Weil die Rats-Konkurrenz nicht locker ließ, lenken nun CDU und Grüne ein: Die Stadt soll die Ausgabe von Taxi-Gutscheinen an Bedürftige prüfen.

Na, zumindest die letzten paar hundert Meter sind schon mal kostenlos: Zwei Fahrrad-Rikschas eines Job-Center-Projekts laden die betagten Patienten am Messeparkplatz P1 auf und kutschieren sie zum Impfzentrum in Halle 4. Die Warteschlange der Taxis ein paar Meter weiter aber zeigt: Die deutlich längere Fahrt von daheim nach Rüttenscheid, sie ist auch ein Geschäft – eines, das sich nicht jeder Über-80-Jährige leisten kann. Jetzt soll die Stadt – anders als bislang stets geplant – doch noch die Ausgabe von Taxi-Gutscheinen prüfen.

Ein Beschluss wider Willen, so lässt die CDU durchblicken

Genau dies hatte man im Rathaus bislang stets abgelehnt, hatte auf die Angebote ehrenamtlicher Initiativen verwiesen und ansonsten achselzuckend bedauert: Eine freiwillige Kostenübernahme, so wie in anderen Städten üblich, könne man leider nicht finanzieren: kein Geld.

Vielleicht ja doch. Denn getrieben von FDP, Essener Bürger Bündnis und SPD lenkten CDU und Grüne zur Ratssitzung am Mittwoch ein und beschlossen auch ihrerseits einen Prüfauftrag an die Stadtverwaltung: Die soll nun ermitteln, ob „im Rahmen einer unbürokratischen Härtefallregelung“ nicht ganz so mobilen Senioren der Impf-Priorität 1 und 2 – das sind alle ab 70 sowie verschiedene Berufsgruppen – Taxi-Gutscheine (inklusive eines Eigenanteils) für die Fahrt zum Impfzentrum zur Verfügung gestellt werden können.

Wer hilft schon jetzt bei der Fahrt zum Impfzentrum?

Auf ihrer Internetseite beschreibt die Stadt Essen ausführlich, wie die Impflinge zum Impfzentrum in Messehalle 4 kommen können. Darunter sind auch die Kontaktadressen und -telefonnummern ehrenamtlicher Angebote vom Evangelischer Kirchenkreis, der Arbeiterwohlfahrt, der Ehrenamt Agentur, dem Kreis Kettwig 4000 und vom Bürgerbus Haarzopf/Margarethenhöhe/Rüttenscheid.

Es war ein Ratsbeschluss, erkennbar wider Willen, wie CDU-Ratsherr Dirk Kalweit durchblicken ließ: Denn nach seiner Kenntnis hält sich die Nachfrage bei den ehrenamtlichen Fahrbereitschaften in argen Grenzen, er wisse gerade mal von rund 40 Anfragen.

Ausdrücklich legen Christdemokraten und Grüne Wert auf die Bedürftigkeit, was Kalweit auf die Formel brachte, es könne „keinen Freifahrtschein für alle geben“, darunter womöglich auch jene, „die zu Hause einen Porsche in der Garage haben“.

Sandra Schumacher von den Grünen machte denn auch deutlich: Mobilitätseingeschränkt und sozialleistungsberechtigt – das müssten die Kriterien für einen Zuschuss sein. Wie viele Impflinge der ersten beiden Prioritätsgruppen überhaupt darunter fallen, ist völlig unklar. Ebenso die Frage, ob auch bereits erfolgte und per Quittung nachweisbare Impffahrten im Nachhinein abgerechnet werden können.

SPD fordert zügige Prüfung, ob die Gutscheine möglich sind

Immerhin sind bereits mehr als 30.000 Impfungen erfolgt, und täglich kommen im Impfzentrum an der Messe rund 340 dazu. Während die Politik in der Grugahalle tagte, herrschte draußen vor der Tür ein reger An- und Abreise-Verkehr. Und es ließ sich dabei gut beobachten, dass viele betagte Impflinge sich mit dem Auto bringen lassen: von Kindern, Enkeln, netten Nachbarn oder sonst wem.

Was die Stadt nun genau prüfen will, ist nicht genau festgelegt, wichtig sei nur, mahnte am Mittwoch Julia Jankovic von der SPD, dass es „nicht bis zum Sankt-NimmerleinsTag“ dauert.