Essen-Bochold. An der Bergmühlenschule in Bochold fühlt sich die Schulgemeinde von der Stadt vernachlässigt. Auch nach zwei Jahren komme keine Antwort.
Das Wort „Geduld“ ist für Vanessa Keßler aus Bochold sicherlich kein Fremdwort. Schließlich ist sie eine vierfache Mutter. Doch mit ihrer Geduld – wenn es um die Stadtverwaltung geht – ist es jetzt vorbei. Denn während ihre beiden Kleinen noch mehr oder weniger im Windelalter sind, besuchen die beiden Großen bereits die Bergmühlenschule.
Seit April 2018 bittet die Essener Grundschule um Unterstützung
Und diese versucht seit inzwischen zwei Jahren, einen Sonnenschutz für die Klassenfenster zu bekommen. Bisher vergeblich. „Die entsprechenden Ämter reagieren nicht auf unsere Anfragen“, berichtet die Bocholderin und wendet sich deshalb an die Öffentlichkeit.
Die Geschichte begann am 24. April 2018, als die damals noch neue Schulleiterin eine E-Mail an den Schulträger mit der Bitte schickte, die Klassenräume auf der Südseite des Gebäudes zu schützen. „Denn im Sommer wird ist es in manchen Klassenräumen unerträglich heiß“, schildert Vanessa Keßler. Und deshalb stehe zu befürchten, dass die Kinder Hitzefrei bekommen, weil es in den Klassenräumen mindestens 27 Grad warm wird. Falls die Kinder im Zwei-Schicht-System auch nachmittags zur Schule müssten, wäre an Unterricht kaum zu denken. „Das führt wiederum zu Unterrichtsausfall, von dem wir vor den Sommerferien wegen Corona schon genug hatten“, befürchtet die Mutter, die auch Vorsitzende der Elternpflegschaft ist.
Der dritte Versuch unternahm die Bergmühlenschule im Mai 2020
Als auf die 2018er E-Mail keine Antwort kam, versuchte es die Schule am 14. März 2019 erneut mit einer Erinnerung, dass es demnächst wieder warm werden könnte. Die Sorge war nicht falsch, schließlich war der Sommer einer der heißesten überhaupt. Doch die Bergmühlschüler schwitzten weiterhin ohne Sonnenschutz – und die Stadt habe sich noch immer nicht gemeldet, so die Mutter.
Bergmühlenschule hat eine 144-jährige Geschichte
Die Bergmühlenschule ist eine städtische Gemeinschaftsgrundschule. Sie liegt im Stadtteil Bochold. Im Jahre 1876 wurde die Schule als evangelische Schulstelle zu Unterbochold eröffnet. Ein Altbau steht noch, der „Neubau“ ist auch schon 60 Jahre alt.
Die etwa 200 Schulkinder werden in acht Klassen unterrichtet, das gesamte Team besteht auch 15 Frauen und sechs Männern.
Am Donnerstag, 13. August, werden die I-Dötze um 10 Uhr auf dem Schulhof begrüßt.
Den dritten Versuch starteten die Bocholder am 18. Mai 2020, verbunden mit dem Hinweis, dass auch digitales Lernen in einem lichtdurchfluteten Klassenraum kaum möglich sei. Doch bis jetzt, wenige Tage vor dem neuen Schuljahr, hat sich nichts getan.
Das gilt auch für ein anderes Projekt, auf das die Bergmühlenschule seit 2019 wartet. Denn der Rotary Club Ruhr möchte den Bocholdern die Ausstattung zur Verkehrserziehung spendieren – wie er es zur Freude anderer Schulen bereits gemacht hat.
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Doch um den Straßenparcours aufzumalen, hätte der Schulhof saniert werden müssen. Außerdem hätte die Stadt ein Fundament gießen sollen, auf den die Rotarier den Gerätecontainer hätten stellen können. „Uns war zugesagt worden, und Oberbürgermeister Thomas Kufen war dabei, dass das in den Ferien geschehen soll“, versichert Vanessa Keßler. Und nur unter dieser Voraussetzung sei der Club bereit gewesen, mit der Spende noch zu warten.
Die Mutter fühlt sich an eine Episode aus Asterix & Obelix erinnert, in der auch ein „Passierschein A 38“ nicht half, durchs Ämterdickicht zu gelangen: „Keiner weiß, was der andere macht. Aber am Ende haben wir keinen Sonnenschutz.“