Essen. Die Stadt Essen überlässt den Ausbau der Ladeinfrastruktur der Wirtschaft. Doch die Auslastung ist oft gering. Kommt E-Mobilität so in Schwung?
Der Elektro-Mobilität gilt die Zukunft, so heißt es. Dazu passt folgende Meldung: In Essen ist ein weiteres Unternehmen am Start, das für die nötige Ladeinfrastruktur sorgt. „On Charge“ aus Köln hat hier bereits zwei Ladesäulen aufgestellt. Bis Jahresende sollen 15 weitere hinzukommen. Die Zahl ist also überschaubar. Aber jeder Anbieter ist willkommen. Der Ausbau der Infrastruktur sei wünschenswert, heißt es von Seiten der Stadt, die dies der Privatwirtschaft überlässt.
Auf den ersten Blick steht Essen gut da, was die Ausstattung mit E-Ladesäulen angeht. Im Städtevergleich liegt Essen sogar weit vorne. Mehr öffentlich zugängliche Ladepunkte gibt es nur in den Metropolen Berlin, München und Hamburg sowie in den „Autostädten“ Stuttgart und Wolfsburg. Im Verhältnis zu den zugelassenen Pkw stellt sich das Bild jedoch anders da. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sortiert Essen im Ranking der Städte und Kreise da nur auf Platz 32 ein. Auf Platz 1 liegt übrigens der niederbayerische Landkreis Regen.
Die Zahl an E-Autos ist in Essen nach wie vor überschaubar, doch ihr Anteil wächst schneller als der Fahrzeugbestand insgesamt. Die Kfz-Zulassungsstelle meldet für den Monat März 7991 Elektro- und Hybridfahrzeuge. Das sind 417 Fahrzeuge mehr als noch im Februar. Zugelassen waren insgesamt 360.084 Kraftfahrzeuge – 781 mehr als einen Monat zuvor.
Wer ein E-Auto fährt, kann zwischen Karnap und Kettwig im Straßenraum an 170 Ladesäulen Strom tanken. Hinzu kommen 96 Ladesäulen auf öffentlich zugänglichen Privatgrundstücken, zum Beispiel in Parkhäusern.
In Karnap gibt es nur eine einzige E-Ladesäule
Allerdings verteilt sich die Ladeinfrastruktur sehr unterschiedlich über das Stadtgebiet. Die allermeisten Ladesäulen stehen in der Innenstadt, im Südviertel, im Südostviertel und in Rüttenscheid. Dort müssen E-Autofahrer nicht lange nach einer E-Tankstelle suchen. In anderen Stadtteilen ist die Infrastruktur dagegen sehr überschaubar. So weist die Stadt beispielsweise für Kupferdreh drei Ladesäulen aus, für Werden zwei und für Karnap nur eine einzige.
Die Stadt Essen stellt selbst keine Ladesäulen auf, steuert aber deren Verteilung. Über das Stadtgebiet wurde dafür ein Raster mit 200 mal 200 Meter großen Feldern gelegt. Innerhalb eines Feldes darf eine Ladesäule stehen. Ist diese zu mehr als 70 Prozent belegt, darf eine zweite hinzukommen.
Die Auslastung der E-Ladesäulen variiert stark – 50 Prozent sind schon ein Spitzenwert
Die Auslastung variiert je nach Standort stark. So weist beispielsweise die Ladesäule in der Abteistraße in Werden nach Angaben der Stadt eine Belegung von 25,3 Prozent aus, die in der Humboldtstraße in Haarzopf von knapp 50 Prozent. Es gebe aber auch Ladesäulen, die gar nicht bis kaum nachgefragt werden. Dazu zählt die Säule am Wolfsbankring in Borbeck mit einer durchschnittlichen Auslastung von nur 0,78 Prozent im Monat.
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Nach den Worten von Essens Umwelt- und Verkehrsdezernentin Simone Raskob wäre die Stadt durchaus bereit, die Hürde für die Aufstellung weiterer Ladesäulen zu senken. „Es geht sicher auch bei einer Auslastung von unter 70 Prozent. Die Zahl ist nicht unverrückbar“, so Raskob.
Der Berliner Anbieter Allego hatte angekündigt, in diesem Jahr keine weitere E-Ladesäulen zu platzieren. Westenergie, in Essen Marktführer, will sich beim Ausbau der Ladeinfrastruktur auf Unternehmen und Parkhäuser konzentrieren.
Raskob sieht großes Potenzial, wo Menschen arbeiten oder einkaufen. Warum sollten sie nicht währenddessen ihr E-Auto aufladen?