Essen. Digitale Angebote sollen den Bürgern das Leben leichter machen. So will die „Smart-City-Initiative“ der Stadt Essen endlich Fahrt aufnehmen.

Es geht um das Lebensgefühl in dieser Stadt. Und darum den Alltag der Bürger zu erleichtern. Dies hat sich die Stadt Essen mit der Initiative „Connected.Essen“ zum Ziel gesetzt. Einen Termin im Amt buchen, eine Eintrittskarte fürs Grugabad kaufen oder einen Parkplatz in der Innenstadt finden – all dies und noch viel mehr soll in Zukunft mit Hilfe der Digitalisierung viel leichter gehen. Diese Devise hat Oberbürgermeister Thomas Kufen schon im März 2019 ausgegeben. Nun, mehr als zwei Jahre danach soll das Projekt endlich Fahrt aufnehmen. Auch dank personeller Verstärkung.

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Dass es zuletzt still geworden ist um die „Smart City“, um die intelligente Stadt, dafür gibt es Gründe. „Die Corona-Pandemie hat uns ausgebremst“, sagt Lars Martin Klieve, Geschäftsführer der städtischen Holding EVV und vom OB mit der Zukunftsinitiative betraut.

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Schwerwiegender noch: Die Hoffnung auf Fördergelder in Millionenhöhe aus dem Bundesinnenministerium hat sich zerschlagen. „Das hat uns etwas den Elan genommen“, räumt Klieve ein. Essens ehemaliger Stadtkämmerer hatte auf 15 Millionen Euro aus dem Fördertopf gesetzt. Mehr als 70 Kommunen kommen zum Zuge darunter Dortmund und Gelsenkirchen. Die Stadt Essen aber ist mit ihrer Bewerbung durchgefallen. Womöglich auch, weil die Mitbewerber besser zu verkaufen wussten, wie weit sie in Sachen Digitalisierung schon sind, mutmaßt Kufen.

Essen strebt im Städtevergleich einen Platz im oberen Drittel an

In einem Vergleich, den der Digitalverband Bitkom 2019 angestellt hat, landete Essen unter 81 deutschen Gemeinden auf Platz 44, bedauert der OB. Damit könne sich Stadt nicht zufrieden geben. „Wir wollen ins obere Drittel“. Und auf Fördergelder wolle man dabei nicht länger warten.

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Silke Katharina Berger soll die Stadt näher an die Spitzengruppe heranführen. Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlern ist seit 1. Juli Leiterin der „Smart-City-Initiative“, war zuvor beim RWE-Konzern tätig und dort unter anderem für den Aufbau der Lade-Infrastruktur für Elektro-Autos zuständig. Mit digitalen Themen kennt Berger sich aus. Nun soll sie ihre Expertise und ihre Kontakte einbringen, damit Essen Punkte gut macht. Der Umgang mit der Digitalisierung sei auch „eine Haltungsfrage, wie wir uns auf die Zukunft einstellen“, betont Kufen. Nicht zuletzt sei das digitale Angebot ein Standortfaktor im Wettbewerb um Unternehmen und kluge Köpfe.

Stadtwerke wollen Pegelstände digital erfassen

Silke Katharina Berger, die in Essen lebt, sieht nun die Chance, „ihr eigenes Wohnzimmer“ zu gestalten. Essen habe in Sachen Digitalisierung bereits einiges zu bieten, die Anwendungen seien vielfältig. So lässt sich beispielsweise über die Ruhrbahn-App Zäpp nicht nur die schnellste Verbindung mit Bus oder Bahn abrufen, sondern auch Leihfahrrad oder -Auto mieten. An der Kampmannbrücke am Baldeneysee leuchten die Straßenlaternen nur, wenn jemand vorbei fährt oder geht. Und in Sachen Smart-Medizin zählt das Universitätsklinikum weltweit zu den Top 30.

Sieben „Zukunftsthemen“

Die Smart-City-Initiative hat sieben sogenannte Zukunftsthemen identifiziert: Bildung, Umwelt, Mobilität, Infrastruktur, Gesundheit, Wohnen und Service. Ziel ist es, in diesen Bereichen digitale Projekte mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung anzustoßen und umzusetzen. Ein Imagefilm zum Thema Smart City Essen ist unter www.unsere-smartcity.de abrufbar.

Die „Smart-City-Initiative“ will bekannter machen, wer bereits wo in der Stadt digital unterwegs ist, will weitere Projekte anstoßen und Anwendungen miteinander verknüpfen, „Connected.Essen“ eben. Einige Projekte sollen noch im Laufe des Jahres an den Start gehen. So wollen die Entsorgungsbetriebe Essen den Füllstand ihrer Sammelcontainer digital erfassen, so dass die Behälter nicht turnusgemäß geleert werden, sondern dann, wenn sie voll sind. Die Stadtwerke wollen Pegelstände digital messen, um frühzeitig gewarnt zu sein, wann die Kanalisation nach Starkregen überzulaufen droht. Und wann ein Baum nach langer Durststrecke gegossen werden muss, erfährt Grün und Gruga bald auf digitalem Wege.

Für Serviceangebote sei „eine App für alles“ das Ziel, sagt Silke Katharina Berger. Klingt nach schöner neuer Welt. Essen, so lautet die Botschaft aus dem Rathaus, hat sich auf den Weg gemacht.