Essen. Am Samstag bietet Aldi Schnelltests für Zuhause an. Zehn Minuten nach Ladenöffnung ist die Ware ausverkauft. Gründe für den Kauf gibt es viele.

6.45 Uhr in der Früh am Samstag. Nur langsam wird es hell, die Sonne geht auf. Die Rüttenscheider Straße zu diesem Zeitpunkt: menschenleer. Außer vor Aldi: Da stehen schon mindestens 20 Personen vor verschlossener Glasschiebetür bibbernd in der Kälte. Das Thermometer zeigt minus drei Grad. „Die Kunden warten hier schon seit einer dreiviertel Stunde“, erklärt eine Filial-Mitarbeiterin.

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Um Punkt sieben Uhr öffnet sie die Pforten. Dann geht alles ganz schnell: Die Leute stürmen in den Laden, schnappen sich einen Einkaufswagen, laufen suchend kreuz und quer durch den Laden und fragen dann: „Wo gibt es denn den Corona-Selbsttest?“ – „Nur an der Kasse“, antwortet die Mitarbeiterin.

Zwei Minuten später stehen die Kunden also wieder in Reih und Glied in der Schlange an Kasse eins. Eine Packung kostet 24,99 Euro. Enthalten sind fünf Tests, also pro Test rund fünf Euro. Seit Wochen wird darüber debattiert, Aldi startet nun als erster Discounter mit dem Verkauf. Ab kommender Woche sollen die Covid-19-Sets dann auch in Apotheken und Drogeriemärkten erhältlich sein. Damit kann sich jeder durch einen Abstrich in der Nase selbst auf das Virus testen. Produziert wurde der Test in Deutschland und ist für den Heimgebrauch zugelassen.

Hälfte der frühen Kunden geht leer aus

Obwohl die Abgabemenge zunächst auf eine Packung pro Kunde begrenzt ist, ist die Ware innerhalb kürzester Zeit in Rüttenscheid ausverkauft. Schon zehn Minuten nach Öffnung kommt die Mitarbeiterin also wieder heraus und klebt ein großes Schild an die Schiebetür: „Leider ist der Artikel Corona Selbsttests aktuell nicht mehr verfügbar. Weitere Artikel sind unterwegs“, steht darauf.

Mindestens die Hälfte der Frühaufsteher geht in Rüttenscheid leer aus. Darunter Hilde Bäcker, die ihren inhaltslosen Einkaufswagen um 7.10 Uhr enttäuscht wieder zurückstellt. „Jetzt bin ich ganz umsonst so früh aufgestanden“, erzählt die Rüttenscheiderin. Sie hätte den Test für einen Bekannten besorgen wollen, der ihn für eine berufliche Fortbildung gebraucht hätte. Auch Friedhelm Huff kommt mit leeren Händen aus dem Laden. Der 64-Jährige wollte den nasalen Abstrichtest für seine Frau kaufen. „Nach drei Monaten Lockdown leidet der ein oder andere schon unter Entzugserscheinungen. Meine Frau gehört dazu: Sie wollte endlich mal wieder in den Geschäften stöbern gehen, sobald der Einzelhandel wieder öffnet.“

Warum Kunden die Tests kaufen wollen

Aldi Bredeney, Heinrich-Held-Straße: Auch hier herrscht reger Betrieb und eine Viertelstunde nach Öffnung prangt das Ausverkauft-Schild am Eingang. Im Laden wiederholt der Kassierer indes alle zwei Minuten denselben Satz: „Der Test ist leider schon vergriffen.“ Beinahe jeder Kunde fragt danach. Das bestätigt auch Filialleiterin Janina Gerstmann: „Bei Aktionen erleben wir häufiger einen großen Andrang. Aber heute haben über 25 Personen vor unserer Tür gewartet. Das ist absolut kein normaler Aktionstag“, resümiert die 27-Jährige und versichert, dass ab kommender Woche mit Nachschub zu rechnen sei. Während die ersten Kunden nun schon wieder auf dem Weg zu ihren Autos sind, steigen ein paar Nachzügler gerade erst aus. Die Enttäuschung der Zuspätkommer hält sich aber in Grenzen: „Eigentlich bin ich schon davon ausgegangen, dass die Tests ausverkauft sind. Ich probiere es dann nächste Woche noch mal“, sagt Janosch um halb acht am Morgen. Vor seinem Osterurlaub möchte er mit seiner Familie einen Test machen. „Anstatt Fernreise besuchen wir coronabedingt unsere Freunde in Osnabrück auf einem Bauernhof. Mit einem Test würden wir uns alle sicherer fühlen“, erklärt der 40-Jährige.

Tests ausverkauft: Dieses Poster klebt schnell an der Scheibe.
Tests ausverkauft: Dieses Poster klebt schnell an der Scheibe. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ganz anders sieht das dahingegen eine andere Aldi-Besucherin: „Ich kaufe mir auf gar keinen Fall einen Test – da wäre ich ja blöd. Meiner Meinung nach ist das herausgeschmissenes Geld. Es hieß doch, dass die gar nichts bringen. Die sollten mal lieber schneller impfen“ und fügt aufgebracht hinzu: „Mein Mann ist knapp über 80 und geimpft. Ich bin 78 und nicht geimpft. Das macht doch keinen Sinn.“ Ob man einen Test nun für sinnvoll hält oder nicht, ist Ansichtssache. Dass die Politik nun aber neue Strategien verfolgt, erscheint dennoch begrüßenswert.

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