Essen. Im Islam gelten strenge Bestattungsvorschriften. Gräber müssen Richtung Mekka ausgerichtet sein. Welche Regeln in Essen noch gelten.
Im Büro des muslimischen Al-Rahma-Instituts auf der Karnaper Straße stehen Flacons mit sieben Duftölen auf dem Regalbrett. Düfte, mit denen die Verstorbenen nach der rituellen Totenwaschung ihren allerletzten Weg antreten. Es sind die Duftnoten wie Lotus, Kampfer, Zeder, Moschus, Oud („Holz“) und der „Duft des schwarzen Steins“, der Kaaba in Mekka. „Am beliebtesten ist Moschus“, sagt Geschäftsführer Hicham El Founti.
Vier Mal werde die rituelle Totenwaschung vorgenommen. In Gelsenkirchen verfügt das Institut über einen eigenen Waschraum. Die Beisetzung soll nach muslimischer Vorschrift so schnell wie möglich vorgenommen werden. Nach dem deutschen Bestattungsrecht müssen mindestens 48 Stunden zwischen Tod und Beisetzung vergehen, doch das Land NRW erlaubt Muslimen eine Mindestzeit von 24 Stunden. Zum Totengebet mit dem Imam trifft sich die Trauergemeinde in der Moschee. Das Al-Rahma-Institut beschäftigt für die Beisetzungen drei Imame, die alle auch deutschsprachig sind.
Männer sind in drei Leinentücher gehüllt, Frauen in fünf
Ebenfalls befreit sind Muslime in Essen laut Friedhofssatzung seit 2014 von der Sargpflicht. Es reicht also aus, wenn die Verstorbenen in weiße Tücher gehüllt werden – Männer in drei, Frauen in fünf und Kinder in einem. Die Feuerbestattung (Einäscherung) ist Muslimen strengstens untersagt. Die Leinentücher dürfen nicht genäht, sondern müssen gewebt sein. Noch werden sie aus der Türkei importiert, aber der Essener Bestatter will sie demnächst selbst produzieren.
Die muslimischen Gräber auf dem Hallo-Friedhof sind allesamt nach Mekka ausgerichtet, damit das Gesicht der Verstorbenen Richtung Heilige Stadt weisen.
In den ersten sechs Monaten nach dem Begräbnis stehen Holztafeln auf den Gräbern, erst danach wird der Grabstein gesetzt samt Einfassung. Der Bestatter nimmt die Dienste eines islamischen Steinmetzes in Anspruch.
Muslimische Gräber müssen nach Mekka ausgerichtet sein
Blumenschmuck ist auf den Gräbern weit verbreitet. Zu sehen sind auch Feigen- und Zitronenbäume sowie Rosmarinsträucher: Pflanzen, die an die Herkunftsländer erinnern sollen. Bevorzugt werden auf dem Hallo-Friedhof Wahlgräber (Familiengruften), sie bestehen laut Satzung mindestens 40 Jahre. Der Islam sieht ein ewiges Liegerecht vor.
Bei den jährlichen Zustandskontrollen der Grabstätten nimmt die Friedhofsverwaltung alle – auch die muslimischen – Grabstätten in Augenschein. Dauerhaft ungepflegte Grabstätten werden nach den üblichen Fristsetzungen entzogen und eingeebnet, so Grün und Gruga-Sprecherin Christina Waimann. Maßgeblich seien die Verkehrssicherheit und die Beeinträchtigung der Nachbargräber.
Muslime auf dem Hallo-Friedhof vermissen Toiletten an ihrem Bestattungsfeld.