Essen. Libanesischstämmige Gläubige unterstellen der Stadt Essen, sie bei Beerdigungen besonders streng zu kontrollieren. Was die Stadt dazu sagt.

Die strengen Corona-Auflagen sehen bei Beerdigungen auf allen Essener Friedhöfen eine strikte Obergrenze von 25 Teilnehmern vor. Verstöße sind die Ausnahme, trotzdem wacht die Stadt über die Einhaltung der Regeln. Der Essener Mohamad Walid (39) wirft ihr vor, mit zweierlei Maß zu messen und Libanesen strenger zu behandeln als andere. Die Stadt weist den Vorwurf zurück.

  • Täglich wissen, was in Essen passiert: Hier kostenlos für den WAZ-Essen-Newsletter anmelden!

Walid versichert, dass bei der Beisetzung seines Vaters auf dem islamischen Gräberfeld des Hallo-Friedhofs die Corona-Vorschriften penibel eingehalten worden seien. „Wir waren genau 25, trotzdem hatte das Ordnungsamt 10 bis 15 Kräfte im Einsatz.“

„Ich verlange, dass die Stadt alle gleich behandelt“

Tags darauf sei er zum Grab seines Vaters gegangen und Zeuge einer weiteren Beerdigung geworden – offenbar von Muslimen aus dem früheren Jugoslawien. „Ich habe dort 100 Trauergäste gesehen, aber keinen einzigen von Ordnungsamt oder Mitarbeiter der Polizei.“ Am übernächsten Tag wiederum – bei einer weiteren libanesischen Beisetzung – seien sogar mehrere Dutzend Ordnungskräfte vor Ort gewesen, auch Polizisten. „Zwischen 9 und 12.30 Uhr konnte ich nicht zum Grab meines Vaters.“ Walid hat sich inzwischen im Rathaus beschwert: „Ich verlange, dass die Stadt alle gleich behandelt.“

Stadtsprecherin Jasmin Trilling bestätigt Walids Beschwerde, stellt aber klar: „Wir behandeln alle Trauernde auf allen Friedhöfen gleich.“

Bestatter und Friedhofsverwaltung klären früh, ob mit zu vielen Trauergästen zu rechnen ist

Um heraufziehende Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung und erst recht Konflikte mit den Trauergästen zu vermeiden, habe sich folgende Vorgehensweise bewährt: Der Bestatter frage bei der Trauerfamilie schon Tage vor der Beisetzung an, ob etwa mit mehr als 25 Trauergästen zu rechnen sei. Zum Teil würden auch Teilnehmerlisten gefertigt.

Erst wenn ein Überschreiten der Obergrenze nicht auszuschließen oder sogar wahrscheinlich sei, informiere der Bestatter die Friedhofsverwaltung und diese wiederum das Ordnungsamt bzw. die Polizei. Am Tag der Beisetzung beschränke sich das Ordnungsamt lediglich auf eine Kontrolle der Eingänge, um überzählige Trauergäste abzuweisen oder um Geduld zu bitten. Bei Hinweisen, die auf mögliche Verstöße bei laufenden Trauerfeiern bei der Stadt eingingen, würde das Ordnungsamt nicht spontan kontrollieren. Dafür fehle das Personal und es wäre wohl auch nicht pietätvoll.

Ob am Tag nach Walids Beerdigung tatsächlich massiv gegen die Corona-Regeln verstoßen worden sei, werde von der Stadt geprüft. Trilling: „Es gibt keine gezielten Kontrollen nur bei libanesischen Mitbürgern.“