Essen-Rellinghausen. Der Aldi-Markt in Rellinghausen wird neu gebaut. Dafür mussten alte Platanen fallen. Bürger sind entsetzt, Grünen-Politiker fordern Umdenken.
Der Aldi-Markt an der Eisenbahnstraße in Essen-Rellinghausen wird an gleicher Stelle neu gebaut. Voraussichtlicher Baubeginn ist laut Firmensprecher im Herbst 2021, die Neueröffnung soll 2022 sein. Schon jetzt sorgen Baumfällungen für den Neubau für Unmut bei Bürgern und Politikern.
Das Geschäft werde im Zuge der Modernisierung des gesamten Aldi-Nord-Filialnetzes nach dem aktuellen Filialkonzept neu gebaut. Ein genauer Zeitplan dafür existiere noch nicht, so Firmensprecher Axel vom Schemm. Der Neubau solle aber im dritten Quartal 2021 starten. Die Baumaßnahme werde erst beginnen, wenn der neue Aldi-Markt im benachbarten Stadtteil Heisingen am Königsiepen 9 eröffnet habe. Dieser zusätzliche Markt werde derzeit gebaut, die Eröffnung sei für Mitte 2021 vorgesehen.
Das Unternehmen will auf dem Parkplatz in Essen-Rellinghausen neue Bäume pflanzen
Die für den Neubau an der Eisenbahnstraße in Rellinghausen erforderlichen Baumfällungen seien Ende Februar erfolgt und abgeschlossen. „Es mussten neben einigen Büschen, Sträuchern und Hecken auch Platanen gefällt werden. Vier Platanen befanden sich auf unserem Grundstück und eine Platane im öffentlichen Bereich“, so der Firmensprecher. „Auf dem Grundstück werden wir im Rahmen der Baumaßnahme neue Bäume pflanzen.“
Diskussionen um Heisinger Aldi-Bau
Um den Heisinger Aldi-Neubau an der Straße Königsiepen auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses gibt es Diskussionen. Dort entstehen im Erdgeschoss Parkplätze, darüber der eigentliche Markt und im zweiten Obergeschoss das Lager.
Viele halten den Neubau in der Ortsmitte, der die umliegenden Gebäude überragen wird, für zu wuchtig und befürchten Verkehrsprobleme.
Der neue Markt werde mehr Platz, breitere Gänge sowie ein vergrößertes Angebot bieten. Dafür werde die Verkaufsfläche von bislang 800 auf 1250 Quadratmeter vergrößert. Durch eine Photovoltaikanlage auf dem Marktdach und eine Wärmerückgewinnungsanlage, die den Marktraum kühlen und beheizen könne, komme das Gebäude ohne fossile Brennstoffe aus. Der Parkplatz biete 80 Stellplätze sowie Abstellplätze für Fahrräder und Lastenfahrräder. „Die Anordnung des Parkplatzes und des Gebäudes werden wir tauschen, so dass der neue Aldi-Markt dort errichtet wird, wo sich derzeit die Stellplätze befinden – und umgekehrt“, so der Firmensprecher.
Bürger sehen das Ortsbild durch die Baumfällungen beeinträchtigt
Bei den Bürgern und Vertretern der Grünen in der Bezirksvertretung II sorgen die Baumfällungen an der Eisenbahnstraße für Ärger. Jürgen Pielhau macht die Fällaktion wütend. Sie erinnere ihn an die Fällung eines als Naturdenkmal eingestuften Baumes am alten Rathaus Rellinghausen. „Mehrere Jahrzehnte alte, gesunde und standfeste Platanen mit beachtlichen Stammdurchmessern, die den Kern unseres historischen Ortsteils in jeder Hinsicht nachhaltig geprägt haben, sind der Kreissäge zum Opfer gefallen“, klagt der Bürger.
Auch die Grünen reagieren mit Kritik auf die Baumfällungen, zumal man erst am Freitag, 26. Februar, durch eine Mitteilung der Verwaltung über die Aktion informiert worden sei, nachdem die Bäume schon gefallen seien. „Fünf mächtige, 70 Jahre alte Bäume wurden in Nacht-und-Nebel-Aktion für den Supermarkt-Neubau geopfert“, schreibt Malte Lantin, Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung II. Er hätte sich gewünscht, frühzeitig über eine solche Aktion informiert zu werden, auch wenn die BV keine Entscheidungsgewalt habe. „Das Thema bewegt die Bürger sehr“, ist Lantin überzeugt.
„Die Bäume an der Eisenbahnstraße sind prägend für den Stadtteil und wichtig für das Klima, insbesondere in Zeiten zunehmender Hitzewellen. Wir sind entsetzt über dieses Vorgehen, insbesondere da die geplanten Ersatzpflanzungen auf dem Supermarktparkplatz erst nach vielen Jahrzehnten einen ähnlichen ökologischen und klimatischen Nutzen stiften können“, sagt Bernhard Pütz, Rellinghauser Bezirksvertreter der Grünen. Baurechtlich sei die Fällung in Ordnung, aber er hoffe, dass das Thema Baumschutz in Essen in Zukunft eine stärkere Priorität genießen werde.
Grüne fordern generell Ersatzpflanzungen in der unmittelbaren Umgebung
In diesem Fall werde Aldi die Ersatzpflanzungen auf dem eigenen Parkplatz vornehmen. Oft würden jedoch Ersatzflächen für Baumpflanzungen nicht im betreffenden Stadtteil, sondern in weit entfernten unversiegelten Naturschutzgebieten ausgewiesen, obwohl Bäume gerade in dicht besiedelten Bereichen eine wichtige Funktion hätten, kritisiert die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Irmgard Krusenbaum.
Die Grünen im Bezirk II fordern, den Schutz von altem Baumbestand im Stadtteil zu sichern und Ersatzpflanzungen grundsätzlich immer in der unmittelbaren Umgebung zu schaffen. Zur Verbesserung des Mikroklimas in der Stadt sollten darüber hinaus Bäume der gleichen Größe wie die gefällten vorgeschrieben werden.