Essen. Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel hält die Angst vor der Delta-Variante für unnötig. Gelassenheit habe aber eine wichtige Voraussetzung.

Sie ist sprichwörtlich in aller Munde: die Delta-Variante des Coronavirus sorgt für viel Angst. Essens Gesundheitsdezernent sagt jetzt: „Delta ist kein Grund zur Panik.“ Die Aussage tätigt er vor dem Hintergrund der anhaltend niedrigen Neuinfektionen mit dem Virus.

Für die vergangenen sieben Tage meldet die Stadt am Freitag (9.7.) insgesamt 47 Neuinfektionen in Essen, was einer Inzidenz von 8,1 entspricht. Außerdem, so Renzel, sei in der vergangenen Woche nicht eine Infektion mit der Delta-Variante in Essen festgestellt worden. Dabei bleiben wird es nicht.

Aktuelle Lockerungen seien verantwortbar

Die seit Freitag in NRW geltenden weitgreifenden Lockerungen – mit der Einführung der „Inzidenzstufe 0“ – hält der Gesundheitsdezernent für verantwortbar, da er durch das Stufensystem auf wieder ansteigende Infektionszahlen reagieren könne. Mit dem Blick in die Zukunft hält Renzel eine reine Orientierung bei Maßnahmen auf die Infektionszahlen für wenig zielführend. „Die wesentliche Kategorie ist die Auslastung der Krankenhausbetten.“ Und: „Delta wird sich ohnehin durchsetzen.“ Im Herbst werde es wegen der kälteren Jahreszeit automatisch wieder mehr Neuinfektionen geben, als aktuell. Alles gut also?

Nein. „Ich habe kein Verständnis für Menschen, die sagen, sie lassen sich nicht impfen.“, sagt Renzel. „Die doppelte Impfung schützt vor Varianten. Wer geimpft ist, hat das größte geschafft.“ Neben Delta geht er von weiteren Buchstaben aus, die da noch kommen werden, die Gesellschaft wird mit dem Virus leben müssen. Er geht von einer Drittimpfung aus.

Essens Gesundheitsdezernent appelliert, sich impfen zu lassen

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Um seinem Impf-Appell Nachdruck zu verleihen hatte Renzel unter der Woche auf seiner Facebook-Seite, auf der er immer wieder aus seinem (Arbeits-)Alltag berichtet, einen offenen Brief geteilt:

Der Brief ist unterzeichnet von Prof. Pietro Vernazza, dem Chefarzt der Infektiologie des Kantonsspitals in St. Gallen (Schweiz). Die Kurzform: Unter der Überschrift „Brief an einen Sohn“ ist dieser an jemanden adressiert, der sich im Urlaub an der portugiesischen Algarve befindet, wo die Delta-Variante „Touristen in die Flucht“ schlage.

Auch interessant

„Die Fallzahlen haben also ausgedient, die neue Hysterie gilt nun den Prozentzahlen“, heißt es im Brief zum Anteil der Delta-Variante an den Gesamtinfektionen. Jemand, der wie sein Sohn aber vorbildlich geimpft ist, müsse keine Sorgen um deine Gesundheit wegen des Delta-Virus haben , „das allenfalls doch noch zu einer milden Infektion führen könnte.“

Auf eine Nachfrage eines Facebook-Nutzers schreibt der Gesundheitsdezernent: „Mag man kein Risiko ob der Aussicht auf möglicherweise einen schweren Krankheitsverlauf eingehen, bleibt uns nur, sich impfen zu lassen.“

Peter Renzel schätzt Impfquote in zwei Monaten auf „80 bis 85 Prozent“

Mit dem Fortschritt der Impfkampagne in Essen ist Renzel aktuell zufrieden. Er macht die Rechnung auf, dass für 510.000 Essenerinnen und Essener eine Impfung gegen Corona empfohlen wird, nicht eingerechnet sind da die 12- bis 15-Jährigen, für die es keine Empfehlung gebe. „Es fehlen noch 170.000“, sagt Renzel. In zwei Monaten könne eine Impfquote von 80 bis 85 Prozent erreicht sein, schätzt er.

Renzel ist zuversichtlich, dass ein erneuter harter Lockdown verhindert werden könne – auch wenn das einem „Blick in die Glaskugel“ gleichkomme.