Essen-Bochold. In Essen sind zuletzt wieder mehr Kinder verunglückt. Die Bergmühlenschule bietet deshalb Mobilitätstraining auf einem neuen Verkehrsparcours an

In Essen nahm zuletzt die Zahl der verunglückten Kinder im Straßenverkehr zu. Der neue Verkehrsparcours der Bergmühlenschule soll dem entgegenwirken. Die aktuellsten Zahlen der Polizei stammen aus dem Jahr 2019 und zeigen, dass die Zahl der verunglückten Kinder in Essen von 172 im Jahr 2018 auf 188 gestiegen ist. Die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg blieb mit 16 Fällen unverändert.

„Laut Unfallkasse NRW lässt sich die positive Wirkung von Verkehrssicherheitskampagnen deutlich nachweisen, wenn man die Unfallstatistiken über einen längeren Zeitraum verfolgt“, weiß Christoph Husmann vom Rotary Club Essen-Ruhr. Die Rotarier unterstützen die Bocholder Schule, haben den Verkehrsparcours mitfinanziert.

Kooperation mit der Stadt und dem Rotary Club Essen-Ruhr

Noch im Jahr 2007 waren in Essen und Hamburg die höchsten Kinderunfallzahlen bundesweit zu verzeichnen. „Hier ist neben dem Elternhaus die Schule gefordert“, sagt der Rotarier.

   Christoph Husmann vom Rotary Club Essen-Ruhr: „40 Prozent der Kinder besitzen an der Schule kein eigenes Fahrrad.“
   Christoph Husmann vom Rotary Club Essen-Ruhr: „40 Prozent der Kinder besitzen an der Schule kein eigenes Fahrrad.“ © Christoph Husmann

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Bewegung neben gesunder Ernährung die zentrale körperliche Voraussetzung für kindliche Entwicklung darstellt. „Nicht nur ein erfolgreicher Schulabschluss ist in Gefahr, sondern elementar das Leben der Kinder“, sagt Husmann.

Der neue Verkehrsparcours an der Bergmühlenschule entstand in Kooperation mit der Stadt Essen auf dem Schulhof an der Roggenstraße 5. Mit dem Ziel, die Grundschüler bereits ab der ersten Klasse auf das regelgerechte und sichere Verhalten im Straßenverkehr vorzubereiten und sie generell zu mobilisieren.

Was offensichtlich dringend nötig ist. Eine Befragung in den vierten Klassen der Schule hat ergeben, dass weniger als die Hälfte der Kinder regelmäßig draußen spielt. Insgesamt 40 Prozent der Kinder besitzen kein Fahrrad, nur 35 Prozent der Schüler nutzen ein Fahrrad regelmäßig.

Vier von zehn Kindern besitzen kein eigenes Fahrrad

Rotary Club unterstützt bereits die siebte Schule

Der Rotary Club Essen-Ruhrsetzt sich schon lange dafür ein, Schulen zu unterstützen. Im Falle der Bergmühlenschule gab der Club 8.500 Euro aus eigenen Mitteln dazu, um den Verkehrsparcours auf dem Schulhof an der Roggenstraße in Bochold zu realisieren.

Die Bergmühlenschuleist nach der Victoriaschule (Südostviertel), der Schule an der Heinickestraße (Südviertel), der Bodelschwinghschule (Altendorf), der Gervinusschule und Diergardtschule (beide Frohnhausen) und der Hüttmannschule (Altendorf) nun die siebte Essener Schule, an der die Rotarier helfen, ein derartiges Projekt zu verwirklichen.

Alarmierende Zahlen, die durch die aktuellen Corona-Beschränkungen noch verschärft werden, wie Schulleiterin Inara Dzelzkalns sagt: „Die Lage hat sich seit Beginn unserer Kooperation dramatisch zugespitzt. Die Eltern haben noch mehr Sorge, ihre Kinder nach draußen zu schicken, um sich dort zu bewegen. Nach den Lockdowns erscheinen viele Kinder müde, antriebsarm oder überdreht. Manche haben deutlich an Gewicht zugenommen. Umso wichtiger ist unser Mobilitätstraining.“

Gemäß der Lehrpläne sollen die Kinder am Ende der zweiten Klasse einen Parcours fahren. Zum Beispiel mit dem Roller oder Fahrrad auf dem Schulhof. Ende der vierten Klasse sollten sie das Fahrrad motorisch sicher beherrschen, an der Radfahrausbildung teilnehmen und sich verkehrsgerecht verhalten. So die Theorie. „Dies bedarf einer regelmäßigen Übung, die eigentlich im Elternhaus erfolgen müsste“, so die Schulleiterin weiter. „Aber das können viele Eltern bei uns nicht leisten, da das Wohnumfeld nicht viele Möglichkeiten bietet, damit die Kinder in der Freizeit Roller beziehungsweise Fahrrad sicher fahren können.“

Geschützter Raum zum Balancieren, Rollen und Fahrradfahren

Die Bergmühlenschüler haben den neuen Verkehrsparcours gezeichnet und sagen Danke.
Die Bergmühlenschüler haben den neuen Verkehrsparcours gezeichnet und sagen Danke. © Rotary Club Essen-Ruhr

Der neu gestaltete Schulhof an der Bergmühlenschule bietet nun einen geschützten Raum zum Balancieren, Rollen, Gleiten, Fahrradfahren. Das Konzept dazu haben der Rotary Club Essen-Ruhr und das Schul-Kollegium in den vergangenen Monaten gemeinsam entwickelt.

Im Zuge dessen hat die Stadt Essen den Schulhof grundsätzlich überarbeitet. Der vordere Schulhof wurde von der Stadt neu asphaltiert und damit die Basis für das Mobilitäts- und Verkehrstraining geschaffen. Von einer Fachfirma wurde ein Verkehrsparcours markiert, der gemeinsam mit einem Jugendverkehrspolizisten entwickelt wurde. Die Markierung sowie die entsprechenden Fahrzeuge wie Roller, Hochräder, Dreiräder und Swingcarts finanzierte der Rotary Club Essen-Ruhr. Den Parcours ergänzen Verkehrsschilder, die teils von Essener Verkehrsschulen bereitgestellt wurden, teils von den Rotariern aufgestockt wurden.

Die neuen Fahrzeuge ermöglichen allen Schülern die Teilnahme am Training

Auf dem neuen Parcours kann die Verkehrsschulung – ergänzend zum Besuch der Verkehrsschule, die zweimal in Klasse 4 ansteht – in der Schule gezielt vorgenommen werden. „Die gesponserten Fahrzeuge ermöglichen die Teilnahme auch der Schüler, die kein eigenes Fahrzeug besitzen“, freut sich Schulleiterin Dzelzkalns.

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Geparkt werden die Fahrzeuge im neu aufgestellten Container, den die Stadt für rund 2500 Euro zur Verfügung stellte. Eine Ganztags-AG sichtet die Vorschläge aller Schüler zur Verschönerung des Containermetallgrau und gestaltet einen Gesamtentwurf, der unter ehrenamtlicher Anleitung als Graffiti umgesetzt werden soll.

Im Container finden zudem Kisten mit weiteren Materialien zur Bewegungsschulung ihren Platz: Bälle, Gummitwist, Seilchen und Laufdosen, gespendet vom Förderverein der Schule, ergänzen das Mobilitätsangebot der Schule.

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