Essen. Erstmals hat die Stadt Essen in einem Stadtteil interessierte Bürger gegen Corona geimpft. Die Resonanz war wesentlich besser als erwartet.

Großen Anklang gefunden hat die erste städtische Vor-Ort-Impf-Aktion in einem der Essener Stadtteile. In Altenessen ließen sich am Mittwoch rund 300 Menschen einen Nadelstich zum Schutz vor Corona versetzen. Das sind etwa doppelt so viele wie erwartet. Schon kurz nach Beginn der Aktion musste Impfstoff nachgeordert werden.

Ab 12 Uhr wurde in einem Stadtteilzentrum in Altenessen-Mitte geimpft. Keine Stunde später sagt Jörg Spors, Abteilungsleiter der Feuerwehr und organisatorischer Chef beim Essener Impfzentrum: „Wir haben 150 Dosen mitgebracht, jetzt lasse ich noch mal 300 liefern.“ Verimpft wird an diesem Tag Biontech. Wer sich hier und heute erstmals eine Spritze geben lässt, soll in genau vier Wochen wiederkommen, den Termin gibt’s auf einem Zettel in die Hand. „Dann werden wir wieder hier sein“, kündigt Spors an.

Viele wollen von den Wartelisten der Hausärzte herunter

Ohne Worte: Auch wegen der vielen Migranten kommt der Hinweis auf die Impf-Aktion ohne Buchstaben aus.
Ohne Worte: Auch wegen der vielen Migranten kommt der Hinweis auf die Impf-Aktion ohne Buchstaben aus. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Stadt Essen ist jetzt erstmals mit einem mobilen Impf-Team in einen der Stadtteile vor Ort gegangen – geplant sind weitere Termine. Vor Ort geimpft wird dort, wo man viele Menschen vermutet, die man entweder nur schlecht erreicht oder erst von einer Impfung überzeugen muss. Mit drei Ärzten ist man am Mittwoch im „KD11/13“, einem Bürgerzentrum direkt an der Alten Kirche, früher war es ein Gemeindezentrum. Infos und Aufklärungstexte liegen in 23 Sprachen in Schnellheftern bereit: Polnisch, Bulgarisch, Rumänisch, Urdu, Albanisch...

Doch auch viele Senioren ohne Migrationshintergrund reihen sich in die Schlange ein: „Ich hatte lange keine Lust, mich impfen zu lassen“, gibt eine 83-Jährige unumwunden zu. „Ich hab’ ja keinen, der mich ins Impfzentrum fährt, auch nicht zum Hausarzt. Ich kann ja nicht mehr laufen.“ Sie stützt sich auf ihren Rollator und berichtet, sie wohne gleich um die Ecke, „das hat dann heute gut gepasst.“ Eine 92-Jährige erzählt, beide Impftermine beim Hausarzt habe sie wegen Rückenschmerzen absagen müssen, „und jetzt ist der im Urlaub“. Auch sie wohnt hier im Quartier, „da lag das ja nahe“.

Impf-Aufklärung in 23 Sprachen: Szene beim ersten Vor-Ort-Impftermin der Stadt in Altenessen.
Impf-Aufklärung in 23 Sprachen: Szene beim ersten Vor-Ort-Impftermin der Stadt in Altenessen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Wer kommt, um sich impfen zu lassen, benötigt nur einen Ausweis. Alle Vor- und Ausdrucke, die sonst noch wichtig sind, kann man hier bekommen. Ein Mann aus Nigeria filmt sich mit seinem Handy selbst, während er einen Nadelstich in den Oberarm bekommt - als Motivations-Dokument: „Für meine Familie zu Hause in Afrika, die wollen sich nämlich nicht impfen lassen.“ Eine 20-Jährige berichtet, sie habe keine Lust mehr, auf der Warteliste ihres Hausarztes zu hängen; Gleiches berichtet ein Mann Ende 40.

„So niederschwellig wie möglich“ müsse man das Angebot machen

„So niederschwellig wie möglich“ habe man das Impf-Angebot gestalten wollen, sagt Jörg Spors; er ist der Einzige, der hier heute Uniform trägt. „Je mehr große, offizielle Plakate Sie aufhängen, desto abschreckender wirkt das auf manche.“ Und so sieht man an der Fassade des KD11/13-Gebäudes nur wortlose Zettel mit einer Spritze und einem Pfeil, der zur Eingangstür zeigt.

Die nächsten Termine in weiteren Stadtteilen stehen fest – und über jene, die noch nicht feststehen, zum Beispiel in Steele, wird noch verhandelt. „Wir wollen nicht eine bestimmte Ethnie oder Sozialschicht erreichen“, stellt Jörg Spors klar, „sondern schlichtweg alle, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen bislang noch nicht haben impfen lassen.“ Mundpropaganda, die räumliche Nähe, das vertraute Umfeld seien dabei sehr entscheidende Faktoren. „Und in Örtlichkeiten zu gehen, die die Leute kennen“, sagt Spors, „ist besser, als sich mit einem Impf-Bus auf den Marktplatz zu stellen.“

Nächste Termine

Alle Bürger ab 16 können sich ohne vorherige Terminvergabe impfen lassen: täglich 10 bis 20 Uhr Impfzentrum, Messe Essen.

Donnerstag, 15. Juli: Bürgerzentrum Weberplatz, Innenstadt, 12 bis 17 Uhr.

Freitag, 16. Juli: Bürgerzentrum Kon-Takt, Katernberger Markt, 12 - 17 Uhr.

Samstag, 17. Juli: Stadtteilbüro M56, Mülheimer Str. 56, Frohnhausen, 10 - 15 Uhr