Essen-Margarethenhöhe. Auf der Margarethenhöhe hat ein Forschungsprojekt begonnen. Dabei wird geprüft, wie man trotz des Denkmalschutzes energetisch sanieren kann.

Die historische Gartenstadt Margarethenhöhe ist Gegenstand eines Forschungsprojekts, das sich mit Möglichkeiten der energetischen Sanierung befasst. Die Arbeiten am ersten von fünf Modellhäusern haben begonnen. Welche Möglichkeiten im Rahmen des Denkmalschutzes bestehen.

Vor dem Haus an der Sommerburgstraße 35 steht jetzt ein Bauschild. Es verweist auf das Forschungsprojekt „Energieoptimiertes Quartier Margarethenhöhe“, das die Margarethe-Krupp-Stiftung als Bauherr durchführt. Ziel des Forschungsprojektes ist der optimierte Umgang mit Energie in denkmalgeschützten Gebäuden. Dazu gehören mehrere Mosaiksteine, mit denen man sich in den kommenden Jahren beschäftigen werde.

Übliche Methoden der Dämmung sind bei denkmalgeschützten Gebäuden nicht möglich

„Das Ziel der Klimaneutralität gilt natürlich auch für die Margarethenhöhe. Allerdings können wir hier aus Denkmalschutzgründen nicht die üblichen Verfahren, zum Beispiel bei der Gebäudedämmung, anwenden“, sagt Michael Flachmann, Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung (MKS). Er hat das Projekt gerade bei den Berliner Energietagen, der Leitveranstaltung zur Energiewende in Deutschland, vorgestellt. Diese fanden in diesem Jahr coronabedingt als Online-Veranstaltung statt.

Seit kurzem weist ein Bauschild an der Sommerburgstraße 35 auf das Forschungsprojekt hin.
Seit kurzem weist ein Bauschild an der Sommerburgstraße 35 auf das Forschungsprojekt hin. © Wolfgang Hollender

Man könne in der historischen Gartenstadt-Siedlung, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, nicht einfach Dämmmaterial von außen auf die Fassaden aufbringen, sondern müsse von innen dämmen, erklärt Michael Flachmann. Das könne mit einem speziellen Putz geschehen, der Luftpartikel enthalte und deutlich besser dämme als sonst übliche Materialien.

Der Energiebedarf wird analysiert

Eine weitere Säule des Projekts sei das „Smart Home“, bei dem der Energiebedarf des Hauses analysiert werde. „Die Mieter werden genau informiert, wo zum Beispiel gerade ein Fenster geöffnet ist. So können sie ihr Verhalten an den Verbrauch anpassen“, sagt der MKS-Vorstand. Ein weiteres wichtiges Thema sei die Energiegewinnung, zum Beispiel durch Geothermie, der Nutzung von Erdwärme.

Universitäten sind als Kooperationspartner im Boot

Kooperationspartner der Margarethe-Krupp-Stiftung sind die Universität Stuttgart, Institut für Werkstoffe im Bauwesen und Materialprüfungsanstalt, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen mit ihren Lehrstühlen für integrierte Analogschaltungen und Gebäude- und Raumklimatechnik sowie das Gas- und Wärme-Institut Essen.

Gefördert wird das Projekt, das in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde in Essen erfolgt, durch einen Beschluss des Deutschen Bundestages vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Bei der Dachsanierung teste man sogenannte Photovoltaik-Dachsteine, die noch in der Entwicklung seien, aber in Kürze zur Verfügung stehen sollen. Die Betondachsteine, die mit einer dünnen Folie zur Nutzung der Sonnenenergie überzogen seien, passten sich optisch den in der Siedlung üblichen Dachbedeckungen an. „Sie erfüllen im Grunde zwei Funktionen, dienen der Stromerzeugung und der Wassererwärmung“, so Michael Flachmann.

Die Tests sollen zeigen, welche Maßnahmen möglich sind

Die fünf für das Projekt ausgewählten Häuser beziehungsweise Wohnungen seien unterschiedlich von den Gegebenheiten. Sie alle stünden leer und hätten sowieso renoviert werden müssen. Für das Projekt würden sie aber länger unvermietet bleiben, als das normalerweise der Fall gewesen wäre. „Wir testen dort, welche Maßnahmen unter bestimmten Bedingungen funktionieren und welche nicht. So sammeln wir Erfahrungen, die wir später auf die gesamte Siedlung übertragen können“, so Flachmann. Im Startgebäude an der Sommerburgstraße 35 liefen jetzt die Innenarbeiten. Die Solardachsteine würden später verbaut, da sie gerade erst produziert würden. Der Einbau auf der Margarethenhöhe sei ein Pilotprojekt.

Michael Flachmann (l., MKS-Vorstand) und Projektleiter Prof. Harald Garrecht zeigen die Solardachsteine.
Michael Flachmann (l., MKS-Vorstand) und Projektleiter Prof. Harald Garrecht zeigen die Solardachsteine. © Henning Hagemann

Erste Überlegungen für das „Energieoptimierte Quartier Margarethenhöhe“ habe es bereits 2017 gegeben. Die Umsetzung läuft jetzt und soll im ersten Halbjahr 2022 abgeschlossen werden. Dann seien erste Ergebnisse zu erwarten. Anschließend sollen dann ein Jahr lang Daten gesammelt werden. „Wir sehen uns beim optimierten Umgang mit Energie auch in denkmalgeschützten Gebäuden der Umwelt und unseren Mietern gegenüber in der Pflicht“, begründet Michael Flachmann das Engagement seines Hauses im Projekt.

Der Anstoß dazu habe Petra Beckers, ehemalige Leiterin des Essener Institutes für Denkmalschutz und Denkmalpflege, gegeben. Die Stiftung beteilige sich mit rund 600.000 Euro an dem Projekt, eine Million Euro komme vom Bundeswirtschaftsministerium.