Essen. Vor dem Essener Impfzentrum bildeten sich Donnerstag Warteschlangen: Das Angebot, 12- bis 15-Jährige ohne Termin zu impfen, findet viel Anklang.
Das Angebot des Essener Impfzentrums, Kinder zwischen 12 und 15 Jahren ohne Termin zu impfen, ist bei der Premiere am Donnerstag (29. Juli) sehr gut angenommen worden: Während das Impf-Team zuletzt ein nachlassendes Interesse der Bevölkerung beobachtet hatte, bildete sich zum Start um 10 Uhr eine Warteschlange vor dem Zentrum in Messehalle 4 an der Gruga.
Gute zwei Stunden später kann der Leitende Impfarzt, Ludiwg Schlömann, schon 130 Impfungen vermelden, und der Warteraum vor den Impf-Kabinen ist weiter gut gefüllt: „Aktuell sitzen hier noch 80 weitere Impflinge.“ Die meisten von ihnen sind Eltern mit Kindern.
Zwar gibt es von der Ständigen Impfkommission (Stiko) bislang noch keine grundsätzliche Empfehlung, Kinder ab 12 Jahren zu impfen. Aber der Impfstoff ist für sie freigegeben und viele Familien wollen offenbar nicht länger warten: „Ich war schon viermal im Impfzentrum, unter anderem mit meinen Eltern. Nun sind alle Erwachsenen in unserer Familie geimpft – nur die Kinder nicht“, erzählt eine Lehrerin. Diese Lücke will sie am Donnerstag schließen und ist darum mit ihren 14 Jahre alten Zwillingen ins Impfzentrum gekommen. Sowohl für die nächsten Reisepläne der Familie als auch für den Schulbesuch gebe es den Jugendlichen mehr Sicherheit: „Und das ewige Testen in der Schule fällt dann für sie weg.“
Beide Elternteile müssen zustimmen
Offenbar denken viele Eltern ähnlich, manche haben die Kinder schon auf Wartelisten beim Kinderarzt gesetzt, doch in den Praxen werden – wie von der Stiko empfohlen – zunächst die vorerkrankten Kinder geimpft. Auch im Impfzentrum sind am Donnerstag und am Freitag (30. Juli, 10 bis 18 Uhr) Kinderärzte vor Ort: Als das Landesgesundheitsministerium am 22. Juli den Weg für die Kinder-Impfung in den Zentren freimachte, schrieb es vor, dass die Fachärzte zugegen sein müssen, um Kinder und Eltern ausführlich zu informieren. Auch die Zustimmung beider Elternteile ist verpflichtend.
Ludiwg Schlömann hat beobachtet, dass die Eltern gut vorbereitet und mit den vollständigen Unterlagen kommen. Um den aus seiner Sicht erfreulichen Andrang zu bewältigen, hat er die Zahl der Impfkabinen am Mittag von zwei auf sechs aufgestockt.
Land will medizinische Wahlmöglichkeit der Eltern stärken
Bislang empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut eine Corona-Impfung nur für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, die bestimmte Vorerkrankungen haben oder regelmäßigen Kontakt zu Personen mit erhöhtem Risiko schwerer Krankheitsverläufe, die selbst nicht geimpft werden können. Laut Stiko können nach ärztlicher Aufklärung auch andere Kinder/Jugendliche geimpft werden.
Am 22. Juli hat das NRW-Gesundheitsministerium den Impfzentren gestattet, Kindern ab 12 ein Impf-Angebot zu machen. Dabei müssen Kinder- und Jugendärzte vor Ort sein, die sich Zeit für ein ausführliches Beratungsgespräch nehmen. Dann müssen beide Elternteile (Sorgeberechtigte) zustimmen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärte, die Impf-Möglichkeiten für diese Altersgruppe seien ungleich im Land verteilt, das neue Angebot solle „die medizinische Wahlfreiheit der Eltern“ stärken.