Essen-Kettwig. Am Limit arbeiteten Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr beim Ruhr-Hochwasser im Juli. Ihnen und anderen Helfern dankt die Kettwiger Bürgerschaft.

Den vielen Helferinnen und Helfern Danke sagen, das war Intention eines Picknicks am Sonntag (15. August) an den Ufern der Ruhr in Kettwig vor der Brücke. Dort, wo vier Wochen zuvor noch „Land unter“ herrschte, wo Menschen evakuiert werden mussten, weil die Ruhr Straßen und Häuser überflutet hatte, wo Holztrümmer und sogar ganze Wohnwagen in den Wassermassen gen Mülheim schwammen. Ein schon unwirklich erscheinendes Szenario angesichts der vielen fröhlichen Menschen, die nun an Biertischen beisammen saßen und plauderten.

Die Wassermassen seien zwar weg, die Erinnerung an die durchaus dramatischen Stunden des 15. Juli aber noch präsent, sagt Christoph Hennig von der Freiwilligen Feuerwehr Kettwig. „Ich bin seit 26 Jahren dabei und es gab sicherlich schlimmere Einsätze, bei denen auch Menschen erheblich verletzt wurden. Aber die Dauer des Einsatzes bei dieser Überschwemmung ist schon einmalig gewesen.“ Die Einsatzkräfte der Feuerwehr hätten alle „am Limit“ gearbeitet, sagt der Kettwiger.

Es gab keine Probleme bei der Evakuierung

Der katholische Pfarrer Sven Goldhammer und der evangelische Pastor David Gabra spendeten den Flut-Beteiligten in Essen-Kettwig ihren Segen.
Der katholische Pfarrer Sven Goldhammer und der evangelische Pastor David Gabra spendeten den Flut-Beteiligten in Essen-Kettwig ihren Segen. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Besonders rund um den Mintarder Weg spielten sich damals dramatische Szenen ab – innerhalb von 20 Minuten war der Pegel vormittags um 30 Zentimeter angestiegen. Hunderte Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Vor der Evakuierung wurden schnell Haustiere und Wertgegenstände gesichert. „Die Anwohner waren sehr, sehr verständnisvoll, es gab keine Probleme“, erinnert sich Christoph Hennig.

Während der folgenden Stunden und auch in den Tagen danach seien die Einsatzkräfte von den Kettwigern nicht nur gelobt, sondern auch liebevoll mit Gegrilltem und Getränken versorgt worden. „Das ist eine hohe Wertschätzung für unsere ehrenamtliche Arbeit.“ Etliche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr seien zusätzlich auch noch selbst von vollgelaufenen Kellern und Wohnungen betroffen gewesen. „Eine zusätzliche Belastung“, sagt Hennig.

Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist sehr groß

„Die Hilfsbereitschaft war schon unglaublich“, ergänzt Rolf im Spring. Der Kettwiger Polizeihauptkommissar war am Fluttag entlang der Ruhr im Einsatz, musste immer wieder verunsicherte Bürgerinnen und Bürger beruhigen. „Oft wurde ich gefragt, warum es denn keine Vorwarnung gab.“ Nicht weniger oft gab es aber auch die Frage, wo man denn mit anpacken könne.

Spenden sind weiterhin willkommen

In ökumenischer Verbundenheit der Kirchen in Kettwig ist ein Spendenkonto für Betroffene des Hochwassers in Kettwig und Mülheim-Mintard eingerichtet. Spenden können überwiesen werden auf: KKG St. Peter und Laurentius, IBAN DE65 3605 0105 0002 2185 68, Sparkasse Essen, BIC SPESDE3EXXX; Stichwort „Spendenkonto Hochwasser“.

Bitten um Unterstützung können Betroffene nach wie vor an das katholische Pfarrbüro, oder 02054 4418 oder direkt an Pfarrer Sven Goldhammer, 02054 5213, richten. Die Kollekten der Messen sind zugunsten der Hochwasseropfer. Bislang sind 8240 Euro zusammengekommen.

Helfende Hände, die waren denn auch noch in den Tagen danach, Tief „Bernd“ war schon längst abgezogen, notwendig. Keller mussten ausgepumpt und vor allem nicht mehr brauchbare Geräte und durchnässtes Mobiliar sowie beschädigte Fußböden und Tapeten entsorgt werden. „Die Entsorgungsbetriebe haben Sonderschichten gefahren, eine wirklich großartige Leistung. Nicht zu vergessen die Landwirte und Unternehmen, die mit Baggern und anderem schweren Gerät den Abfall mit entsorgen halfen“, sagt Guntmar Kipphardt. Die Familie des CDU-Ratsherrn sowie die Landwirte-Familie in Brahm initiierten deshalb das Picknick als Dankeschön für die Kettwiger Hilfskräfte.

Helferfest auch in Kupferdreh geplant

„Ein ähnliches Helferfest ist auch in Essen-Kupferdreh geplant“, kündigt Oberbürgermeister Thomas Kufen an. „Doch dort sind die Aufräumarbeiten noch nicht erledigt, ist noch einiges mehr zu tun, bis die Menschen den Kopf frei haben und wieder feiern können.“ Ihn habe, resümiert Kufen, die nachbarschaftliche Hilfe sehr beeindruckt. „Kettwig hält tatsächlich zusammen. Zügig waren auch die Landwirte zur Stelle, als auf den Campingplätzen die Wohnwagen schnell in Sicherheit gebracht werden mussten.“

Mittlerweile seien die Schäden in Kettwig kaum noch sichtbar, auch wenn in einigen Gebäuden noch die Trockner liefen. Kufen: „Glücklicherweise ist niemand umgekommen.“ Dass der Strom in einigen Straßen abgestellt wurde, habe dazu beigetragen, eine unfallträchtige Gefahrenquelle zu vermeiden. „Aufarbeiten werden wir als Stadt jetzt gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr, wie wir die Warnung vor solchen Großereignissen verbessern können. Wir müssen künftig noch besser auf vergleichbare Situationen vorbereitet sein.“