Essen-Stadtwald/Steele/Werden. Die Schülerfirma „The Green Club“ und die Initiative „Solarstadt Werden“ machen sich für Strom aus Solarmodulen stark. Dies sind ihre Projekte.

Umweltfreundlichen Strom über Solarmodule erzeugen – dafür machen sich „The Green Club“, die Schülerfirma des Gymnasiums an der Wolfskuhle, wie auch die Initiative „Solarstadt Werden“ stark. Beide haben die Idee, über einfache Stecker-Solargeräte das Thema Solarenergie in der Stadt weiterzutragen.

Als „Sonnen-Botschafter“ der Essener Solargenossenschaft werben die Gymnasiasten kräftig für sogenannte „Balkonkraftwerke“. „Balkonkraftwerke sind einfache Stecker-Solarmodule, die man im Garten aufstellen oder an der Balkonbrüstung anbringen kann“, erklärt Rolf Schwermer, Vorstand der Solargenossenschaft, die ihren Sitz in Stadtwald hat. Ungefähr 1, 50 x 1 Meter groß sind diese Module, die bei optimaler Nutzung der Sonne bis zu 270 Kilowatt-Stunden im Jahr erzeugen.

Jugendliche machen sich stark für Stecker-Solarmodule

„Diesen Strom kann man über ein Kabel direkt in sein eigenes Netz einspeisen“, ergänzt Oberstufenschüler Timon Knüttel, einer der Sprecher der 2019 gegründeten Schülerfirma „The Green Club“. Gemeinsam mit knapp 62 weiteren Mitgliedern macht er sich vor allem für das Thema Nachhaltigkeit stark. „Im Schulgarten halten wir unsere eigenen Bienen, wir vertreiben in unserem Schul-Kiosk Fairtrade-Produkte und verwirklichen noch ganz viele andere Projekte“, erzählt Timon Knüttel.

Eines der beiden Solargeräte, die Sven Hüther für interessierte Werdener Bürger zur Verfügung stellt – für zwei bis drei Monate kostenfrei zum Testen.
Eines der beiden Solargeräte, die Sven Hüther für interessierte Werdener Bürger zur Verfügung stellt – für zwei bis drei Monate kostenfrei zum Testen. © FFS | Kerstin Kokoska

So entstand auch die Idee, aus der Kraft der Sonne Energie zu gewinnen, die direkt dem Gymnasium zugute kommen soll, indem die Stromkosten gesenkt werden. „Doch obwohl wir alles gut vorbereitet hatten und die Experten der Solargenossenschaft uns zur Seite standen, konnten wir das leider nicht realisieren“, bedauert der Schüler. Die Stadt habe ihnen eine Absage zu erteilt. „Die Flachdächer unserer Schule seien von der Statik her nicht geeignet, heißt es.“ Doch aufgeben möchten die Schüler nicht.

„Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, bei unseren Familien, Freunden, Bekannten und Nachbarn für die Stecker-Solarmodule zu werben. So wollen wir zumindest die Idee in Essen weitertragen, wenn unsere Schule schon nicht davon profitieren kann“, sagt Timon Knüttel, der wie seine Mitstreiter inzwischen schon ein Experte in Sachen Photovoltaik-Technik ist. „Wir haben in der kurzen Zeit dank der engagierten Jugendlichen schon über 17 Bestellungen für die Balkonkraftwerke“, freut sich Rolf Schwermer, der gemeinsam mit seinen Kollegen vom Vorstand der Essener Solargenossenschaft für die Schüler eine leicht verständliche Kurzpräsentation zusammengestellt hat.

„Solarstadt Werden“ – der Name ist Programm

Im Stadtteil Werden hatte sich zu Beginn des Jahres 2020 die Initiative „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“ gebildet, hervorgegangen aus einer Vortragsreihe des Werdener Studenten Simon Wehden zum Thema Umweltschutz und Klimawandel. Gut 35 engagierte Bürger sind in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv, eine davon widmet sich der Solarenergie. Die Arbeitsgruppe heißt „Solarstadt Werden“ – der Name ist Programm.

Eine Wechselrichter-Box sorgt für die richtige Einspeisung ins Stromnetz.
Eine Wechselrichter-Box sorgt für die richtige Einspeisung ins Stromnetz. © FFS | Kerstin Kokoska

Die Mitglieder vereint die Überzeugung, dass man innerhalb weniger Jahre zu hundert Prozent ohne fossile Energieträger auskommen müsse. Es gebe ein festes Ziel: Bis 2030, so der Arbeitskreis-Sprecher Sven Hüther, solle die „Solarstadt Werden“ Realität werden, sollen Photovoltaik-Anlagen in großer Zahl auf den Dächern im Stadtteil vorhanden sein. Mit den Stecker-Solargeräten eröffne sich aber nun die Möglichkeit, auch im kleinen Rahmen die Stromerzeugung aus Sonnenenergie zu verbreiten.

Denn: Viel mehr als einen sonnigen Platz im Garten oder einen großen Balkon brauche man nicht dafür. Mit einem Gewicht von circa 20 Kilo seien die Module leicht zu handhaben und könnten bei Bedarf auch immer in Richtung Sonne gedreht werden. „Wie viel Strom über diese Module erzeugt wird, kann man ganz einfach ablesen“, erklärt Rolf Schwermer von der Essener Solargenossenschaft. Bei optimaler Sonnen-Ernte hätten sich die knapp 650 Euro teuren Solarmodule nach sieben Jahren amortisiert, „doch sie können mindestens 25 Jahre lang im Einsatz bleiben, so lange gibt der Hersteller Garantie“.

Zwei Solargeräte werden an interessierte Bürger ausgeliehen

Sven Hüther möchte den Bürgern das Kennenlernen noch einfacher machen: Die Teamgeist West GmbH, deren Inhaber Hüther ist, hat zwei Kleinanlagen finanziert und der Initiative „Solarstadt Werden“ zur Verfügung gestellt. Die Anlagen sollen kostenlos an interessierte Werdener für zwei bis drei Monate verliehen werden. Bei Interesse können die Mieter das Solargerät auch behalten und per Ratenkauf (20 €/Monat) über eineinhalb Jahre abbezahlen und danach das Gerät ihr Eigen nennen. „Wir beraten gerne, was zu tun ist als Mieter, und wie die Installation funktioniert“, sagt Hüther.

Unterstützung durch Solar-Experten

Die 2009 gegründete Solargenossenschaft steht interessierten Essenern mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um die Installation von Photovoltaik-Anlagen oder um die Anschaffung von Stecker-Solarmodulen geht. Kontakt: www.solargenossenschaft-essen.de

Auch die nachhaltige Schülerfirma „The Green Club“ besitzt Anteile an der Solargenossenschaft und nutzt deren Expertise. Weitere Kooperationen bestehen mit lokalen Unternehmen – unter anderem auf der Basis des Green-Club-Schulkiosks, des Tafelwasserautomaten und im Bereich der baumpapierfreien Schreibwaren, die im Kiosk angeboten werden. Mehr über die nachhaltigen Projekte gibt es unter https://the-green-club.de/.

Außerdem gibt es die Deutsche Gesellschaft für Sonnenergie (DGS). Der Verein unterstützt den Projektstart des AK „Solarstadt Werden“ für die Vermietung von Steckdosen-Solaranlagen mit einem Fachvortrag. Referent Rüdiger Brechler wird im April informieren. Der Termin wird auf www.solarstadt-werden.de angekündigt.

Im Grunde sei es ganz einfach, so Hüther. „Und Angst braucht keiner zu haben.“ Seit 30 Jahren gebe es bereits Wechselrichter, mit denen sich auch Solarmodule per Stecker ans Netz anschließen ließen. „Diese haben eine Schutzschaltung, die bei der Trennung vom Netz die Spannung am Ausgang abschaltet. So besteht keine Gefahr eines elektrischen Schlags, wenn der Stecker gezogen wird.“

Die gespendeten Stecker-Solargeräte bestehen je aus einem Standard-Solarmodul (im Format 1 x 1,70 Meter) mit 300 Watt Nennleistung. Aufständerung bzw. Standardbefestigung gehören zum Testpaket. Interessierte Werdener Bürger (Mieter mit geeignetem Balkon / Terrasse / Rasenfläche mit hohem Sonnenanteil) können sich melden unter . Das Projekt soll bei Erfolg ausgeweitet werden.

Schüler tüfteln weiter in Sachen Solarstrom

Im Einsatz bleibt auch „The Green Club“: Motiviert durch die jüngste Auszeichnung, die Schülerfirma hat vergangenen November den ersten Kika-Award in der Kategorie „For our Planet“ gewonnen, tüfteln die Jugendlichen nun an einer neuen, innovativen Idee in Sachen Solarstrom. „Was das ist, verraten wir noch nicht“, sagt Timon Knüttel, „erst müssen wir unsere Erfindung patentieren lassen“. Nur so viel gibt der Schüler preis: „Es ist eigentlich ganz simpel und wird hoffentlich ein Renner.“