Essen. Viele Firmen denken über neue Arbeitsformen nach Corona nach und mieten derzeit kaum neue Büros an. Was heißt das für die Zukunft des Büros?

Während der vergangenen Monate waren die Büros wie leer gefegt und ganze Abteilungen im Homeoffice. Seit Anfang des Monats ist die Homeoffice-Pflicht abgeschafft und die Flure in den Unternehmen füllen sich langsam wieder. Dennoch halten sich die Unternehmen gerade bei Neuanmietungen von Büros in Essen weiterhin deutlich zurück. Tritt nun also das ein, was Experten für die Zeit nach Corona vorhergesagt haben? Löst Homeoffice das klassische Arbeiten im Büro weitgehend ab? Werden große Büros in Zukunft überflüssig?

Der Blick auf die aktuellen Zahlen lässt freilich noch keine endgültigen Schlüsse zu, doch sie zeigen, dass die Nachfrage nach Büros momentan weiter vor sich hin dümpelt: Im ersten Halbjahr wurden in Essen gerade einmal 39.000 Quadratmeter Bürofläche vermietet. Das sind 36 Prozent weniger als der langjährige Durchschnitt. Und das Ergebnis liegt mit minus 25 Prozent auch deutlich unter dem ersten Halbjahr 2020, das ab März bereits vom Corona-Schock gezeichnet war. Gleichzeitig stehen momentan wesentlich mehr Büros leer. Der Leerstand hat gegenüber Juni 2020 um 33 Prozent zugenommen.

Unternehmen sind zurückhaltend

Makler wie BNP Paribas Real Estate spüren: „Die Unternehmen sind bei ihren Investitionsentscheidungen noch immer vorsichtig und haben ihre geplanten Anmietungen nochmals verschoben“, sagt Amadeo Augenbroe, der die BNP-Niederlassung in Essen leitet. Er ist dennoch zuversichtlich, dass dies nicht der Anfang vom Ende des Büros ist: Die Impfkampagne gewinne an Dynamik. Damit bestehe die Aussicht, dass immer mehr Beschäftigte in die Büros zurückkehren werden. Das gebe ihm die Zuversicht, dass das zweite Halbjahr für die Maklerbranche besser laufen wird.

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Vor allem Unternehmen, die normalerweise mittlere bis große Flächen suchen, vertagen gerade ihre Entscheidungen. Aus seinen Kundengesprächen weiß Markus Büchte, Vorstand des Maklerunternehmens Cubion: Viele Firmen sind derzeit intern mit der Frage beschäftigt, wie bei ihnen die Arbeitswelt der Zukunft aussehen wird, wie viel Homeoffice es auch nach Corona geben wird. Die Antworten werden Auswirkungen haben, wie viel und welche Büroflächen sie künftig brauchen. „Solange dieser Prozess noch läuft, werden sich die Unternehmen nicht bewegen“, meint Büchte. Es sei aber nur noch eine Frage der Zeit.

Das Büro der Zukunft wird anders aussehen

Danach werde die Nachfrage wieder anspringen, denn viele Büros würden den neuen Anforderungen nicht mehr gerecht. Büchte glaubt, dass Büros künftig anders aufgeteilt sein müssen; dass es Arbeitsbereiche braucht, wo Menschen zurückgezogen in Videokonferenzen sitzen können, aber auch Flächen, wo Projektarbeit im Team möglich ist. Die Suche nach den geeigneten Immobilien dafür „wird den Büromarkt in Bewegung bringen“, prognostiziert er. Ob sich die Unternehmen dann auch kleiner setzen werden, bleibt die spannende Frage.

Auch der wachsende Büro-Leerstand beunruhigt Makler wie Büchte und Augenbroe nicht. Laut BNP suchen derzeit 4,4 Prozent der Büroflächen kurzfristig einen Nachmieter, Cubion gibt die Quote mit 5,3 Prozent an. „Dramatisch ist das nicht“, sagt Büchte. Denn der Leerstand liege immer noch deutlich unter dem langjährigen Mittel. Außerdem würden in den nächsten zwei Jahren so gut wie keine neugebauten Büros auf den Markt kommen. Das heißt: Wer Flächen sucht, muss sich im Leerstand umschauen.

Preise steigen trotz Corona-Flaute

Die momentane Flaute auf dem Büromarkt hat auch noch nicht die Preise gedrückt, im Gegenteil: Die Spitzenmieten, die für Büros gezahlt werden, ist laut BNP leicht gestiegen und notiert jetzt bei 16,40 Euro für den Quadratmeter. Auch die Durchschnittsmieten legten zu und erreicht nun 12,10 Euro. Augenbroe hält es durchaus für realistisch, dass die Mieten in den nächsten zwei Quartalen weiter steigen könnten, weil das Angebot insgesamt knapp bleibt.