Essen-Rellinghausen. Schon 2015 gab es Konflikte zwischen jungen Bolzplatznutzern und ruhebedürftigen Anwohnern in Rellinghausen. Jetzt gibt es neue Klagen über Lärm.

Jahrelang war es ruhig um den Bolzplatz an der Sartoriusstraße in Essen-Rellinghausen. Jetzt brechen die Konflikte zwischen jugendlichen Nutzern und Anliegern, die sich über Lärm und andere Begleiterscheinungen beschweren, offenbar wieder auf.

Mit dem Thema hatten sich vor einigen Jahren bereits Stadt, Polizei und Politik intensiv beschäftigt. Theo Hackmann ist Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Rellinghausen, deren Haus sich unmittelbar neben dem Bolzplatz an der Sartoriusstraße befindet. „Seit sechs bis acht Wochen wird auf dem Platz auch am späten Abend noch gekickt und gegrölt, aus Ghettoblastern dröhnt laute Musik, Müll liegt herum. Wenn es regnet, verziehen sich die Jugendlichen in den Eingangsbereich des Awo-Hauses und lassen die laute Musik dort weiter laufen“, beklagt sich Hackmann.

Da es ja keine Toilette am Bolzplatz gebe, werde in die Hecke uriniert. „Wenn wir hinter dem Awo-Haus zum Beispiel beim Stammtisch draußen sitzen, landet auch schon mal ein Ball, der über den Zaun gegangen ist, auf unserem Tisch“, berichtet der Vorsitzende. Er fürchte, dass irgendwann ein Ball eine Fensterscheibe treffe.

Ein Schild am Bolzplatz in Essen-Rellinghausen weist auf die eingeschränkte Nutzung hin

Er gehe davon aus, dass auch andere Anwohner vom Treiben auf dem Bolzplatz genervt seien, aber aus Angst vor zerstochenen Autoreifen und ähnlichem nichts sagten. „Wenn man sich beim Ordnungsamt oder bei Grün und Gruga beschweren will, wird man aufgefordert, eine E-Mail zu schreiben. Aber viele ältere Leute können das ja gar nicht“, so Hackmann. Derzeit sei es eine Gruppe von acht, neun jungen Leuten, die sich noch spätabends, besonders am Wochenende, auf dem Bolzplatz aufhalte.

Ein Schild weist auf die eingeschränkten Nutzungszeiten hin, abgeschlossen werden kann der Bolzplatz allerdings nicht.
Ein Schild weist auf die eingeschränkten Nutzungszeiten hin, abgeschlossen werden kann der Bolzplatz allerdings nicht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Laut Schild am Zaun soll der Bolzplatz nur von Jugendlichen bis 14 Jahre genutzt werden und von 19 bis 8 Uhr sowie sonn- und feiertags ganz gesperrt sein, so Hackmann. „Aber der Platz lässt sich ja gar nicht abschließen.“ Der Platz sei von zwei Seiten aus begehbar. „Es gibt dort nur Stangen, die verhindern, dass man mit dem Auto auf den Platz fährt“, sagt der Vorsitzende der Awo-Rellinghausen. Weil es freies Wlan gebe, hockten die Bolzplatznutzer oft vor dem Awo-Haus und seien mit ihren Handys beschäftigt.

Konflikte an der Sartoriusstraße gab es schon vor Jahren

Aktuelle Beschwerden zum Bolzplatz Sartoriusstraße liegen derzeit allerdings weder beim Ordnungsamt noch bei Grün und Gruga vor, und auch die Polizei verzeichnet dort keine Einsätze wegen Ruhestörung oder ähnlichem, wie Recherchen dieser Redaktion ergaben.

Die Konflikte zwischen jugendlichen Nutzern und ruhebedürftigen Anwohnern des Bolzplatzes sind nicht neu. Der Bereich war Anfang 2013 von der Stadt umgestaltet und für rund 15.000 Euro mit Kunstrasen versehen worden. Der war damals von den Jugendlichen gut angenommen worden und hatte zu einer verstärkten Nutzung und damit aus Sicht der Nachbarn zu erhöhter Lärmbelästigung geführt.

Sozialarbeiter halten Bolzplätze für wichtige Treffpunkte

Beschwerden über Bolzplätze hatte es in der Vergangenheit auch anderswo im Stadtgebiet gegeben, zum Beispiel in Huttrop, Holsterhausen oder Altendorf.

Sozialarbeiter halten Bolzplätze und andere freie Flächen im öffentlichen Raum, wo sich Jugendliche spontan treffen können, für eine wichtige Ergänzung zu Jugendhäusern und Vereinen.

Im September 2014 hatte es dazu einen Ortstermin mit Anwohnern, Polizei, Ordnungsamt, Jugendhilfe, Sozialamt und Grün und Gruga gegeben, mit dem Ziel, um Verständnis für die Interessen der jeweils anderen Gruppe zu werben. Der Versuch, den Konflikt mit Gesprächen, Hinweisschildern und gegenseitiger Rücksichtnahme zu lösen, war aber gescheitert. Zuletzt hatte sich die Bezirksvertretung II im Juni 2015 mit dem Thema befasst. Damals hatte die Verwaltung vorgeschlagen, die Öffnungszeiten einzuschränken und den Bolzplatz durch weitere Zaunelemente an der offenen Seite und durch Tore an den Zugängen abschließbar zu machen. Damit sollte ein Schließdienst beauftragt werden.

Politiker hielten eine Abriegelung des Platzes für übertrieben und zu teuer

Die Bezirksvertreter waren damals der Ansicht gewesen, dass man eine gewisse Lärmbelästigung im Umfeld eines Bolzplatzes hinnehmen müsse. Die Abriegelung des Platzes hielten die Politiker parteiübergreifend für übertrieben und nicht gerechtfertigt. Außerdem habe man keinen Präzedenzfall schaffen wollen. Wenn der Platz gesperrt werde, träfen sich die Nutzer dann halt auf der Straße, war ein weiteres Gegenargument.

„Jugendliche brauchen einen Treffpunkt, gerade dort, wo es für sie nichts anderes gibt“, findet Elke Zeeb, Ratsfrau der Grünen. Gerade im Sommer sei es normal, dass sich Jugendliche noch am späteren Abend draußen beschäftigten. Elke Zeeb hatte sich damals als Bezirksvertreterin für den Bolzplatz eingesetzt und auch ein Fußballturnier mit Bewohnern des benachbarten Asylbewerberheims mitorganisiert, das damals noch belegt war.

Gegen das abendliche Abschließen des Platzes hätten laut Elke Zeeb auch die Kosten gesprochen. Allein für die baulichen Veränderungen und die Tore wären einmalig 8500 Euro anfallen, für den Schließdienst rund 4200 Euro jedes Jahr. Auch könne man nicht einerseits motivieren wollen, sich mehr zu bewegen, und dann die Plätze gerade zu den Zeiten sperren, wenn Jugendliche Zeit hätten.