Essen. Die Tochter von Michaela Mengel starb mit erst 23 an Corona. Nun hat der Bundespräsident die Essenerin zum Gedenken nach Berlin eingeladen.

Das Schicksal von Michaela Mengel hat Menschen in ganz Deutschland berührt: Die Essenerin hat ihre erst 23 Jahre alte Tochter Annalena im Januar an Corona verloren. In einem Video-Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schilderte sie wenige Wochen später den schweren Abschied von ihrer lebensfrohen, behinderten Tochter. Das bewegte nicht nur viele Fernsehzuschauer, sondern auch den Bundespräsidenten, und so hat er Michaela Mengel für diesen Sonntag (18. April) zur Corona-Gedenkfeier nach Berlin eingeladen. „Ich fahre hin, damit Annalena noch einmal ein Gesicht bekommt.“

Es bedeutet ihr viel, dass das Bild ihrer verstorbenen Tochter aufgestellt wird

Sie sei sehr nervös, wenn sie an den Termin mit den Spitzen der Republik, aufwendigem Sicherheitscheck und vielen Fernsehkameras denke. Schon, dass ihr Gespräch mit Steinmeier im März in Auszügen in den TV-Nachrichten zu sehen war, sei für sie sehr aufregend gewesen. Diesmal wird die 54-Jährige nicht im heimischen Wohnzimmer in Borbeck sitzen, sondern Samstag nach Berlin fahren, wo es eine Generalprobe für den nächsten Tag geben wird. Am Sonntag nimmt sie mit einigen anderen Angehörigen von verstorbenen Corona-Kranken an einem morgendlichen Gottesdienst in der Gedächtniskirche und der späteren Gedenkveranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt teil.

Jeden Abend zündet Michaela Mengel eine Kerze vor dem Bild ihrer verstorbenen Tochter Annalena an.
Jeden Abend zündet Michaela Mengel eine Kerze vor dem Bild ihrer verstorbenen Tochter Annalena an. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Sie sei froh, dass sie in dem großen Rahmen diesmal nicht sprechen werde. „Aber die Bilder der Verstorbenen werden aufgestellt, das bedeutet mir viel.“ Annalena litt unter dem Phelan-McDermid-Syndrom, einem seltenen Gendefekt, der zu Muskelschwäche, motorischen und mentalen Störungen führt. Für ihre Mutter blieb sie immer das Wunschkind, das sie mit guter Laune durch den Tag begleitete. Michaela Mengel hofft, dass die jetzige Aufmerksamkeit helfe, dass andere Menschen nicht nur auf die Einschränkungen von Menschen mit Behinderung schauen, sondern auch auf ihre Persönlichkeit.

„Annalena sitzt auf einem Stern“

Annalena hatte trotz ihres Handicaps eine normale Lebenserwartung: „Aber an Corona sterben eben doch auch junge Menschen“, sagt Michaela Mengel. Der Tod ihrer Tochter habe eine Lücke in ihr Leben gerissen, die sich nicht schließen lasse. Aber sie tröste sich mit dem Gedanken, „dass Annalena auf einem Stern sitzt und mir zuschaut“.