussichtlich bis 2024/25 abgeschlossen sein, erklärte der Dezernent. Für die Erweiterung der weiteren Grundschule in Rüttenscheid, der Käthe-Kollwitz-Schule, nannte er noch kein konkretes Jahr. Die Verwaltung hatte das Konzept, das Schule, Politik und Verwaltung in einem langwierigen Verfahren entwickelt hatten, aus Kostengründen kassiert. Vorgesehen war danach zunächst ein Erdgeschossbau mit der Option, weitere Stockwerke zu errichten. Der eingeschossige Trakt hätte aber allein schon 2,4 Millionen Euro statt der geplanten 900.000 Euro verschlungen. Das neue Modell sieht nun eine Komplettlösung mit drei Etagen für 4,7 Millionen Euro. Der Dezernent bezeichnete die Lösung als „das bessere Ergebnis“, zumal man eben auch direkt notwendige Raumkapazitäten schaffen würde.