Essen. In Essen verzichtet man seit Jahren auf den Begriff, der unter Rassismusverdacht geraten ist. Die Sprach-Tilgung hatte allerdings andere Gründe.

Im Rahmen der allseits grassierenden Sprachveränderungen geht es nun auch dem „Schwarzfahrer“ an den Kragen: Die Berliner und Münchener Verkehrsbetriebe haben sich nach Beschwerden verpflichtet, das von manchem als rassistisch empfundene Wort offiziell aus ihrem firmeninternen Wortschatz zu tilgen. Und die Ruhrbahn? „Wir verwenden das Wort schon seit vielen Jahren nicht mehr und müssen daher auch nichts mehr streichen“, sagt Sprecherin Simone Klose auf Anfrage.

Der Verzicht auf die kraftvolle Bezeichnung für das Fahren ohne gültigen Fahrausweis habe seinerzeit allerdings nichts mit rassistischen Bedenken zu tun gehabt, betont die Sprecherin. Vielmehr wollte man nicht jene diskriminieren, die nur versehentlich ihre Jahreskarte nicht dabei hatten, als sie kontrolliert wurden. Der Begriff „Schwarzfahrer“ suggeriere einen Vorsatz zur Beförderungserschleichung, der aber eben nicht immer gegeben sei, so Klose. „Mancher hat vielleicht einfach nur morgens zur falschen Jacke gegriffen.“

Noch im Jahr 2018 gab es ein Projekt „schwarz zu gelb“

Immerhin gab es bei der Ruhrbahn noch im Jahr 2018 ein Projekt, das sich offiziell „schwarz zu gelb“ nannte und das Ziel verfolgte, aus Schwarzfahrern Besitzer einer (gelbfarbigen) Jahres- oder Monatskarte zu machen. Dafür konnte ihnen dann die Strafe in Höhe von 60 Euro erlassen werden. Geschätzt entgehen der Ruhrbahn jährlich rund fünf Millionen Euro an Einnahmen durch das Fahren ohne Ticket.

Sprachgeschichtlich hat das „schwarz“ in „Schwarzfahrer“ übrigens nichts mit dem Farbton oder gar mit dunkelhäutigen Menschen zu tun. Vielmehr leite es sich vom jiddischen Wort „shvarts“ ab, das mit arm übersetzt werden kann – „Schwarzfahrer“ wären demnach schlicht zu arm, um sich ein Ticket zu kaufen.