Essen-Stoppenberg. In welchem Verhältnis stehen Sport und die Ruhrgebietsgesellschaft? In einem Video sind Essener Schüler dieser Frage nachgegangen – mit Erfolg.

Ob durch gedrillte Boxer im Nationalsozialismus, kickende Arbeiterkinder in der Nachkriegszeit oder Drachenboot-Fahrerinnen 2021 auf der Ruhr: Essen ist stark vom Sportvereinswesen geprägt. Wie vielfältig lokaler Sport heutzutage ist, hat ein Stoppenberger Geschichtskurs in einem halbstündigen Video abgebildet – und damit glatt einen Landespreis gewonnen.

Wettbewerb des Bundespräsidenten

Für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ wurden bundesweit 1350 Beiträge von über 3400 Teilnehmenden eingereicht.

Rund 400 Beiträge wurden von 880 Schülerinnen und Schüler aus NRW eingereicht.

83 Prozent der Beiträge wurde von Gymnasialklassen eingereicht.

Essener Schülerin untersucht Gleichberechtigung im Sport

Zum 27. Mal hatte der Bundespräsident den Geschichtswettbewerb „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ aufgerufen. Dem Ruf folgte ein Projektkurs der Jahrgangsstufe 11 des Gymnasiums auf dem Stoppenberg.

In dem halbstündigen Video setzt jede und jeder der sieben Kursteilnehmer einen eigenen Schwerpunkt: Die 17-jährige Emily Zabel widmete sich dem Thema „Frauen im Sport“. „Ich wollte untersuchen, inwieweit Frauen im Sport heutzutage gleichberechtigt sind“, erklärt sie.

Ihre Recherchen förderten ernüchternde Ergebnisse zu Tage. Lange Zeit durften Frauen an den meisten sportlichen Wettkämpfen nicht teilnehmen. Zwar habe sich mittlerweile vieles getan, „doch gerade im Bereich Fußball werden Frauen nach wie vor kleingehalten“, sagt die Elftklässlerin.

Interview zur Historie von Rot-Weiss Essen

Dies zeige sich auch bei Rot-Weiss-Essen – einen Verein, den Schülerin und RWE-Dauerkartenbesitzerin Joeline Sahlmen in ihrem Videoteil genauer unter die Lupe nimmt. „Ich habe einen Rot-Weiss-Essen-Historiker interviewt und das Interview anschließend geschnitten“, erklärt die 18-Jährige. „Auch andere Fußballvereine im Ruhrgebiet habe ich mir genauer angeschaut.“

Wie in so vielen Lebensbereichen erschwerte die Pandemie-Lage auch das Filmprojekt der Schülergruppe am Gymnasium am Stoppenberg, den Schülerinnen wurden Interviewtermine und Filmtermine abgesagt, und die Kooperation im Online-Unterricht von zuhause aus erschwerte das gemeinsame Projekt zudem.

Essener Gymnasium räumt mit Video Landespreis ab

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    Manch eine setzte auch die eigene Sportart in den Fokus des Filmprojekts. „Seitdem ich zwölf Jahre alt bin, fahre ich Drachenboot auf der Ruhr“, sagt Daniela Falkenhain (17). Im Zuge der Recherche für den Film habe die Gymnasiastin mehr über die Geschichte und Herkunft des Paddelsports erfahren wollen, der in Essen bereits seit einigen Jahren Tradition hat. Wie vielfältig Essener Sportarten sind, zeigt auch Angelique Czernio. Der 19-jährigen Kampfsport-Begeisterten hat es die japanische Kendo-Kampfkunst angetan.

    Seit vielen Jahren ein Ereignis in Essen: die Drachenboot-Regatta beim Kettwiger Herbst-Cup.
    Seit vielen Jahren ein Ereignis in Essen: die Drachenboot-Regatta beim Kettwiger Herbst-Cup. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

    Mit den dunklen Seiten sportlicher Disziplin beschäftigte sich der 18-jährige Martin Liefke in seinem Filmsequenz, die den Drill von Boxern in der NS-Zeit in den Fokus rückt.

    Doping im DDR-Spitzensport und Sport-Vermarktung untersucht

    Eine ungewöhnlich „unsportliche“ Seite von Sport recherchierte Schülerin Katharina Ullmann für das Filmprojekt: Darin umreißt die 18-Jährige den Einsatz von Doping im DDR-Spitzensport. „Meine Familie kommt aus dem Osten und mir war bewusst, dass viel gedopt wurde“, sagt die Schülerin, „aber die Ausmaße habe ich erst jetzt in der Recherche erkannt.“

    Eine ganz andere Wirkungsweise von Sportarten auf die Gesellschaft stellt Alexandra Kanditt in ihrer Recherche in den Mittelpunkt. Neben den Wurzeln des Basketballsports in Essen und Deutschland thematisiert sie die Vermarktung von Sport und bringt die Erfolge der größten Sportschuh-Hersteller in einen Zusammenhang mit einflussreichen US-Basketballern.

    Hilfestellung bei Konzeption, Recherchen, Interviews, Vertonung und Schnitt hätten die sechs Essener Schülerinnen und ein Schüler kaum gebraucht, sagt Projektmentor und Geschichtslehrer Marco Schäfer: „Sie haben sich thematische Ziele gesetzt und das Filmprojekt ganz eigenständig umgesetzt.“