Essen. Nach Partyexzessen sperrt die Stadt Essen in den Wochenend-Nächten einen Park in Rüttenscheid. Warum der drastische Schritt laut Stadt nötig ist.

Der Christinenpark im Essener Stadtteil Rüttenscheid wird ab sofort an den Wochenenden nachts gesperrt. Das hat die Stadt verordnet. Sie reagiert damit auf massive Beschwerden von Anwohnern über andauernde Partyexzesse der letzten Wochen. Es ist das erste Mal, dass ein solch drastischer Schritt im öffentlichen Raum vollzogen wird, sieht man von den zahlreichen Corona-Beschränkungen der letzten Pandemie-Monate ab.

„Wir haben reichhaltige Erfahrungen sammeln müssen“, sagt Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg, der wegen der Situation in Rüttenscheid jetzt eine sogenannte Allgemeinverfügung auf den Weg gebracht hat.

Nutzungsverbot des Christinenparks an Wochenenden zwischen 22 und 6 Uhr

Diese ist gültig für den ganzen Juli und ordnet ein Nutzungsverbot des Parks in den Nächten von Freitag auf Samstag sowie von Samstag auf Sonntag zwischen 22 und 6 Uhr an. Kromberg spricht von einer „unglaublichen Beschwerdewelle“ und von „absoluten Verschmutzungen“ durch Glasscherben, was besonders gefährlich für Kinder sei, denn im Christinenpark befindet sich ein Spielplatz mit Sandgrube.

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Anwohner hätten ihm in Dutzenden Gesprächen außerdem ihr Leid geklagt, denn an Schlaf sei für sie nicht zu denken. Auf die Sperrung sollen Plakate hinweisen, an den drei Zugängen Barken aufgestellt werden. Zudem würden Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes kontrollieren. Stadt und Polizei stehen im Austausch, letztere werde in der Nacht Vollzugshilfe leisten.

Immer wieder sind laut der Stadt Essen in den letzten Wochenenden Glasflaschen zerstört worden. Die Scherben sind vor allem dann gefährlich, wenn sie in den Sand des Spielplatzes gelangen.
Immer wieder sind laut der Stadt Essen in den letzten Wochenenden Glasflaschen zerstört worden. Die Scherben sind vor allem dann gefährlich, wenn sie in den Sand des Spielplatzes gelangen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Beide waren in den vergangenen Wochen zwar verstärkt vor Ort, doch die Situation habe sich nicht verbessert, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Wenn Ansammlungen aufgelöst wurden, habe es nicht lange gedauert, bis sich erneut Gruppen bildeten. Anwohner hatten auch gegenüber unserer Redaktion solche Vorfälle geschildert.

Ordnungsdezernent: „Müssen Exzesse unterbinden“

Ordnungsdezernent Kromberg sagt: „Menschen, die feiern wollen: das ist nicht verboten. Wir müssen aber Exzesse unterbinden.“ In den letzten Wochen und infolge sinkender Inzidenzen ist ein anderer Feier-Hotspot in Erinnerung geblieben: Die Brücke auf der Rüttenscheider Straße hinter dem Giradet-Haus. Zeugen sprechen von mehreren Hunderten Feierwütigen, die sich dort in den Nächten versammelt hatten.

Dazu sagt Kromberg: „Die Rüttenscheider ist eine Feiermeile.“ Heißt: Dort ist es üblich, dass es lauter in der Nacht ist. Anders sehe es beim Christinenpark aus: „Der Park ist nicht dem Partymachen gewidmet und auch keine Ersatzdiskothek, um dort ein Höllenspektakel zu veranstalten.“ Bei dem Nutzungsverbot gehe es darum, das Feierpublikum aus Nebenschauplätzen herauszuhalten.

Die Interessengemeinschaft Rüttenscheid in Person von Rolf Krane begrüßt die temporäre Schließung des Christinenparks. „Kontrollen sind da erforderlich und ein robustes Ziehen von Grenzen sollte die Kräfteverhältnisse zugunsten der Anwohner und der Stadt stets deutlich machen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

In dieser wird das „neue Phänomen, das aktuell in allen deutschen Städten – meist viel drastischer – zu beobachten ist, ist eine Mischung von Corona-Nachholbedürfnis, geschlossenen Clubs, Fußball-EM und einem allgemeinen Überdruss der Jugend.“ Und weiter in Anspielung auf derzeit geschlossene Clubs: „Wo sollen die jungen Leute denn auch hin?“ Zugleich würde sich Krane aber schon „ein Glas- oder Alkoholverbot außerhalb genehmigter Gastronomie oder nach 24 Uhr“ wünschen und dass der Alkoholverkauf an dem Kiosk in unmittelbarer Nähe unterbunden würde, der die ganze Nacht über geöffnet hat. Dabei wisse man durchaus von den rechtlichen Hürden.

Kritische Stimme aus der Gastronomie am Christinenpark

Zu dem Vorgehen der Stadt gibt es durchaus auch kritische Stimmen. Yu-Jin Chung beispielsweise, Betreiberin der Bar Gin & Jagger, sieht sich und auch andere Lokale, die mit ihrer Außengastro direkt an den Christinenpark angrenzen als Leidtragende. Sie fürchtet durch die Sperrung Umsatzeinbußen. Denn nun müsse bis 22 Uhr der Besucher auch seinen Platz verlassen haben, damit der Park auch wirklich geräumt sei. Bislang habe man noch bis 22 Uhr Bestellungen aufnehmen bzw. bringen können.

Das sehe vielleicht eher wie ein eher kleinen Unterschied aus, doch in Summe mache sich das schon bemerkbar. Zudem schlage es auf die gesamte Stimmung, wenn man wüsste, dass um punkt zehn Uhr am Abend in der entsprechenden Außengastro Schluss ist. Sie ergänzt: Durch die Feierwütigen drohe ohnehin die Gefahr, dass der Ruf von Rüttenscheid beeinträchtigt werde. Ferner schade das Verhalten auch der gesamten Atmosphäre. Gemütlich und in Ruhe an der Rü zu sitzen, sei kaum noch möglich, wenn die Feiergruppen über die Straße ziehen.

Ordnungsdezernent Christian Kromberg kündigt an, die Lage am Christinenpark nun beobachten zu wollen. „Es macht keinen Sinn, wenn es jetzt zu Verdrängungsprozessen kommt.“ Sprich, wenn das Feiervolk sich nun an anderer Stelle zusammenfinden würde.