Essen. Freiheiten für Geimpfte und Genesene werden als ungerecht kritisiert. Warum das Gegenteil der Fall ist und die neuen Regeln sinnvoll sind.
Ich habe drei jüngere Geschwister. Sie gehören zur Risikogruppe 3 und haben vor wenigen Tagen ihre erste Impfung bekommen. Natürlich kamen direkt Sprüche wie „Wir gehen bald ohne dich ins Restaurant“ oder „Wir buchen schon mal den Sommerurlaub zu dritt“.
Zugegeben, das fand ich erstmal überhaupt nicht lustig. Ich war neidisch. Und obwohl Geimpften und Genesenen derzeit viel geringere Freiheiten in Aussicht gestellt werden, ist die Debatte schon jetzt vom Neid auf die sogenannten „Impfprivilegien“ geprägt. Genau da liegt das Problem: Geimpfte und Genesene haben keine Privilegien. Sie bekommen nur die Grundrechte zurück, die in Deutschland normalerweise alle haben.
Warum sollten Genesene und Geimpfte weiterhin grundlos eingeschränkt werden?
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Das ist gerecht. Oder besser gesagt: Alles andere wäre ungerecht. Denn strenge Schutzmaßnahmen sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie den Tod vieler Menschen verhindern und das Gesundheitssystem vor einem Kollaps bewahren. Studien zeigen aber, dass von Geimpften und Genesenen kaum mehr ein Infektionsrisiko ausgeht.
Wie sollten wir Jüngeren der älteren Generation also erklären, dass wir ihr das kleine bisschen Normalität verwehren? Um Solidarität zurückzufordern, weil wir anfangs auf vieles verzichtet haben, um sie zu schützen? Dabei steht doch fest: Es nützt uns jungen Menschen überhaupt nichts, wenn andere weiterhin grundlos eingeschränkt werden.
Wir werden nicht alle gleichzeitig in den Alltag zurückkehren. Das mag den ein oder anderen stören, aber Neid hat uns noch nie weitergebracht. Anstatt an sich selbst, sollte man lieber an die denken, die die Pandemie besonders hart trifft: Einzelhändler, Gastronominnen & Co. – auch, wenn das für mich bedeuten würde, dass meine Geschwister erstmal ohne mich essen gehen.
Corona: Das halten Essener von Privilegien für Geimpfte
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