Essen-Rüttenscheid. Am Rand von Essen-Rüttenscheid entstehen 100 neue Wohnungen. Doch jetzt ruht die Baustelle, die für Ärger sorgte. Was bislang bekannt ist.
Offensichtlich ruht seit rund vier Wochen die Baustelle Rübogen am Ortsrand von Rüttenscheid. Dort sollen rund 100 Eigentumswohnungen entstehen. Wie eine Sprecherin des Investors BPD erklärte, haben der Immobilienentwickler und der Generalunternehmer in „beiderseitigem Einvernehmen“ den Vertrag beendet. Die Arbeiten würden allerdings „zeitnah fortgesetzt“.
Fertigstellung sollte eigentlich schon im ersten Quartal 2021 erfolgen
Zu den Folgen für die Besitzer der Wohnungen wollte sich die Sprecherin nicht weiter äußern und damit beispielsweise zu der Frage, was ein Stillstand für vereinbarte Einzugstermine bedeutet. Ebenso ließ die Sprecherin offen, welche Gründe zu der Trennung von der in Essen beheimateten Firma geführt haben. Das Unternehmen Harfid, das nach eigenen Angaben mehr als 270 Mitarbeiter hat, wollte sich auch auf Nachfrage nicht zu den Vorgängen äußern. Wie weiter zu erfahren war, soll vor kurzem der Bauleiter für das Vorhaben zu einem anderen Projekt gewechselt sein. Inwieweit mögliche Zusammenhänge mit dem Vertragsabbruch bestehen könnten, gilt als offen.
In einer schriftlichen Mitteilung des Investors heißt es weiter: „BPD übernimmt das Projektmanagement und die Bauleitung für das neue Wohnquartier Rübogen.“ Im vergangenen Sommer hatte das Unternehmen mit Sitz in Köln gemeldet, dass alle Wohnungen einen Käufer gefunden hätten. Seinerzeit war davon die Rede, dass die Arbeiten im Laufe des Jahres 2021 zum Abschluss gebracht werden sollten und die Erwerber dann auch einziehen könnten.
Ursprünglich soll der Zeitplan allerdings noch ein wenig anders gelautet haben. Danach war ein Ende des Rohbaus für den Zeitraum Ende 2019/Anfang 2020 angepeilt. Mit einer Fertigstellung könne für das erste Quartal 2021 gerechnet werden.
Anwohner beschwerten sich immer wieder über Dreck, Lärm und zugeparkte Wege
Wohnungen kosten bis zu einer halben Million Euro
Früher standen auf dem Grundstück des heutigen Rü-Bogens mehrere Einfamilienhäuser mit großen Gärten und Grünanlagen. Nun blicken die Anwohner der Gummertstraße auf einen vierstöckigen Baukomplex in einem Halbrund.Die Wohnungen des Rü-Bogens sind zwischen 65 und 125 Quadratmeter groß, haben zwei bis vier Zimmer. Die Kaufpreise liegen, so der Investor BPD, zwischen 255.000 und 515.000 Euro, zuzüglich Tiefgarage (je nach Größe und Standard)zwischen 19.900 Euro bis 25.900 Euro.BPD, Bouwfonds Immobilienentwicklung, zählt zu den großen Projekt- und Gebietsentwickler in Mitteleuropa und ist nach eigenen Angaben Marktführer in den Niederlanden. Das Unternehmen betreibt dort und in Deutschland 20 Niederlassungen. Covivio besitzt und bewirtschaftet laut eigener Darstellung über 40.000 Wohnimmobilien mit einem Vermögenswert von rund 5 Milliarden Euro in den Städten Berlin, Leipzig, Dresden, Hamburg sowie in der Rhein-Ruhr-Region.
Seit Beginn der Bauarbeiten vor über zwei Jahren gibt es immer wieder und anhaltend Beschwerden von Mietern, deren Wohnungen an der Gummertstraße direkt gegenüber des Rübogens liegen. Die Nachbarn zeigten sich wegen des Drecks und Lärm nur noch genervt. In aller Herrgottsfrühe würden die Handwerker bereits für Radau sorgen, ärgerten sich die Anlieger, wie diese Zeitung schon einmal im August 2019 und dann vor drei Monaten, im April 2021, berichtete. Danach haben die Handwerker bereits um 6 Uhr morgens begonnen, obwohl es rechtlich erst eine Stunde später losgehen darf. Aber auch am Abend würde der Krach oftmals nach 19 Uhr nicht aufhören, äußerten die Nachbarn ihren Unmut. Beschwerden gab es auch über eine ständig eingeschaltete Beleuchtung. Auf der Baustelle sei es wiederholt nachts taghell gewesen, bemängelten Anwohner, die mit Fotos ihre Kritik dokumentierten. An Schlaf war für sie kaum noch zu denken, denn die Neubauten liegen nur wenige Meter von den Häusern an der Gummerstraße entfernt.
Weiterer Stein des Anstoßes: Baufahrzeuge hätten häufig die Zufahrten behindert. Angesichts fehlender Beschilderung wären auch einige Besitzer der Eigentumswohnungen, ihr künftiges Heim suchend, auf den Grundstücken, die zu den Mietwohnungen gehören, herumgelaufen. Inzwischen soll das Unternehmen Covivio, dem dieser Wohnungsbestand an der Gummertstraße gehört, Schilder mit Aufschrift „Privatweg“ aufgestellt haben.
Die BPD-Sprecherin hatte im April erklärt, dass der Generalunternehmer angewiesen worden sei, „sich konsequent an die Einhaltung der gesetzlichen Auflagen zu halten“. Zum damaligen Zeitpunkt meinte sie, dass „dagegen auch noch nicht verstoßen worden“ sei. Man habe aber die Bauleitung darauf hingewiesen, sich an die Regeln zu halten. Zudem sollte Kontakt zu den Anwohnern aufgenommen werden, um Belästigungen möglichst zu reduzieren. Solche Gespräche sollen stattgefunden haben, doch der Ärger wegen Lärm, Dreck und nächtlicher Beleuchtung soll geblieben sein.