Essen-Bochold. Die Bürger-Aktion Bochold will einen Grünstreifen erhalten. Kurz vor dem Beschluss der Baupläne stellen Politiker weitere Forderungen.

Als waschechte Bocholderin setzt sich Margot Lüchau-van Hal schon seit vielen Jahren für den Erhalt der Grünfläche hinter ihrem Elternhaus ein. Eine einst angedachte Straße kam zwar nicht, doch nun wird das Areal der ehemaligen Gärtnerei zwischen Kesselstraße und Bocholder Straße wohl bebaut. 133 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern sollen entstehen, auf der angrenzenden Grünfläche zusätzlich ein Spielplatz und ein Regenrückhaltebecken. Die Bezirksvertretung hat bereits grünes Licht für die Pläne gegeben, im zuständigen Ausschuss und im Rat steht dies noch aus. Zusätzlich gibt es aus dem Bezirk jedoch noch einen Antrag zur Aufwertung des Grünzugs.

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Lüchau-van Hal und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Bürger-Aktion Bochold gehen mittlerweile davon aus, dass die Pläne Wirklichkeit werden, gegen die sie sich versucht haben zu wehren. „Es ist erschreckend zu sehen, dass die Grünflächen in ohnehin dicht besiedelten Stadtteilen so zugebaut werden“, sagt die 74-Jährige. Sie hat sich im Detail mit den Plänen auseinandergesetzt und mit ihrem Nachbarn Dietmar Buckstegge und anderen den Protest organisiert. Dabei ging es ihnen nicht darum, das gesamte Bauprojekt zu verhindern, sondern die Einbindung eines Teils der angrenzenden öffentlichen Grünfläche.

Bürger sammeln 500 Unterschriften

Sie starteten eine Petition und sammelten rund 500 Unterschriften gegen das Bauprojekt, die sie nun noch an Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) übergeben wollen. „Unser Ziel war es, die öffentliche Grünfläche vollständig zu erhalten“, sagt Lüchau-van Hal. Dass Spielplatz und Regenrückhaltebecken ebenfalls auf dem Gelände des Investors untergebracht werden, haben sie aber nicht erreichen können. Als Erfolg verbucht die Bürger-Aktion Bochold für sich, dass immerhin keine Wohngebäude auf der betreffenden Fläche entstehen.

Kundgebung

Die Mitglieder der BürgerAktion Bochold haben sich dem Bündnis „Grüne Lungen für Essen“ angeschlossen.

Unter dem Motto „Für eine lebenswerte Stadt Essen – schützt unsere Grünflächen!“ organisiert das Bündnis eine Kundgebung.

Sie findet statt am Samstag, 12. Juni, um 11 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz in Essen.

Eine deutliche Veränderung des Umfeldes wird es dennoch geben. Die Grünfläche zwischen Kesselstraße und Bocholder Straße wird urbaner. „Bisher ist es ein beliebter Spazierweg, die Leute freuen sich über das sogenannte Pantoffelgrün“, sagt Lüchau-van Hal, die direkt am Weg wohnt. „Man hat seine Ruhe, hört die Vögel zwitschern, kann durchatmen. Es ist eine naturnahe Erholungsfläche.“ Von Ausgleichspflanzungen in Heidhausen hätten die Bocholder wenig. „Der Blick aufs Grün verschwindet und wir befürchten auch Auswirkungen auf die Natur“, so Lüchau-van Hal. Durch die Bebauung würden viele Pflanzen und die Lebensräume verschiedener Tierarten vernichtet.

Grünzug soll aufgewertet werden

Die Grünen in der Bezirksvertretung sehen das etwas anders. Die Fläche sei ökologisch nicht besonders wertvoll – im Gegenteil könne sie noch aufgewertet werden, etwa durch Anpflanzungen und Nistmöglichkeiten. Deshalb haben Grüne und CDU gemeinsam einen Antrag an die Verwaltung formuliert, in dem sie fordern, den Grünzug „unabhängig von einer möglichen Bebauung des ehemaligen Gärtnerei-Geländes dauerhaft zu erhalten und aufzuwerten, um so insbesondere seinen Nutz- und Erholungswert für die Anwohnerinnen und Anwohner nachhaltig zu erhöhen“. Dem hätten sämtliche Mitglieder zugestimmt, informiert Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig.

Das geplante Baugebiet in Bochold liegt zwischen Kesselstraße und Bocholder Straße.
Das geplante Baugebiet in Bochold liegt zwischen Kesselstraße und Bocholder Straße. © FUNKEGRAFIK NRW Denise Ohms

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Für eine sogenannte doppelte Innenentwicklung spricht sich Thorsten Drewes als Fraktionsvorsitzender der Grünen aus. Es solle nicht nur auf bauliche Verdichtung, sondern gleichzeitig auf Erhalt und Weiterentwicklung des urbanen Grüns gesetzt werden. Das Areal in Bochold könne geradezu ein Musterbeispiel dafür sein, so Drewes. Genauso wie die Anwohnerinnen und Anwohner ärgert er sich darüber, dass Ausgleichspflanzungen nicht direkt vor Ort stattfinden.

Essener Grüne fordern stärkere Dachbepflanzung

Und während die meisten Mitglieder der Bezirksvertretung in Bezug auf das Bauprojekt selbst keine Bedenken mehr hatten, äußerten die Grünen auch dazu sehr wohl welche. „Man hätte mehr machen können, zum Beispiel den Anteil an gefördertem Wohnungsbau erhöhen und für eine stärkere Dachbegrünung sorgen“, sagt Drewes. Vorgesehen seien 10 Zentimeter Material auf den Dächern, bei 30 Zentimetern könne man nicht nur Bodendecker, sondern ganze Sträucher pflanzen, was einen deutlicheren Effekt auf die Umgebungsluft habe. Auch Fahrradstraßen wären in Zusammenhang mit dem Bebauungsplan aus Sicht der Grünen sinnvoll gewesen.

Der Bebauungsplan wird am Donnerstag, 17. Juni, Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und am 30. Juni im Rat sein. Besucher sind willkommen.