Essen. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) fordert Genderstern und Co. überall an der Uni Duisburg-Essen. Warum das Gendern erwartet wird.

Das Gendersternchen sorgt in den Unis für Diskussionen. In Kassel hatte zuletzt der Fall eines Studenten für Aufsehen gesorgt, dem in einer Prüfung Punkte abgezogen wurden, weil er keine genderneutrale Sprache genutzt hatte. Solche Fälle sind an der Uni Duisburg-Essen bislang nicht bekannt geworden – die gendergerechte Sprache ist aber auch dort ein großes Thema.

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„Wir als Studierendenvertretung nutzen selbst genderneutrale Sprache und erwarten dies auch von der Universität“, sagt Katharina Tölle, Referentin für Hochschulpolitik des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). In der Hochschulpolitik sei das Gendern längst Alltag, auch wenn die Sprache noch nicht überall angepasst sei. „Teilweise sind unsere Satzungen noch veraltet und werden genderneutral überarbeitet, das dauert aber noch“, so Tölle.

Hoffnung auf mehr Geschlechtergerechtigkeit

In den Diskussionen gehe es aus ihrer Sicht nicht mehr darum, ob gegendert werden soll, sondern wie. Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder großes I – es gibt BefürworterInnen der einen, Verfechter_innen der anderen und Unterstützer:innen der nächsten Variante. Die Verfasser*innen von Mitteilungen des AStA nutzen das Sternchen.https://interaktiv.waz.de/gehaltsvergleich-maenner-frauen-gender-pay-gap/

In Lehre und Verwaltung sei die gendergerechte Sprache noch nicht überall angekommen, kritisiert der AStA. „Auch wenn gendergerechte Sprache wahrscheinlich nicht das effektivste Mittel zur Durchsetzung von Geschlechtergerechtigkeit ist, so ist sie aber eines der hürdenärmsten Mittel, die zur Verfügung stehen“, meint Tölle. Dazu müssten Menschen lediglich ihre Sprech- und Schreibweise ändern. Und es bestehe die Hoffnung, dass das zu mehr Geschlechtergerechtigkeit auch auf anderen Ebenen beitrage.

Uni benutzt meist den Genderstern

Verfechterin einer Sprache, in der die männliche Form nicht mehr verallgemeinernd genutzt wird, ist qua Amt auch die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Duisburg-Essen, Regina Hauses. „Das Landesgleichstellungsgesetz, welches die Grundlage unserer Arbeit darstellt, verpflichtet Gleichstellungsbeauftragte ebenso wie die UDE auch dazu, in der internen wie externen dienstlichen Kommunikation die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten“, erklärt Hauses. „Dafür benutzt die UDE mehrheitlich den Genderstern.“ Von der Pressestelle der Uni heißt es auf Anfrage, dass es jedoch keine einheitliche Richtlinie für die gesamte UDE gebe.

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Während sich die Uni grundsätzlich in interner und externer Kommunaktion verpflichtet sieht, genderneutral zu formulieren, scheint die Lage in den einzelnen Fakultäten unterschiedlich. „Was die Lehre betrifft, so achten viele Lehrende, zum Beispiel im Lehramt, darauf, dass die Studierenden für das Thema sensibilisiert werden und ihre Arbeiten entsprechend genderreflexiv verfassen“, so Pressesprecher Thomas Wittek.

Gendern als Kriterium in Prüfungen

Bei Prüfungen stellt sich die Frage, ob Punktabzug drohen könnte, wenn Studentinnen und Studenten nur die maskuline Form wählen. Der betroffene Lehramtsstudent aus Kassel forderte in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeine (HNA), dass das Gendern freiwillig sein müsse. Er selbst ist im Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in der Hochschulpolitik aktiv. Dessen Landesverband forderte jüngst ausdrücklich eine „ideologiefreie Sprache“ an den Universitäten.

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„Ein mit Kassel vergleichbarer Fall ist mir nicht bekannt“, sagt die UDE-Gleichstellungsbeauftragte Regina Hauses. „Geschlechtergerechte Sprache ist jedenfalls nicht als Prüfkriterium hochschulweit verankert.“ Aus Sicht des AStA spräche grundsätzlich nichts gegen die Gendersprache als Prüfkriterium, wenn es transparent gemacht würde. „Aus rechtlicher Sicht könnte das schwieriger sein, da Nicht-Gendern nicht gegen geltende und bindende Regeln der Rechtschreibung und Grammatik verstößt“, heißt es. So steht der Umgang mit dem Gendersternchen in Prüfungen wohl auch an der UDE künftig noch zur Debatte.