Essen. Am 1. März öffnen Essener Friseursalons wieder – mit strengem Hygiene-Konzept. Wie Kunden und Friseure den ersten Tag nach dem Lockdown erleben.

Waschen, schneiden, föhnen: Am Montag haben Friseure wieder ihre Arbeit aufgenommen, nach wochenlangem Lockdown. 75 Tage lang waren ihre Salons geschlossen, entsprechend hoch war der Andrang auch in Essen auf die ersten Termine.

Nina Motschler hatte Glück: Sie ist die Erste, die im Salon „Morante“ in Rüttenscheid Platz nimmt. „Das war der Jackpot“, sagt Motschler. Sie lässt ihre Extensions erneuern und ihre Farbe auffrischen. „Berkay rettet mich“, sagt sie über ihren Friseur. Dieser freut sich mindestens genauso sehr über seine Kundin: „Es ist so aufregend wie am ersten Schultag.“

Friseure dürfen nur mit strengem Hygiene-Konzept öffnen, eine medizinische Maske ist Pflicht. Für Friseur Berkay Yilmaz ist das kein Problem: „Für mich stehen die Haare und das Gespräch mit der Kundin im Vordergrund. Die Maske stört mich nicht.“
Friseure dürfen nur mit strengem Hygiene-Konzept öffnen, eine medizinische Maske ist Pflicht. Für Friseur Berkay Yilmaz ist das kein Problem: „Für mich stehen die Haare und das Gespräch mit der Kundin im Vordergrund. Die Maske stört mich nicht.“ © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Essener Salons wochenlang ausgebucht

Die Kunden haben sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung gewartet. Die Friseure berichten von einem hohen Andrang. Viele sind trotz verlängerter Öffnungszeiten schon für Wochen ausgebucht. „Wenn Stammkunden anrufen und wir nichts mehr frei haben, bieten wir ihnen einen Termin außerhalb der normalen Zeiten an“, berichtet Marta Kruk vom Rüttenscheider Laden „Individuals“.

Die Termine sind streng getaktet. Die Betreiber müssen darauf achten, dass genug Zeit zwischen den Kunden bleibt, um alles zu desinfizieren. „Wer zu spät kommt, riskiert, dass wir ihn nicht bedienen können“, warnt Friseurmeister Leandro Morante vom gleichnamigen Salon.

Sein erster Kunde ist Hendrik Rottländer. Der 24-Jährige stöhnt über seinen „Einstein-Look“. Um seine Haare zu verstecken, habe er oft eine Cap getragen. „Jetzt sehe ich wieder aus wie ein Mensch“, bedankt er sich nach dem Haarschnitt bei Leandro Morante.

Friseure dürfen nur mit strengem Hygiene-Konzept öffnen

Zur Wiedereröffnung mussten die Salons ihre Hygienekonzepte verschärfen. Medizinische Masken sind jetzt Pflicht. Bei Tätigkeiten nah am Gesicht des Kunden müssen die Friseure zusätzlich zur Schutzbrille oder zu einem Visier greifen. So schreibt es die Berufsgenossenschaft vor. Neu ist ebenfalls, dass eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern pro Person festgelegt wurde. Dabei sind Ausnahmen für kleinere Salon, wie dem von Morante, möglich.

Andere gehen noch weiter: Der Salon „Schnittstelle“ in Rüttenscheid hat extra zur Wiederöffnung einen neuen Luftreiniger aus Schweden gekauft.

Anstrengender erster Tag nach der wochenlangen Schließung

„Hygiene ist für uns kein Fremdwort. Der Aufwand diesmal war deutlich geringer als nach dem ersten Lockdown“, sagt Markus Bredenböcker. Der Obermeister der Essener Friseur-Innung betreibt einen Laden in Werden. „Alle waren dankbar und sehr froh, wieder öffnen zu dürfen“, fasst er die Reaktionen der Branche zusammen.

„Wir freuen uns mega“, bestätigt Melina Petroglou vom „George P.“ in Frohnhausen. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Montag bis 20.30 Uhr im Einsatz. Um ihr Team für den anstrengenden Tag zu wappnen, hat Petroglou kleine Tüten mit Nervennahrung vorbereitet.

Einen der ersten Termine konnte sich Stammkundin Britta Lomberg sichern. Die letzen Monate hat sie mit Ansatzspray und Mützen überbrückt. „Ich habe die Tage gezählt. Für mich ist es Seelen-Balsam, zum Friseur zu gehen“, sagt sie.

Veidt Grote muss seinen Salon an der Rüttenscheider Straße wenige Stunden nach der Öffnung schon wieder schließen. Der Grund: Die Bombenentschärfung im Viertel.
Veidt Grote muss seinen Salon an der Rüttenscheider Straße wenige Stunden nach der Öffnung schon wieder schließen. Der Grund: Die Bombenentschärfung im Viertel. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bombenentschärfung: Rüttenscheider Friseur muss nach wenigen Stunden schließen

Für einige Friseure in Rüttenscheid läuft der erste Tag nach dem Lockdown anders als geplant. Aufgrund einer Bombenentschärfung müssen Teile des Viertels evakuiert werden, angrenzende Bereiche werden gesperrt.

Betroffen ist unter anderem „Veidt Hairart“. Wenige Stunden, nachdem der Salon geöffnet hatte, musste er auch schon wieder schließen. „Das ist schon eine echt schräge Situation. Man muss es mit Humor nehmen“, meint Inhaber Veidt Grote.

Ihm würden seine Kundinnen und Kunden, die sich schon darüber gefreut haben, direkt am Montag frisiert zu werden, leid tun: „Sie müssen jetzt wieder vier Wochen auf einen neuen Termin warten.“

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